Dengue-Fiebertherapie mittels Homöopathie

Dengue-Fieber ist eine, in tropischen und subtropischen Gegenden durch Mücken (meist Tigermücken) übertragene, sehr weit verbreitete virale Infektionskrankheit (Dengue-Virus), die sich nach einer Inkubationszeit von 3-14 Tagen in grippeähnlichen Symptomen bemerkbar macht, aber meist nach einer Woche, daher auch das Synonym Sieben-Tage-Fieber, vergeht. Bei 2-4% der Erkrankten kommt es jedoch zu lebensgefährlichen Komplikationen in Form von Hämorrhagien (unkontrollierte Blutungen) und Schockzuständen, mit Mortalitätsraten von 1-5%, bei einzelnen Epidemien deutlich mehr.

Die gegenwärtig einzig wirksame Bekämpfung des Dengue-Virus besteht in der Bekämpfung der Ausbreitung der Vektoren (Mücken) um die Infektionswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Die klinische Therapie ist rein symptomatisch ausgerichtet und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Gabe von Schmerzmitteln und von Flüssigkeit, sowie bei schweren Fällen auf intensivmedizinische Überwachung.

Nun hat Joe De Livera, der lokale Vertreter von „Homöopathen ohne Grenzen“ in Sri Lanka die aberwitzige Behauptung aufgestellt, er hätte etliche Patienten mit Dengue-Fieber, viele davon sterbenskrank, mit Hilfe des homöopathischen Mittels Eupatorium Perfoliatum 200 innerhalb von Stunden geheilt:

Among those who recovered within hours of administration of this homeopathic preparation were ‘almost dying patients’;

Wie bei Homöopathen üblich alles ohne irgendwelche wissenschaftlichen Belege. Die homöopathische Behandlung von Dengue-Fieber ist sein Steckenpferd, er selbst schlägt sogar Doppelblindvesuche vor, nur durchführen tut er sie nicht.

The ideal would be for controlled Double Blind tests to be used to verify the efficacy of the remedy which can be recorded by independent observers wherever this remedy is used.

On the efficacy of Eupatorium Perfoliatum 200 in the Wet dose Joe states it has proved to cure a patient in less than six hours. […] a teaspoonful of the remedy, which is made by medicating bottles of standard drinking water sold in supermarkets, every 2 hours as prescribed by Joe. Joe also recommends that this same remedy be used as a Prophylactic by the other members of the family who had one who was infected by the Dengue Virus. The dosage is taken once weekly.

Nicht nur, daß hier solch eine nicht gerade ungefährliche Erkrankung durch Gabe von Eupatorium Perfoliatum (Wasserhanf), dem Standardmittel in der Homöopathie bei fiebrigen Erkrankungen und grippalen Infekten, in der Verdünnung 200C „behandelt“ wird, sondern sie wird auch noch als Prophylaxe für Angehörige vorgeschlagen. Um zu verstehen warum das alles nicht funktionieren kann, muß man sich klar machen, was er hier vorschlägt.

Zur Verdeutlichung was C200 eigentlich bedeutet, ein Gedankenexperiment. C200, gleichbedeutend mit D400, besagt, daß die Urtinktur 1:10400 verdünnt wird. Die Anzahl der Elementarteilchen im gesamten Universum wird auf rund 1087 geschätzt. Das bedeutet nun, daß bei der C200-Verdünnung 10400-87 ≈ 10313 Universen benötigt werden würden, um überhaupt nur ein einziges Wirkstoffteilchen vorzufinden. Homöopathen behandeln somit eine lebensgefährliche Viruserkrankung mit der Gabe von Nichts, denn Wasser (Tinkturen) und Zucker (Globuli) ist in allen homöopathischen Produkten – es sind definitiv keine Arzneien — enthalten. Hier wird daher lebensgefährlicher Blödsinn propagiert.

Mit seinen aus der Luft gegriffenen Behauptungen hofft nun Joe De Livera den Verhaltenskodex öffentlicher Krankenhäuser, denen bisher der Einsatz homöopathischer Produkte untersagt ist, aufweichen zu können.

[…] it is going to open up flood gates to break the present imbroglio, as doctors are forbidden to use a homeopathic remedy in hospitals under the Government’s present Health Decrees.

Zumindest ließ sich bereits der Bürgermeister von Colombo von ihm überreden ein Großexperiment mit inzwischen 1.000 Teilnehmern durchzuführen.

At a meeting held recently convened by the Mayor of Colombo, it was decided that the Homeopathic Association of Sri Lanka to hold camps in 4 locations in the city where the single remedy that can CURE Dengue would be distributed free of charge by a team of Homeopathic doctors on June 30 and July 1 in 4 locations in the city. The response was gratifying as over 1000 patients attended these camps and were each given the remedy after they registered their name and address. It now remains to be seen as to how the distribution of this medicine will affect the spread of Dengue in the areas where the patients lived.

Ob auch therapeutisch-symptomatisch wirksame Medikamente gegeben werden, ist hier nicht ersichtlich, aber in jedem Falle ist ein solches Vorgehen ethisch durch nichts zu rechtfertigen.

He points out that it is not a matter of either proving or disproving whether Homeopathy or Allopathy can CURE Dengue, but it is more a matter of life and death as proved by statistics today

Es wäre ja schön für Patienten und Krankenkassen wenn die Homöopathie wirken würde, nur kann er eben keine Statistik vorlegen, die seine Behauptungen auch nur annähernd belegen könnte.

Manch einer wird sich jetzt fragen, wo das Problem ist. Eine echte Therapie zur Behandlung von Dengue-Fieber gibt es nicht, das homöopathische Mittel wirkt nicht, schaden kann es auch nicht, da nichts enthalten ist und für die Patienten ist es kostenfrei. Wo liegt also der Schaden? Dem ist zu entgegnen, daß es sich um eine Form der Gehirnwäsche handelt. Jede Heilung wird dem homöopathischen Nichts zugeschrieben werden. Dies setzt sich in den Köpfen der Menschen fest. In Zukunft wird dann auch bei anderen Erkrankungen immer häufiger auf Homöopathie gesetzt werden und eine medizinische Behandlung unterbleiben, auch aus Kostengründen. Aberglauben jedweder Art ist, insbesondere in Asien und Afrika, weit verbreitet und nun wird in Form der Homöopathie ein Weiterer hinzugefügt.

Nachtrag 24.09.2012:
Die „Homöopathen ohne Grenzen e.V.“ teilen mit, daß Herr Joe de Livera nichts mit der HOG zu tun habe, vgl. Kommentar unten.

11 Kommentare

  1. Beate Engler-Porley sagt:

    Typische Reaktion von Menschen, die keine Ahnung von der Wirkweise der Homöopathie haben. Dabei sollte doch der Erfolg für sich sprechen.
    Es ist traurig,dass viele Wissenschaftler, den sichtbaren Erfolg homöopathischer Behandlungen, nicht anerkennen, weil sie ihn sich wissenschaftlich nicht erklären können. In meiner Familie wurden noch nie Antibiotika benötigt. Wir haben bisher alle Infektionskrankheiten mit Homöopathie geheilt. Und das seit fast 30Jahren!

  2. Sie vermischen zwei Dinge miteinander, das Eine ist die Unkenntnis eines Wirkmechanismus und das Andere der Wirknachweis. Prinzipiell kann man mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden ohne Kenntnis des Mechanismus durchaus Wirkungen nachweisen. Bei der Homöopathie läßt sich aber seit über 200 Jahren keinerlei Wirkung nachweisen, die über der von Zufallsergebnissen oder Placebo-Effekten liegt. Es gibt in der Homöopathie einfach keine Erfolge die für sie sprechen könnten, nur Anekdoten von Einzelpersonen. Darüberhinaus sind die von Homöopathen vorgeschlagenen Wirkmechanismen naturwissenschaftlich nicht haltbar.

    Es ist schön für Sie und Ihre Familie, daß bei Ihnen alle Infektionskrankheiten (welche genau, wenn man fragen darf?) ausgeheilt sind, doch was führt Sie zu der Annahme, daß dies auf Grund der Einnahme von homöopathischer Mittel erfolgt sein könnte? An Individuen läßt sich grundsätzlich kein Wirknachweis beweisen, hierzu bedarf es Studien unter kontrollierten Bedingungen mit einer Kontrollgruppe.

  3. Homöopathen ohne Grenzen e.V. sagt:

    Im obigen Artikel zitieren Sie Herrn Joe de Livera, der auf seinen Webseiten die Information veröffentlicht, er sei Vertreter von Homöopathen ohne Grenzen (HOG) in Sri Lanka. Dies ist nicht der Fall. Herr de Livera hat nichts mit HOG zu tun. Wir haben Herrn de Livera bereits gebeten, von der Behauptung, er sei ein Repräsentant unserer Organisation Abstand zu nehmen.
    Elisabeth von Wedel
    Vorstand HOG

  4. Gut, ich nehme hiermit zu Kenntnis, daß Herr de Livera kein Vertreter der HOG ist. Das Einzige was sich dadurch ändert, ist, daß Herr de Livera seinen gefährlichen Unsinn mittels Homöopathie nicht im Namen der HOG betreibt, wohl aber im Sinne der HOG behandelt, denn andernfalls hätten sie sich wohl gleichfalls von der „Behandlung“ distanziert. Auch ist die HOG selbst in Sri Lanka aktiv und bemüht um politische Beeinflussung:

    Wieder zu Hause kündigt er [der Minister; die Red.] bei einem zweiten Treffen im Homeopathic Council grundlegende Änderungen in der näheren Zukunft der Homöopathie in Sri Lanka an. In Kooperation mit indischen Universitäten sollen in Zukunft fundierte Homöopathie-Ausbildungen für eine neue Generation sri lankischer Studenten angeboten werden. Und endlich dürfen Sewa Lanka und Dr. De Zoysa mit den geplanten homöopathischen Erste-Hilfe-Ausbildungen beginnen.

    Quelle: HOG

    Tatsache ist eben auch, daß die HOG ihre esoterische Quacksalberei nicht nur auf Sri Lanka, sondern auch in anderen „Entwicklungsländern“, die selbst schon unter ihren eigenen Wunderheilern zu leiden haben, feilbietet.

    Die daraus endstehende „Hochpotenz“ enthält faktisch kein einziges Molekül des Ausgangstoffes mehr, sondern nur noch seine „Potenz“, sprich seine Wirkung. Das Phänomen der Homöopathie ist es nämlich, dass diese Potenzen, die intensivsten Reaktionen hervorrufen können.

    Quelle: HOG

    Ich schlage hiermit die ersatzlose Auflösung der HOG und aller anderen homöopathischen Einrichtungen vor.

  5. moe sagt:

    das seltsame ist, bei mir helfen pharmamedikamente überhaupt nicht, die nebenwirkungen davon sind übel, aber homöopathische mittel helfen mir gesund zu werden und zu bleiben.
    warum setzen sie sich so kämpferisch für die pharmaindustrie ein? sind sie lobbyist? den anschein hat es!
    ein glück, daß sich menschen noch frei entscheiden können und es werden immer mehr, die sehr unzufrieden sind mit dem, was ihnen da medizinisch geboten wird.
    ich würde es prima finden, wenn die unterschiedlichen medizinischen ansätze sich gegenseitig ernst nehmen würden.
    sie könnten voneinander provitieren und würden so wirklich den menschen helfen.
    denn das ist ja ihre aufgabe!

    1. Einzelne private Anekdoten sind kein Beweis für oder gegen etwas. Haben Sie sich mal überlegt, wie „helfen gesund zu bleiben“ mit der postulierten Wirkungsweise der Homöopathie, Gleiches mit Gleichem zu behandeln, in Einklang zu bringen ist? Was sollte also im Falle der Gesundheit behandelt werden? Ihren Aussagen kann man entnehmen, daß Sie wohl bisher glücklicherweise niemals ernsthaft krank waren.
    2. Ich setze mich nicht kämpferisch für die Pharmaindustrie ein, sondern ich bekämpfe jede Form Unsinn, insbesondere gefährlichen. Außerdem wollen Sie nicht sehen, daß es eine recht einflussreiche Homöopathen-Lobby gibt, denn nur ihr ist es zu verdanken, daß Homöopathika nicht wie Medikamente ihre Wirkung nachweisen müssen.
    3. Schauen Sie sich bitte auch mal die Umsätze der Homöopathenindustrie an, die sind nicht ohne. Es gibt kaum einen industriellen Bereich der derart gewinnträchtig ist wie die Produktion von Homöopathika. Die Herstellung der Globuli erfolgt aus den spottbilligen Grundsubstanzen Zucker, Wasser und etwas Alkohol, der Aufwand für Forschung und sich daran anschließende klinische Studien ist in der Nähe von Null anzusiedeln und Marketing betreiben beide Seiten gleichermaßen. Im Supermarkt kostet 1 kg Zucker rund 0,80-1,00 €, rechnen Sie das mal auf 1 kg Globuli um! Wer also ohne Risiko richtig Geld verdienen will produziert am Besten Homöopathika!
    4. Es gibt keine unterschiedlichen medizinischen Ansätze in ihren Sinne. In das was Sie als „Schulmedizin“ bezeichnen würden, wird alles übernommen, sofern sich eine Wirkung nachweisen lässt. Leider lassen sich immer mehr Krankenhäuser, Ärzte und Krankenkassen dazu korrumpieren, auch allerlei esoterische Quacksalberei mit bewiesener Wirkungslosigkeit in den Behandlungskanon aufzunehmen, um die, im Allgemeinen gut Verdienende, aber von naturwissenschaftlichen Kenntnissen unbeleckte, Klientel der Homoöpathiegläubigen als zahlende Kundschaft zu gewinnen.
  6. […] aber nun genau? Es ist schwierig ein passenden Vergleich zu finden, ich greife hier mal auf meinen Lieblingsvergleich mit dem Universum zurück. Nehmen wir an, ein Wirkstoffmolekül der Urtinktur wäre ein […]

  7. […] Dieser eine Beitrag ist zwar bedeutungslos und wird (hoffentlich) in der Fülle des Geschriebenen auf dieser Welt untergehen. Dennoch zeigt er eine gefährliche Tendenz auf. Die Homöopathie insgesamt verläßt seit einigen Jahren verstärkt ihren angestammten Wirkungskreis der Wehwechen und dringt in Gefilde vor in denen eine Fehlbehandlung den Tod zur Folge hat (bspw. AIDS, Dengue). […]

  8. Sue sagt:

    Auch unsere gesamte Familie inkl. Tieren hat schon enorme Erfolge mit der Homöopathie erzielt, teilweise in Fällen, wo die Schulmedizin nicht weiter wusste. Ein Kind konnte dank der Globuli vor dem Ersticken an einem Wespenstich im Mund gerettet werden. Der ging nach der Gabe so schnell zurück und das Kind spielte munter weiter. Wenn die Homöopathie bei Kindern und Tieren wirkt, kann es keine Einbildung sein. Wir verdanken ihr sehr viel! Lassen Sie sich mal von einer Wespe stechen und nehmen das passende homöopathische Mittel. Spätestens dann werden Sie von der Wirkung überzeugt sein!

  9. @Sue

    Ihr Vorschlag enthält einen Denkfehler. Aus wissenschaflticher Sicht kann man durch reine Beobachtung eines einzelnen Individuums bei Gabe einer Substanz und anschließend eintretender Wirkung nicht folgern, daß die beobachtete Wirkung von der der Substanz herrührt, da bspw. eine Selbstheilung oder der zufällige Tod eingetreten sein können.

    Ein normal gesundes Individuum benötigt nach einem Wespenstich überhaupt keine (medikamentöse) Behandlung. Im hinteren Rachenraum kann ein Insektenstich zwar gefährlich werden, aber durch die Gabe von Globuli geht eine entsprechende Schwellung mit Sicherheit nicht zurück, dafür gefährdet man das Leben des Betroffenen, da durch die Pseudomedizin wertvolle Zeit bis zur Einleitung medizinischer Notfallmaßnahmen verloren geht. Was sie getan haben war schlicht und ergreifend grobe Fahrlässigkeit aus Dummheit, in dem sie den Tod des Kindes billigend in Kauf genommen haben!

    Den beobachteten positiven Wirkeffekten der Homöopathie, auch bei Tieren und Kindern, liegt die Placebowirkung zu Grunde. Diese Effekte sind vollkommen unabhängig davon, welche Globuli verabreicht werden. Man muss dem Patienten bzw. dem Behandler nur glaubhaft versichern, daß diese Globuli genau dafür die Richtigen seien.

    Globulis sind nichts weiter als überteuerte, wirkstofffreie Pseudomedizin! Sie eignen sich daher nur für gesunde Personen aus der gehobenen Einkommensklasse und helfen dem Quacksalber dabei, selbst ein formidables Einkommen zu erzielen.

  10. Rose-Marrie Stumm-Zellert sagt:

    Habe erst heute diesen Artikel von Herrn Feuerwächter gelesen. 6 jahre nach dessen Publikatio. Ich stelle nur fest, dass dieser Herr nur aus der Theorie spricht und überhaupt nichtt die Wirkungsweise der homöopathischen Heilmittel verstanden hat. Also sein Halbwissen als Wissen verkauft. Zwischen Himmel und Erde ist nun mal nicht alles schwarz und weiß und manches konnte selbst ein Einstein nicht beweisen: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. So ist es auch hier, bis heute gibt es nur Ansatzweise bei einigen homöopathischen Medikamenten Beweise für das funktionieren, das bedeutet aber nicht dass es keine Wirksamkeit gäbe.
    Und das mein Herr sind nicht Einzelne sondern Viele die Heilerfolge erzielen konnten. Gott sei Dank hat es die Pharmalobby bisher nicht geschafft diese Medikamente zu verbieten.Ich selbst kam durch eine verzweifelte Situation meiner Tochter zur Homöopathie und werde ihr aufgrund meiner positiven Erfahrungen bis an mein Lebbensende treu bleiben.

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