Geheimdienstler als Professoren

Wie der Spiegel meldet, hat die FU-Berlin richtigerweise dem neuen Bundesverfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen eine Honorarprofessur verweigert. Ausschlaggebend soll seine Verstrickung im Fall Murat Kurnaz gewesen sein. Ein schaler Beigeschmack haftet dieser Entscheidung jedoch an. Zum Einen gab es im Akademischen Rat der Universität tatsächlich eine nicht geringe Zahl an Befürwortern dieser Honorarprofessur. Hier haben Ratsmitglieder versucht, sich an die Politik zu verkaufen. Zum Anderen wird die Ablehnung unverständlicherweise allein mit dem Casus Murat Kurnaz begründet. Offen bleibt die Frage, wieso es überhaupt möglich sein konnte, daß er trotz seiner Nähe zum Geheimdienst in die engere Auswahl kam.

Universitäten sind Orte der Wissenschaft – zumindest sollten sie es sein –, deren Grundprinzip geprägt ist durch Transparenz und Offenheit. Geheimdienste hingegen sind ziemlich genau das Gegenteil davon, denn ausnahmslos alle, egal welcher Coleur, arbeiten in letzter Konsequenz nach demselben Prinzip, da die klandestine Informationsbeschaffung nur durch Bruch von Vertrauen, unter Verletzung des Persönlichkeitsrechts und verschiedener Grundrechte erfolgreich durchgeführt werden kann. Ihrem Wesen nach widersprechen alle Geheimdienste dem Prinzip einer freien, republikanisch-demokratisch orientierten Gesellschaft und dem einer Universität sowieso. Auch wenn bei Geheimdiensten zweifellos nach wissenschaftlicher Methodik gearbeitet werden kann (zumindest theoretisch), wird dort keine Wissenschaft betrieben.

Daher ist aus den genannten Gründen eine Zusammenarbeit von jeglichen Personen, die einem Geheimdienst nahe stehen, nicht vereinbar mit den ethischen Prinzipien einer Universität. Herr Maaßen hat dies wohl auch selbst erkannt, wie seinen Worten zu entnehmen ist:

„Es geht nicht um meine wissenschaftliche Leistung, sondern darum, dass ich bestimmte Funktionen in diesem Haus wahrnehme.“

Ob man bei ihm überhaupt von wissenschaftlicher Leistung sprechen kann, sei mal dahingestellt, aber zu einer Professur in einem demokratischen Land gehört eben auch eine vertretbare ethische Haltung und diese ist bei ihm allein schon durch seine Tätigkeit im Bereich der Geheimdienste einfach nicht gegeben. Das es leider auch möglich ist, ohne wissenschaftliche Leistung eine Professur zu erhalten, sondern allein durch Prostitution des Akademischen Rates gegenüber der Politik, zeigt bspw. die Honorarprofessur der Religionsministerin Annette Schavan an der FU-Berlin.

Personen, die eine wie auch immer geartete geschäftsmäßige Verbindung mit Geheimdiensten aufweisen, sollten bei Bewerbungen, unabhängig von der angestrebten Position, von vornherein aussortiert werden und gar nicht erst in die engere Auswahl kommen können. Bei bereits eingestellten Mitarbeitern sollte die schnellstmögliche Kündigung ausgesprochen werden.

Abgesehen davon, wird mit Hans-Georg Maaßen als neuem Chef des Bundesverfassungsschutzes wohl der Bock zum Gärtner gemacht, gehört er doch mental selbst genau zu dem rechtsorientierten Personenkreis, der im NSU-
Skandal für das Vernichten der Akten verantwortlich ist.

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