Doppelmoral des BDI

Jetzt, nachdem es als gesichert gelten kann, daß der BND aktiv beim Landesverrat mit der NSA kooperiert hat und deutsche und europäische Unternehmen sowie Amtsträger ausgespäht hat, beschwert sich der Präsident des BDI, Ulrich Grillo, und beklagt den Vertrauensverlust zwischen Industrie und Politik:

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, fordert Taten: „Die Bundesregierung muss die Vorwürfe zügig und lückenlos aufzuklären – ohne Kompromiss“, sagte Grillo SPIEGEL ONLINE. Der BDI zeigt sich entsetzt über die jüngsten Vorwürfe gegen den Bundesnachrichtendienst (BND), US-Wirtschaftsspionage gegen die deutsche Industrie jahrelang unterstützt zu haben.

Grillo bezeichnet das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Industrie als „erheblich belastet“: „Verlorenes Vertrauen hat fatale Konsequenzen“, warnte der BDI-Präsident. „Niemand darf hier zur politischen Tagesordnung übergehen.“ Er forderte eine stärkere Kontrolle der Geheimdienste. „Der BDI erwartet, dass die ausgespähten Unternehmen unverzüglich darüber informiert werden, ob und welche Daten wann an die US-Dienste weitergegeben wurden“, sagte der BDI-Präsident.

Rein inhaltlich hat er natürlich vollkommen recht, dennoch offenbart sein Verhalten eine ziemliche Doppelmoral, denn einige Mitglieder des BDI haben nicht die greringsten Probleme damit, wenn die Bürger von den Geheimdiensten ausgespäht werden. Da kam nichts vom Verband, immerhin sind die Mitarbeiter der Verbandsunternehmen ebenfalls Bürger in diesem Land. Mehr noch, Verbandsunternehmen sehen es als Selbstverständlichkeit an, Daten über ihre Kunden nicht nur zu sammeln, sondern wann immer möglich durch entsprechend programmierte Systeme auch heimlich zu erlangen und die so gewonnenen Daten als ihr Eigentum zu betrachten. Keinem dieser Unternehmen ist es jemals in den Sinn gekommen, daß es sich hierbei ebenfalls um einen Vertrauensbruch handelt. Allerdings sind die Bürger daran auch nicht ganz unschuldig, denn vielen ist die Datensammelei offenbar so egal, daß sie ihren Unwillen darüber nicht durch Kaufverzicht die Unternehmen spüren lassen. Von denselben Unternehmen wird versucht, Datenschutzbestimmungen für die Bürger wann immer möglich bereits im Vorfeld durch entsprechende Lobbyisten zu verhindern. Wie wäre es, wenn die Unternehmen mit gutem Beispiel vorangingen und dem Bürger mitteilen, welche Daten sie über ihn gesammelt haben?

Nun, wo die Unternehmen selbst von der massenhafen Ausspähung durch die Geheimdienste betroffen sind, sieht die Sache für sie auf einmal ganz anders aus, aber ich tippe mal darauf, daß bei ihnen kein Umdenken einsetzen wird, denn durch Spionage bei ihnen verlieren sie Geld, aber die Ausspähung ihrer Kunden ist gewinnbringend. Wie immer geht es nur ums liebe Geld.

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