Zensur durch die Hintertür

Allmählich wird mehr zu den Mechanismen der Inhalteperren von Facebook bekannt und die sind umfangreicher als nur das Sperren von „Hasskommentaren“ auf Druck der Bundesregierung. Bei Facebook scheint es klare Richtlinien für politische Zensur zu geben. Was durchaus nachvollziehbar ist, denn Facebook ist ein Wirtschaftsunternehmen und verdient sein Geld durch Werbung. Aus ökonomischer Sicht gibt es daher für Facebook und andere Unternehmen der Branche nur zwei Handlunsgoptionen: Geschäftsaufgabe durch Rückzug aus dem Markt oder Kooperation mit Regierungen.

Vor diesem Hintergrund erscheint auch die Wirkung einer anderen Aktivität von Facebook weitaus bedenklicher als bisher angenommen. Als neueres Geschäftsmodell versucht Facebook verstärkt Verlage dazu zu bewegen ihre redaktionellen Inhalte direkt bei Facebook einzustellen. Im Gegenzug wird ein Anteil am Werbekuchen versprochen. Facebooks Linie ist klar, man will sich zum Portal weiterentwickeln, welches der Benutzer, um seinem Informationsbedürfnis nachkommen zu können, nicht mehr zu verlassen braucht. Der eine offensichtliche Nachteil ist, daß Nicht-Facebooker ausgeschlossen bleiben und daher indirekt Druck ausgeübt, wird dem Netzwerk beizutreten, der Andere, daß sich die Verlage in Zeiten schwindender Akzeptanz und Auflagenzahlen in eine gefährliche Abhängigkeit begeben. Um die Verlage sorge ich mich allerdings dabei eher nicht, wenn sie Pleite gehen, dann gehen sie halt Pleite. Das Problem sehe ich an anderer Stelle. Da sich die Verlage, als der gegenwärtig schwächere Part, den Vorgaben von Facebook werden beugen müssen, können sie dort bestimmte Inhalte auch jenseits von (weiblichen) Brustwarzen nicht publizieren. Sie können diese Inhalte zwar weiterhin auf ihren eigenen Webseiten ins Netz stellen, aber wenn die Hauptleserschaft sich nur noch auf Facebook bewegt, werden sie dort nicht wirklich zur Kenntnis genommen werden. Bestimmte Sachverhalte werden somit, trotz eigentlich freier Presse, aus dem Sichtfeld verschwinden.

Zu dem geschilderten Problem kommen jetzt noch die Zensurbestrebungen der Regierungen hinzu. Über den kurzen Dienstweg, in Deutschland via Avarto-Bertelsmann, lassen Regierungen nun Facebook „wissen“, was als unerwünscht gilt. Setzt Facebook dies um und dies muss es, will es weiter im Geschäft bleiben, werden nicht nur die Benutzerkommentare zensuriert, sondern die Presse gleich mit und die Regierungen können ihre Hände in Unschuld waschen.

Wenn ich jetzt noch lese, daß Mark Zuckerberg der Meinung sein soll, die Aufgabe von Facebook soll es sein zum Weltfrieden führen, in dem beim Kommentieren und Teilen gegenseitiges Verständnis geschaffen wird, wird mir anders. Bei derartig umfassenden Weltverbesserungambitionen werde ich immer mißtrauisch. Ist er einfach nur ein realitätsferner Kindskopf, der sich nicht vorstellen kann, daß es Positionen gibt, für die es kein gegenseitiges Verständnis geben kann und auch nicht geben sollte oder hegt er tatsächlich eine Form von Größenwahn? Was für eine Art Frieden soll das werden? So wie der von Scientology, wo alles, was nicht sein darf ausgeblendet und als feindlich abgekanzelt wird? Wie gesagt es gibt Positionen die sind und bleiben unvereinbar. Es ist eine zutiefst irrige Annahme, daß durch Meinungsunterdrückung diese auch verschwinden werden. Im Gegenteil, wahrscheinlich hält man sie gerade dadurch erst recht lange am Leben. Das ist dieselbe konstruktivistische Grundeinstellung wie bei den Genderisten. Sprache schafft Realität und was nicht gesagt wird (werden darf), verschwindet. Das hat schon bei unseren Vorfahren in grauer Vorzeit nicht funktioniert, als diese nur „von dem, den man nicht (be)nennen darf“ sprachen. Der Bär war deswegen nicht weniger gefährlich und verschwand deshalb auch nicht.

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