Ab und an erhalte ich PDFs zugemailt, welche eingescannte Dokumente enthalten, in denen Teile wie Namen, Anschriften etc. vor dem Scannen mit Filzstift geschwärzt wurden und bei denen ich dann meistens feststelle, daß zwar die Intention des Schwärzens vom Ersteller vollkommen richtig war, aber das Ergebnis rundweg in die Hose gegangen ist, da die geschwärzten Teile ohne irgendwelche Tricks gut lesbar sind. Auch im Internet findet man solche Dokumente immer mal wieder. … Als Anschauungsobjekt für ein derartig fehlgeschlagenes Schwärzen sei hier auf die Veröffentlichung eines Beschlusses vom Verwaltungsgericht Berlin (Az. VG 27 L 369/16) verwiesen (via Geheimgespräche mit Journalisten), der das Bundeskanzleramt dazu verurteilt, bei Hintergrundgesprächen mit Vertretern von Medien auf Anfrage über Datum, Veranstaltungsort, Teilnehmer und Themen nicht jedoch über die konkreten Gesprächsinhalte Auskunft zu erteilen. Der Beschluss selbst und dessen Begründung ist hochinteressant, im Sinne der Pressefreiheit (Stichwort Lügenpresse und gesteuerte Medien), soll aber hier nicht das Thema sein, sondern nur das PDF unter dem technischen Gesichtspunkt betrachtet werden, wie es nicht — schon gar nicht jenen, die sich Journalist nennen — passieren sollte.
Bei vor dem Einscannen mit Filzstift geschwärzten Dokumeten lassen sich meist auf den ersten Blick, zumindest auf kleineren Bildschirmen, keine Einzelheiten erkennen, hierzu muss man eine vergrößerte Dokumentendarstellung wählen. Außerdem hängt die Sichtbarkeit enorm vom verwendeten Darstellungsmodus der Betrachtungssoftware ab. Konkretes Beispiel: Wer derartige Dokumente auf einem Tablett unter Android mit dem Standardviewer öffnet, wird auch bei Vergrößerung nicht viel mehr erkennen, vollkommen anders bei Verwendung des Document Viewer unter Ubuntu oder Skim unter MacOS X. Hier sind die geschwärzten Teile deutlich zu lesbar. Ursache des Übels ist, daß Filzstiftschwarz ein anderes Schwarz als Tonerschwarz ist und moderne Scanner diese Nuancen erkennen und dann auch die Fläche eben nicht durchgehend als schwarz erkennen. Hinderlich beim Erkennen kann auch sein, wenn der Viewer Kantenglättung (anti-alising) bei der Darstellung verwendet.
Um das beschriebene Problem zu vermeiden, sollte man entsprechend geschwärzte Dokumente nie im praktischen Einschrittverfahren, bei dem der Scanner das Dokument gleich gebrauchsfertig als PDF ausgibt, erstellen, sondern mehrschrittig vorgehen:
- Ungeschwärztes Originaldokument in der gewünschten Qualität einscannen und als Bilddatei (png ist bspw. gut geeignet) zwischenspeichern.
- Bilddatei mit einem herkömmlichen Grafikprogramm wie bspw. GIMP oder GraphicConverter öffnen.
- Die zu schwärzenden Teile mit einem Rechteck mit schwarzer¹ Füllfarbe überdecken. Beim Schwärzen von numerischen Werten, insbesondere bei Kontoauszügen oder Betragslisten, ist es zudem noch sinnvoll, nicht nur den Betrag selbst zu Schwärzen, sondern die Gesamtbreite der jeweiligen Spalte und natürlich die Summe, damit auch anhand der Länge des geschwärzten Bereichs kein Rückschluss auf die ungefähre Höhe des Betrages mehr möglich ist.
- Dokument speichern.
- PDF aus der Bilddatei erzeugen. Auf welchem Weg das PDF erzeugt wird (bspw. direktes Speichern als PDF im GraficConverter, mit
convert Quellbilddatei.png Zielbilddatei.pdf
über die Kommandozeile oder Einlesen in LibreOffice als Zeichnung und Export als PDF) ist bzgl. der fehlenden Rekonstruktionsmöglichkeit der geschwärzten Stellen irrelevant.
Dieses Vorgehen erfordert zwar deutlich mehr Aufwand als die Filzstift-Scan-Methode, ist dafür aber auch wirklich zielführend und vernichtet die Information im geschwärzten Teil wirkungsvoll und dauerhaft.
1 Genaugenommen ist die Farbe vollkommen belanglos. Sinn der Aktion ist es, allen Bildpunkten in dem in Frage kommenden Bildbereich denselben Farbwert zuzuordnen, damit keinerlei Strukturen wie Schriftzeichen mehr erkennbar sind, vorhandene Informationen sollen irreversibel zerstört werden. Welcher Farbwert dabei Verwendung findet, ist vollkommen belanglos, üblicherweise wird halt schwarz genommen. Selbst weiß ginge, ist für den Leser aber u.U. nicht sofort als „Schwärzung“ erkennbar und daher tendenziell ungeeignet.
[…] Wie man Dokumente richtig schwärzt. Vor dem Einscannen einfach mal kurz mit dem Filzstift drüber, reicht nämlich nicht. […]