Christenverfolgung

Rechtzeitig vor Ostern hat die Presse das Thema Christenverfolgung aufgegriffen gehabt und dabei den Weltverfolgungsindex 2017 der christlichen Organisation OpenDoors referenziert. Ich will hier keine Zahlenspiele vollführen oder die Christenverfolgung bestreiten, die gibt es zweifellos. Es ist aber auch nachvollziehbar, daß es Staaten gibt, welche auf die christliche Ideologie empfindlich reagieren. So löst das christliche Kreuz bei chinesischen Behörden eine ähnlich hektische Aktivität aus, wie ein Hakenkreuz bei deutschen Behörden. Das letzte Mal als sich in China eine christliche Sekte — Taiping-Bewegung, 1851–1864 — anschickte ein „Himmelreich des vollkommenen Friedens“ (Tàipíng Tiānguó, 太平天囯) zu errichten, kostete das am Ende mindestens 20 Millionen Menschen das Leben, wahrscheinlich sogar mehrere Millionen mehr, also vergleichbar mit den Opferzahlen des 2. Weltkriegs. Verständlich, daß man dort eine Wiederholung des Vorfalls bereits im Ansatz zu vermeiden versucht. Dennoch ist der Begriff der Christenverfolgung in einer Hinsicht irreführend, weil sehr einseitig. Es wird versucht den Eindruck zu erwecken, als ob es sich um ein christenspezifisches Problem handele. Doch dem ist keineswegs so, denn in allen Ländern in denen Christen verfolgt werden, gilt dies im Grunde nicht den Christen allein, sondern die Verfolgung richtet sich grundsätzlich gegen alle Andersdenkenden, seien es Atheisten (vgl. bspw. Morde in Pakistan und Bangladesh), Homosexuelle, vom Sozialismus nicht Überzeugte in Nordkorea etc., auch wenn Christen oft die zahlenmäßig größte Gruppe sein mögen. Insofern beschreibt der Begriff Christenverfolgung einerseits das eigentliche Problem nur sehr unvollständig, andererseits zeugt er auch davon, daß aus christlicher Sicht nur Christen zählen.

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