Produktivitätsverlust durch Laptopverbot in Flugzeugkabine

Man lernt nie aus, es ist immer wieder überraschend, was es in Deutschland alles für Vereine und Verbände gibt. Jetzt hat sich der Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) zum möglicherweise kommenden Verbot des Mitführens von größeren elektronischen Geräten (Laptops, Tabs) in der Passagierkabine von Flugzeugen auch auf Flügen von der EU in die USA zu Wort gemeldet. Nach seiner Schätzung beliefe sich dann der Schaden der deutschen Wirtschaft auf 160 M€ (via Berliner Morgenpost).

Für die Produktivität der deutschen Unternehmen ist es immens wichtig, dass ihre Ge-schäftsreisenden mobil arbeiten können, insbesondere auf Langstreckenflügen. Das dro-hende Verbot schränkt dienstlich Reisende nicht nur in ihrer digitalen Arbeitsmobilität ein. Es führt zudem zu einem massiven Produktivitätsausfall, da die mehrstündigen Transatlan-tik-Flüge nicht mehr als Arbeitszeit genutzt werden können.
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Nach Berechnungen des VDR fliegen jährlich rund 720.000 Geschäftsreisende aus Deutschland in die USA. Legt man bei einem zehnstündigen Flug eine Netto-Arbeitszeit von drei Stunden und Arbeitskosten in Höhe von 75 Euro zugrunde, beläuft sich der zu erwar-tende Produktivitätsausfall auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

Das ist wieder so eine Schätzung aus der hohlen Hand, man kann auch mit zwei oder vier Stunden rechnen, je nachdem wie groß die Summe sein soll. Braucht man eine noch höhere Summe, rechnet man noch die Wartezeiten auf Umsteigeflughäfen hinzu, da übrlicherweise das Gepäck zum Zielflughafen durchgecheckt wird.

Selbstverständlich ist uns größtmögliche Sicherheit an Bord sehr wichtig. Aber: Elektroni-sche Geräte im aufgegebenen Koffer stellen im Zweifel ein ebenso großes Risiko dar wie im Handgepäck.

Das muss nicht so sein. Es gibt explosionsfolgenmindernde Gepäckcontainer, nur werden diese nicht von allen Fluggesellschaften eingesetzt. Eine Explosion in der Passagierkabine ist deutlich gefährlicher, allein schon wegen des möglichen plötzlichen Druckabfalls oder der Panik. Im Übrigen habe ich bisher noch keine genaue Begründung für das plötzlich angestrebte Verbot gelesen. Die Angst vor Explosionen ist nur das Erste was einem einfällt, aber Mutter Chemie bietet hier vielfältige Möglichkeiten. Auch mit nicht explosiven Chemikalien ließe sich in Flugzeugen eine gravierdende Notsituation durch Freisetzung von Gasen/Rauch oder durch nicht löschbare Feuer bei stark exothermenen Reaktionen herbeiführen. Mit mehreren jeweils halbgefüllten Akkus, ließen sich ungefährliche Einzelkomponenten an Bord bringen, um sie dort bspw. in der Bordtoilette zur Reaktion zu bringen. Entweder allein durch mischen der Einzelkomponenten, durch Start in wässriger Lösung oder Aktivierung durch Zufuhr thermischer Energie (Streichholz).

Im Artikel der Berliner Morgenpost steht noch ein Satz, der in der VDR-Pressemitteilung nicht auftaucht:

Sollte der vom US-Heimatschutz geprüfte Laptop-Bann auch für Starts aus der EU kommen, müssten die Firmen zwangsläufig die USA-Reisen ihrer Mitarbeiter auf den Prüfstand stellen und würden möglicherweise auf elektronische Kommunikationswege umsteuern, sagte der Geschäftsreisen-Experte. Buchungsrückgänge für die Fluggesellschaften seien dann unausweichlich.

Mit dieser Begründung erklärt er die Geschäftsreisen gleich ganz für überflüssig, wenn sie durch Bildkonferenzen ersetzbar sind. In der Summe wäre dies noch produktivitätserhaltender, denn Fahr- und Wartezeiten entfielen komplett. Möglicherweise wäre das sogar umweltschonender. Allerdings würde dann auch manch ein steuerminderndes, gemeinsames Abendessen mit anschließender Zerstreuung entfallen. Triebkraft hinter der Meldung scheint mir mehr der mögliche Umsatzverlust der Fluggesellschaften zu sein, denn alle anderen Geschäftsreisenden sollten deren Geschäftszahlen nicht interessieren.

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