Ist die Abkehr vom Verbrennungsmotor eine gute Idee?

Insbesondere die Partei Die Grünen beschwört momentan das Ende des Verbrennungsmotors innerhalb der nächsten Dekade. Ich frage mich ernsthaft, ob der plötzliche Furor gegen den Verbrennungsmotor wirklich zu Ende gedacht ist. Nur mal ein paar schnelle Gedanken zum Thema, da man in den Medien zwar ständig von der Forderung nach einem Verbot des Verbrennungsmotors hört, aber nichts davon wie es in der Praxis umgesetzt werden soll.

Auch nehme ich den Grünen aus zwei Gründen nicht ab, daß sie sich tastsächlich um die Autoindustrie sorgten. Erstens, sie müssen so tun als ob, da eine erhebliche Anzahl von wahlberechtigten Bürgern bei der Autoindustrie ihr Auskommen findet. So schlau ist man dann bei den Grünen dann doch, daß man vor der Wahl nicht lauthals verkündet, daß man hunderttausende Stellen beseitigen möchte. Zweitens sind die Grünen gegen den Individualverkehr, sie wollen im Grunde nur den öffentlichen Nahverkehr.

In den Kinderjahren des Automobils ging der gepflegte Automobilist noch in die Apotheke um sich das ein oder andere Fläschlein Benzin zu kaufen, da es noch keine Tanklstellen gab. So wie damals für den Benzinmotor, bräuchte es auch heute für das Elektroauto flächendeckend eine komplett neue Infrastruktur mit Ladestellen in Tiefgaragen, auf Parkplätzen, an Straßen. Das derzeitige Stromnetz ist dafür nicht ausgelegt, aber der Umbau ist technisch kein Problem (Wissen und Technik sind vorhanden), allerdings nicht ganz billig und dauert seine Zeit.

Deutschland als Export- und Transitland liegt in der Mitte Europas. Ein nationales Verbot des Verbrennungsmotors dürfte zu erheblichen Verwefungen beim grenzüberschreitenden Verkehr oder zu einem gewaltigen Bürokratiemonster, für die dann notwendigen Ausnahme- und Sondergenehmigungen, führen.

Elektromotoren sind geruch- und lautlos. Geräuschlose Antriebe stellen wiederum eine Gefahr dar, da man herannahende Fahrzeuge später wahrnimmt. Daher gibt es inzwischen die konkrete Überlegung, Elektroautos aus Sicherheitsgründen künstlich generierte Motorgeräusche erzeugen zu lassen. Dennoch sind Elektroautos bei höheren Geschwindigkeiten ebenfalls nicht geräsuchlos, da der hier relevante Lärm aus anderen Quellen stammt (Bereifung, Straßenbelag, Windgeräusche etc.)

Entscheidend bei den Motoren ist jedoch, wie die Primärenergie gewonnen wird. Der Strom und die für den Betrieb der Fahrzeuge notwendigen Akkus müssen in ausreichender Menge auf umweltfreundliche Art gewonnen werden. Das gilt insbesondere auch für die Rohstoffe der Akkus, welche es wiederum in Deutschland nicht gibt. Die Rohölabhängigkeit wird somit durch eine Akkurohstoffabhängigkeit aus Ländern mit zweifelhafter Stabilität ersetzt. Beim Verbrennungsmotor stellt sich die Frage nach der Herkunft des Treibstoffs, sei es Benzin oder Diesel. Im Gegensatz zu Strom haben die flüssigen Treibstoffe unschätzbare Vorteile, sie sind sehr leicht lagerbar, für jeden portionierbar und hochtransportabel. Alles Eigenschaften die dem Strom auch in absehbarer Zukunft fehlen werden. Strom ist für den Betrieb ortsfester Anlagen nahezu optimal, aber zumindest heute nicht für größere mobile Anlagen, wo die Stromproduktion vom Stromverbraucher getrennt vorliegt.

Den größten Nachteil sehe ich im Falle von Krisen (Wetterkapriolen, Überschwemmunegn, Erdbeben, Kriege) und der unmittelbaren Zeit danach. Bereits jetzt ist unsere Zivilisation exterm anfällig bei Störungen an der Versorgung mit elektrischer Energie. Bei Stromausfall geht für große Teile der Bevölkerung nichts mehr. Selbst lebensnotwendige Grundlagen wie Trinkwasser und Nahrungszubereitung (elektrische Herde, keine Feuerstellen) werden umgehend zum Problem. Bei überschwemmten Gebieten muss bis zum Abfluss des Wassers eine Notabschaltung der Netze erfolgen, zerstörte Kabelleitungen können nicht binnen kurzer Zeit instand gesetzt werden, d.h. die in Katastrophengebieten dringend benötigte Transportkapazität würde ebenfalls binnen Kurzem komplett zusammenbrechen. Bei flüssigen Treibstoffen könnte die Versorgung sehr viel schneller, gezielter reorganisiert und aufrechterhalten, sowie schnell Depots eingerichtet werden. Für mich stellt sich daher die Frage ob nicht für das Gros des Verkehrs die Beibehaltung des Verbrennungsmotors die bessere Lösung wäre, man aber von der Verwendung fossiler Treibstoffe, deren Menge ohnehin begrenzt ist, abkommen muss.

Die Grünen sind im Kern ausgesprochen technikfeindlich, auch wenn sie fleißig ihre Ideen in die Welt zwitschern, und ihnen fehlt es daher an der Expertise die Folgen für eine Industriegesellschaft derart weitreichender Umwälzungen durchdacht zu haben, bei denen bricht doch eher der Streit los, ob es nicht richrtigerweise die Strom oder gar dx Strom* heißen muss.

Nachtrag 18.09.2017:

In Norwegen gibt es anscheinend ein Problem mit dem Ausbau des Ladesäulennetzes für Elektroautos, so daß inzwischen Verbände vom Kauf von Elektroautos abraten.

Ein Kommentar

  1. […] Flüssigtreibstoffen beim gegenwärtigen Stand der Technik von Ausnahmen abgesehen für unsinnig halte. Hauptgrund ist die schnelle Immobilisierung der Gesellschaft im Katastrophenfall, da die […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert