Drei Tage vor Toresschluss (24.09) bin ich doch noch dazu gekommen mir heute mal den Olympus Perspective Playground in Berlin anzusehen. Eine Werbeveranstaltung der etwas anderen Art vom Kamerahersteller Olympus. Veranstaltungsort war das „Kraftwerk“, eine große unbenutzte Maschinenhalle auf dem Gelände eines Heizkraftkwerks in Berlin-Mitte. Bei der kostenlosen Werbeveranstaltung ging es darum, deren Micro-Four-Thirds-System (MFT) vorzustellen. Prinzipiell eine hervorragende Idee, denn bei Eintritt bekommt man auf Wunsch eine Kamera in die Hand gedrückt (mir wurde eine OM-D E-M10 Mark II, kein Blitz, anvertraut), inklusive 4 GB Speicherkarte, die man nach Rückgabe der Kamera behalten darf. In der abgedunkelten — dazu unten mehr — Halle, dem Playground, waren auf drei Ebenen meist begehbare Installationen aufgebaut in denen man sich frei und ohne Zeitdruck bewegen und nach Belieben Fotos schießen konnte.
Exkurs zu mir. Noch zu Vordigitalzeiten benutzte ich Olympus Spiegelreflexkameras und konnte mich nie dazu entschließen zu Nikon oder Canon zu wechslen. Einerseits reichten die Olympuskameras für meine Zwecke vollkommen aus. Sie waren zuverlässige und robuste Begleiter, ob tropisches Klima, salzgeschwängerte Luft oder über 6.000 Höhenmeter immer taten sie ihren Dienst zuverlässsig und nahmen auch diverse Stürze nicht übel. Andererseits haben Canon- und Nikonkameras, bis heute, einen gravierenden Nachteil, sie sind sehr klobig und recht schwer. Es sind keine Kameras die man einfach so gerne mit dabei hat. Mit Aufkommen der Digitalkameras ist Olympus bei mir nahezu schlagartig aus dem Fokus geraten, besser gesagt hat sich selbst aus demselben entfernt. Olympus hat die saublöde Idee gehabt mit seinen xD-Speicherkarten einen eigenen, rein technisch nicht notwendigen Standard einzuführen. Eine wesentliche Triebfeder dürfte die Idee gewesen sein, auch an den Verbrauchsmaterialien, dem neuen „Film“, permanent verdienen zu wollen, analog zu den Tintendruckerherstellern. Zu der Zeit war aber bereits klar, daß die vom Format her wesentlich praktischeren SD-Karten das Rennen machen werden. Ein zweites physisch inkompatibles Speicherkartensystem, bei dem ein Unternehmen ein Monopol hat, wollte ich bei mir nicht haben. Inzwischen hat auch Olympus auf SD-Karten umgestellt. Neben ihrer Größe haben die Digitalkameras von Nikon und Canon für mich noch einen Nachteil hinzubekommen. Ich habe keine langen Finger, d.h. ich komme bei gleichzeitig festen Griff der Kamera nicht sehr gut an diverse Bedienelemente heran, daher mein generelles Interesse einen handlicheren Kamerasystemen.
Das Micro-Four-Thirds-System von Olympus ist sehr handlich, die Bedienelemente sind für kurze Finger gut erreichbar, aber es ist eben kein Vollformat. Die Möglichkeit zum Fotografieren wurde reichlich genutzt, aber ich kenne nautrgemäß nicht die Ergebnisse der anderen Besucher, meine Ergebnisse waren nicht so berauschend. Meiner Ansicht nach hat das zwei Ursachen, auch wenn ich hier nicht behaupten will der Superfotograf zu sein:
- Gute Fotos gelingen einem nur dann, wenn man die Digitalkamera und ihr Verhalten in diversen Situationen gut kennt. Kannte ich nicht, ich hatte diese Kamera noch nie zum Fotografieren in der Hand gehabt.
- Die abgedunkelte Halle. Der optische Hindernisparcour war meiner Ansicht nach für ein dieses Kamerasystem sehr anspruchsvoll, da die Belichtungszeiten doch äußerst schnell in Bereiche gelangten, bei denen man mit freier Hand verwackelt bzw. die Empfindlichkeit hochgeregelt werden muss, was mit Rauschen erkauft wird. Die Kamera bewegte sich hier eindeutig im physikalischen Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit.
Mich würde durchaus interessieren, wie hoch der Anteil des Ausschusses bei anderen Besuchern ist, bei mir war er recht hoch. Die einzelnen Installationen war auch dazu angetan den Autofokus das ein oder andere Mal mächtig in Entscheidungschwierigkeiten zu bringen, aber ich gebe zu, daß ich generell mit dem Autofokus in allen Kameras bis heute keinen Frieden geschlossen habe. Bis heute empfinde ich die inzwischen abgeschaffte manuelle Scharfstellung beim Fotografieren mit offener Blende dem Autofokus überlegen.
Weiterhin ist mir aufgefallen, daß in der Automatikeinstellung die Bilder sehr hell (nicht im Sinne von überbelichtet) werden, was einen des Ortes unkundigen Betrachters der Fotos zu der Annahme verleitet, daß die Halle recht gut ausgeleuchtet war. Man sieht auf den Fotos dadurch zwar mehr Details der Halle (Vorteil), aber die eigentliche Stimmung ist weg (Nachteil). Für einen realistischen Helligkeitseindruck muss man die Belichtungszeit manuell deutlich nach unten korrigieren (vgl. erstes Bild zum Veranstaltungsort)
Was mich unter den vorgegebenen Bedingungen gestört hat, waren die Totzeiten. Zwei Sekunden Belichtungszeit (ok), aber dann greift beim Abspeichern des Bildes der Rauschunterdrückungsalgorithmus, da ist die Kamera schnell zwischenn 15 und 35 Sekunden mit sich beschäftigt, immerhin zeigt ein Countdown an, wie lange man sich noch gedulden muss.
Als kleine Immer-dabei-Kamera für den Alltagsgebrauch mag sie ausreichen, auch wenn ich keine Gelegenheit hatte sie in freier Wildbahn unter Normalbedingungen und nicht in ihrem technischen Grenzbereich zu benutzen.