Freigelassen oder freigekauft?

Der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner ist zurück in Deutschland, nachdem er drei Monate in der Türkei in Untersuchungshaft saß. Gleichzeitig wurde bekannt, daß Altbundeskanzler Gerhard Schröder in der Angelegenheit mit der Türkei verhandelt haben soll. Daß die Justiz in der Türkei nicht unabhängig arbeitet ist nicht überraschend, allerdings ist sie Deutschland auch nicht richtig unabhängig. Somit stellt sich nun die Frage, welche Gegenleistung Deutschland (via Russland?) für die Freilassung von ihm erbracht bzw. versprochen hat. Erdoğan hat ihn mit Sicherheit nicht aus purer Menschenfreundlichkeit freigegeben, sondern weil er einen Nutzen davon hat, fragt sich nur welchen und wie teuer es war.

Die Verhaftung als Solche, unabhängig davon, ob Steudtner und Kollegen schuldig sind oder nicht, hat zweifelsohne einen Nutzen für Erdoğan. Jedwede Aktivisten werden in Zukunft deutlich vorsichtiger mit ihren Aktivitäten in der Türkei sein. Genau diese Form der Abschreckung dürfte ein Ziel von Erdoğan gewesen sein.

Zu der Frage, ob der Aktivist Steudtner mit kirchlichem Umfeld tatsächlich so ein vollkommenes Unschuldslamm ist, wie das hier in Deutschland quer durch die Presse und von seinen Freunden dargestellt wird — etwas Anderes hätte man auch wohl kaum zugegeben —, bin ich bei der Antwort sehr unschlüssig. Einerseits wandelt der Islamist Erdoğan die Türkei kontinuierlich in eine islamische Theokratie um, mit allen unschönen Begleiterscheinungen und beseitigt dabei systematisch und rücksichtslos die Kritiker an ihm. Auf der anderen Seite stehen die sogenannten Aktivisten aller coleur, die sich anmaßen in fremden Ländern politische Aktivitäten meinen entfalten zu dürfen und dabei bewusst Risiken in Kauf nehmen (müssen) und auch konspirativ vorgehen (müssen). Es ist daher durchaus nicht von der Hand zu weisen, daß Peter Steudtner zweifelhafte Kontakte gepflegt haben könnte. In jedem Fall ist bei derart viel Lobhuddelei Mißtrauen angessagt.

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