Er hat es nicht getan, zum Glück wie ich meine. Bundespräsident Christian Wulff hat seine vorab veröffentlichte Weihnachtsansprache gehalten und ist darin nicht auf seine Kreditaffären und andere Freundschaftsdienste eingegangen. Meiner Meinung nach das einzig Richtige, was der Mann getan hat, denn andernfalls wäre die Weihnachtsansprache auch noch für private Zwecke mißbraucht worden.
Nichts desto trotz, war es — wie üblich wenn Herr Wulff das Wort ergreift — eine lausige Rede. Man muß sich das einmal klarmachen, da hat ein hinreichend bezahlter Mensch, befreit vom täglichen Überlebenskampf und mit sicherem Dach über dem Kopf ein ganzes Jahr Zeit um sich eine maximal 10 minütige Rede für die traditionelle Weihnachtsansprache auszudenken. Selbst Redeschreiber und Lektoren wären zur Hand. Und was kommt dabei raus? Nichts als Geschwafel, keine Denkanstöße, keine Selbstkritik, keinerlei Inspiration für die Zukunft des Landes. Wenn man schon ein erbärmlicher Redner und eine Persönlichkeit ohne jedes Charisma ist, dann sollte man wenigstens inhaltlich mehr zu sagen haben als die üblichen, politisch korrekten Allgemeinplätze. Wie nicht anders zu erwarten erwähnte er kurz die Schuldenkrise, forderte Solidarität gegenüber Europa und sprach sich gegen Rassismus und für Weltoffenheit aus. Nein, wie originell und dann dieser feinsinnige Humor: Ein CDU-Kader predigt von Weltoffenheit.
Kurz Aufhorchen ließen den noch wachen Zuhörer dann noch ein paar Sätze:
Mit mir grüßen aus dem Schloss Bellevue Frauen und Männer, die meine Frau und ich in diesem Jahr kennengelernt haben. Sie haben uns alle beeindruckt, weil sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise für andere da sind. Einfach so — weit über all das hinaus, was man eigentlich erwarten könnte. Sie helfen ihren Mitmenschen und stiften den Zusammenhalt, der unsere Gesellschaft letztlich trägt. Auf diesen Zusammenhalt wird es auch weiterhin entscheidend ankommen.
So so, er hat also lauter neue Freunde ins Schloß Bellevue eingeladen. Diese neuen Freundschaften geben ihm bestimmt ganz persönlich, ganz viel. Das sind bestimmt alles Menschen, die den Wert einer Freundschaft noch zu schätzen wissen.
Mein dreieinhalbjähriger Sohn freut sich, wenn ich ihm abends das Buch ‚Irgendwie anders‘ vorlese.
Er schläft dann selig ein, […]
Kein Wunder, bei einem solchen Redner. Schön, wenigstens einer in der Familie ist unbefangen und ehrlich. Vielleicht sollte Christian Wulff doch besser als Anästhesist in Klinikum Großburgwedel arbeiten.
Lügenbaron Karl-Theodor zu Guttenberg hätte wohl eine weitaus bessere Figur bei der Weihnachtsansprache abgegeben. Nicht das ich besonders viel Karl-Theodor hielte, aber der hätte wenigstens gewusst, wo er geschliffene Sätze hätte abschreiben können. Wir alle hätten dann noch etwas lernen können, in dem wir die eingeflochtenen Schlagworte aus antiken Kulturen hätten nachschlagen müssen.
Jedenfalls hat Bundespräsident Christian Wulff genau das alles, was dieses Land nicht braucht.