Kanzlergehalt

Der zukünftige Möchtegernkanzler macht sich Sorgen um das Gehalt eines Bundeskanzlers. Rein sachlich hat er mit der Aussage sogar recht, daß, verglichen mit Gehältern in Führungspositionen in der freien Wirtschaft, der Bundeskanzler ein relativ niedriges Entgelt bezieht, dennoch dürfte wohl in naher Zukunft kein Kanzler mit demnächst über 17.000,- € pro Monat am Hungertuch nagen. Aus dieser Diskrepanz muss aber nicht zwingend der Schluss gezogen werden, dass nun die Gehälter von Politikern zu erhöhen wären. Einerseits sollte die Entscheidung den Beruf des Politikers zu ergreifen, eben gerade nicht von dem Gedanken geleitet sein, möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen. Gerade Leute mit eben dieser Einstellung sollten unter keinen Umständen in ein politisches Amt kommen. Letzteres gilt m.M.n. auch für den rein Ego-getriebenen Typus. Andererseits vergisst Steinbrück, dass es keine direkte, eindeutige Beziehung zwischen Arbeitszeit, Verantwortung und Gehaltshöhe gibt. Die wirklich hohen Gehälter kommen auf Grund ganz anderer Kriterien zustande und marktgerechte Gehälter basieren nicht zwingend auf Leistung. Darüberhinaus scheint die Kanzlerposition für Peer Steinbrück (und Andere) aber immer noch interessant genug zu sein, um sich zur Wahl zu stellen oder will er uns schon mal darauf vorbereiten, daß er als Kanzler gezwungen sein wird seine Vortragsreisen aufrecht zu erhalten?

So befremdlich es erscheint warum er gerade jetzt diese Diskussion anfängt, viel interessanter finde ich eine ganz andere Aussage von ihm in dem Interview:

Der frühere Finanzminister kritisierte auch die Diskussion über die Bezahlung von Abgeordneten. Mitglieder des Bundestages arbeiteten fast sieben Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden. Sie seien gemessen an ihrer Leistung nicht überbezahlt. „Manche Debatte, die unsere Tugendwächter führen, ist grotesk und schadet dem politischen Engagement“, urteilte er.

Wenn dem tatsächlich so sein sollte, daß die Mitglieder des Bundestages fast zwölf Stunden am Tag die ganze Woche über ihre Tätigkeit als Abgeordnete ausüben, stellt sich die Frage, wie sie diese Arbeitszeit mit ihren oftmals zahlreichen Nebentätigkeiten in Einklang bringen. Das geht nur, wenn sie Entweder ihre Aufgaben als Volksvertreter vernachlässigen oder bspw. als Aufsichtsräte nur bezahlte Strohmanndienste leisten, was schlicht als Korruption und Betrug einzustufen wäre. Bedenkt man, wer bei der Bankenkrise so alles in den Aufsichtsräten saß, fällt die Entscheidung nicht schwer. Peer Steinbrück stellt übrigens selbst ein ausgezeichnetes Beispiel für derart zweifelhafte Verhaltensweisen dar. Es wäre wirklich schön, wenn endlich mal Menschen mit einem anderen Arbeitsethos in verantwortungsvolle Positionen kommen würden.

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