Drosselkom: Was genau sind reguläre Internetdienste?

Der Sprecher der Deutschen Telekom, Philipp Blank, hat gestern dem Deutschlandfunk ein Interview gegeben, in dem er erneut versucht die künstliche Drosselung der DSL-Anschlüsse als Notwendigkeit zu rechtfertigen, indem indirekt den Eindruck erweckt, daß im bestehenden Netz ein Mangel an Übertragungskapazitäten herrsche.

Fakt bei uns ist: Drei Prozent der Kunden verursachen mehr als 30 Prozent des Datenvolumens. Das bedeutet für die Kunden: Lieschen Müller subventioniert bisher den Heavy User.

Allerdings legt die Deutsche Telekom wohlwissend keine Kalkulation vor, denn der dürfte dann zu entnehmen sein, daß es für die Betriebskosten des bestehendes Netzes nahezu unerheblich ist, ob und wieviel Daten fließen.

Es geht eher darum, was hinter dieser Entscheidung steckt. Wenn Sie sich anschauen: In sechs Jahren sind die Umsätze in der Telekommunikationsbranche um neun Milliarden Euro auf 58 Milliarden Euro geschrumpft. Gleichzeitig stehen weitere Milliardeninvestitionen in neue Breitbandnetze an, weil der Internetverkehr explodiert. Diese sinkenden Umsätze passen nicht zu mehr Investitionen. Deshalb muss der Preisverfall gestoppt werden. Das betrifft nicht nur die Telekom, sondern die gesamte Branche.

Es geht also schlicht um eine Preiserhöhung, um den Börsenwert zu erhalten bzw. zu steigern. Ob diese Strategie aufgeht wird sich zeigen.

Da ich davon ausgehe, daß der Pressesprecher in diesem Falle recht gut auf seine Aufgabe vorbereitet war, er also wusste was er sagt, gibt mir eine andere Aussage von ihm zu denken:

Ich glaube, in dieser Debatte wird Netzneutralität teilweise mit einer quasi Gratis-Internetkultur verwechselt. Die Telekom steht für das freie und offene Internet, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Reguläre Internetdienste werden diskriminierungsfrei behandelt, das gilt für unsere Dienste genauso wie für alle anderen.

Offensichtlich unterscheidet man bei der Deutschen Telekom intern zwischen „regulären“ und „irregulären Internetdiensten“. Nach welchen Kriterien erfolgt die Einteilung in eine der beiden Gruppen? Allen Beteuerungen zum Trotz, daß man zur Netzneutralität stünde, scheint mir hier bereits eine Sprachregelung für eine neue Definition von Netzneutralität durchzuschimmern, denn was regulär ist bestimmt die Telekom. Ich könnte mir vorstellen, daß alle benutzerinitiierten Dienste (jede Form von P2P, eigene Server etc.) – da potentiell unkontrollierbar – als irregulär eingestuft werden und kommerzielle Angebote alle regulär. Dies würde zumindest den Vorstellungen der Unternehmen und wohl auch der Politik vom Internet weitestgehend entsprechen.

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