Gute Spione, böse Spione

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen, wenn man von Behörden veräppelt wird. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt vor russischen Spionen. Die einseitige Feinbildmalerei — im Osten das Reich des Bösen mit Putin als Luzifer höchstpersönlich, im Westen das Gute in einem Garten Eden — wirkt zunehmend einfach nur noch lächerlich. Außerdem, wer hätte das gedacht, in Deutschland gibt es russische Spione und unser Chef für die Spionageabwehr, Burkhard Even, ist ein richtiges Cleverle:

Die russischen Agenten analysieren sehr genau, wer für sie interessant sein könnte.

Wäre bestimmt niemand drauf gekommen, die Anderen, also die Franzosen, die Chinesen und jeder der in den „Firmen“ was auf sich hält macht das nämlich nicht. Die USA und die Briten die sind allerdings ganz anders, die ziehen gleich die gesamte Kommunikation an den Knotenpunkten in unserem Land ab, aber das ist bestimmt nur zu unserem Besten.

Das BfV geht davon aus, dass bis zu einem Drittel des russischen Botschaftspersonals einen nachrichtendienstlichen Hintergrund besitzt.

Was sollen sie denn die armen Russen auch machen, sie werden von der Bundesregierung doch stiefmütterlich behandelt. Unsere amerikanischen Verbündeten sind da viel besser dran. Die haben gleich von der Bundesregierung einen Freibrief für die Errichtung bzw. Beibehaltung von Spionagebasen quer übers Land verteilt ausgestellt bekommen. Und die vielen deutsch-amerikanischen Komitees, Clubs und Vereine (z.B. Atlantik-Brücke) etc. dienen natürlich niemals als Grundlage für Spionageoperationen und Steuerungsoperationen von Medien. BfV-Chef Hans-Georg Maaßen hat noch einen ganz besonderen Kracher auf Lager:

Für kaum einen Geheimdienst ist die nachrichtendienstliche Aufklärung in Deutschland so wichtig wie für den russischen.

Wenn er es nicht schon lange vorher gewusst hat, was seine Aufgabe gewesen wäre für die er bezahlt wird, fragt man sich, wo er die ganzen Monate während der Snowden-Enthüllungen gewesen ist. Interessant ist jedoch, daß die Russen nach den mehr oder weniger glaubwürdigen Aussagen des BfV in Deutschland offenbar klassisch, also durch direkte Anwerbung von Spionen, vorgehen. Das könnte darauf hindeuten, daß sie (noch?) keinen Zugang zu den elektronischen Kommunikationsknotenpunkten haben. Naja, wahrscheinlich ist da einfach kein Platz mehr frei, da treten sich schon die Ameriknaer und Briten auf die Füße. Allzu technisch rückständig scheinen die Russen wiederum nicht zu sein, wie die abgehörten Telefonate im Laufe der Ukraine-Krise gezeigt haben.

Zum Schluss wird noch extra darauf hingewiesen, daß konspirative Treffen mit Auslandsdiensten in der Bundesrepublik strafbar sind, außer natürlich es handelt sich amerikanische Dienste muss hinzugefügt werden, denn bei denen ist das etwas ganz Anderes. Was ich mich schon seit langem Frage, ist, ob die deutsche Spionageabwehr blind und unfähig ist (sie behaupten steif und fest, sie wüßten nicht wo und wie NSA und GCHQ in Deutschland an die Kommunikationsdaten gelangen), oder ob sie die Anweisung von oben hat, bei der britisch/amerikanischen Spionage gezielt wegzusehen. Der BND ist im Grunde sowieso nur ein vorgeschobener Außenposten der NSA. Wenn ich mir so die Vorkomnisse um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU aka Zwickauer Terrorzelle) ansehe, neige ich inzwischen zu der Auffassung, es handelt sich bei der Spionageabwehr auch um Inkompetenz.

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