Lammert solidarisiert sich mit Betrügern

Eigentlich hatte ich bis vor ein paar Tagen gedacht, das Thema plagiierte Dissertation der Annette Schavan wäre endgültig durch und abgehakt, aber weit gefehlt, die eigentlich interessanten Dinge kommen erst jetzt ans Licht. Vor Kurzem sickerte ein interner, hochinteressanter Bericht des Dekans der Philosophischen Fakultät der Heinrich Heine Universität Düsseldorf durch, aus dem hervorgeht unter welchem Druck die Fakultät stand, in der Causa Annette Schavan trotz Fehlverhaltens auf keinen Fall die Promotion abzuerkennen (Süddeutsche, Abschlussbericht). Gestern dann die Entdeckung, daß Fr. Schavan ihren Dr.-Grad nun mit einem Verfalldatum versehen weitergeführt hat und heute nun die Solidaritätserklärung von Bundestagspräsident Norbert Lammert mit der Betrügerin Schavan, durch Absasge als Festredner zum 50jährigen Juniläum der Universität.

Lammert selbst erklärte in einem Schreiben an den Rektor der Universität, er habe „unterschätzt, welche Bedeutung das Verfahren zur Aberkennung des Doktorgrades von Annette Schavan noch immer nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch im Selbstverständnis der Düsseldorfer Hochschule hat“.

Dabei verwies er unter anderem auf die „demonstrative Auszeichnung“ von zwei Professoren, die bei dem Verfahren gegen die damalige Wissenschaftsministerin eine zentrale Rolle gespielt hatten. Ihn irritiere, „dass jegliche kritische Stimmen auch und gerade von hochangesehenen Wissenschaftlern und aus den akademischen Spitzenverbänden ausnahmslos für eine unerwünschte Einmischung und unzulässige versuchte Einflussnahme erklärt werden“.

Seine Begründung sagt mehr über ihn als über die Uni aus. Er ist es, der der Aufdeckung einer Betrügerin erst eine besondere politische Dimension zukommen lässt. Die Fakultät hat lediglich erfolgreich versucht, die wissenschaftlichen Anforderungen an eine Dissertation aufrecht zu erhalten. Wäre der Promovend keine Parteifreundin von Hrn. Lammert und vor allen Dingen keine Merkelfreundin gewesen, hätte ihn das nicht die Bohne interessiert.

Man mache sich klar was hier abläuft. Der Mann ist offenbar nicht nur stinksauer, weil ein Verfahren gegen eine Parteigenossin trotz des massiven politischen Druckes vollkommen ordnungsgemäß — bestätigt duch das Verwaltungsgericht — abgelaufen ist, sondern insbesondere auch, weil die maßgeblichen Verfahrensführer dafür ausgezeichnet wurden, daß sie tatsächlich die Chuzpe hatten sich den mafiösen Netzwerken der Politik zu widersetzten. Für ihn scheint es das größte Problem zu sein, daß noch nicht der hinterste Winkel dieser Republkik korrumpiert ist. Wunderbar, genau solche intellektuellen Tiefflieger brauchen wir in der Politik. Wer korrekt handelt und nicht kuscht wird bestraft, wer auf Parteilinie ist wird belohnt, wie im Falle von Fr. Schavan mit einem gut dotierten Botschaftsposten, obwohl die Voraussetzungen dafür fehlen. Bravo, Korruption at its best. Hier ist es zumindest nach außen nur Liebesentzug und auf solche Festredner kann eine Uni getrost verzichten, aber Lammert stellt mit seiner Absage auch klar, daß jeder in dem Moment seine berufliche Existenz auf’s Spiel setzt, der korrekt handelt, wenn diese Korrektheit politisch gerade nicht opportun ist. Man muss bedenken, daß es sich im vorliegenden Fall nur um die Dissertation einer unfähigen Politikerin handelt, aber es lässt tief in die Machenschaften der Politik blicken. Man kann sich vorstellen, welcher Druck erst bei politisch brisanten Themen aufgebaut wird. Gefordert wird Duckmäusertum wie in einer Bananenrepublik.

Seine Irritationen bzgl. der Spitzenverbände beruhen auf einem fundamentalen Irrtum seinerseits. Einerseits sind die Spitzenverbände schlicht hochgradig befangen, waren sie doch jahrelang abhängig vom finanziellen Gutwill der Ministerin Schavan. Andererseits ist es nicht ihre Aufagbe einer Universität dsbzgl. Handlungsvorgaben zu machen, im Gegenteil sie haben hierdurch aus politischen und wissenschaftsfernen Motiven heraus versucht, die Autonomie einer Fakultät zu unterminieren. Auch das ein klarer Fall von politischer Korruption in den Verbäbden.

Nebenbeibemerkt, es ist die Politik die bisher einheitliche Promotionsregeln verhindert hat. Kämen die, würde dies aller Wahrscheinlichkeit nach dazu führen, daß in etlichen Laberfächern, Lammert ist übrigens Soziologe, die Anzahl der Promovenden drastisch zurückgehen würde. Auch Juristen hätten dann massive Probleme. Demzufolge würde die Titelhuberei politischer Organisationen für ihre Schützlinge massiv erschwert werden.

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