Vergewaltigung als Kunstperformance

Eine Studentin behauptet in ihrer zweiten Nacht des zweiten Studienjahres an der Columbia-Universität (USA) in ihrem eigenen Schlafsaalbett („dorm bed“; sollte hier niemand etwas mitbekommen haben?) vergewaltigt worden zu sein (Spiegel, Columbiaspectator, YouTube-Video). Allerdings hat sie dies nicht sofort bei der Polizei zur Anzeige gebracht, sondern erst nach Monaten — nachdem die Studentin davon erfahren hatte, daß sich noch zwei andere Frauen von dem Studenten belästigt (was immer das heißen mag) fühlten — der Uni gemeldet, die den Fall geschlossen und gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger nichts unternommen hat, da sie ihn für unschuldig hält. Da eine Eingabe der Studentin gegen den Beschluss erfolglos blieb, hat sie ihren Fall publik gemacht, in dem sie ab jetzt ihre Matraze, auf der die Vergewaltigung stattgefunden haben soll, immer mit sich herumträgt, als sichtbares Zeichen der Last welche sie trüge. Damit will sie erreichen, daß der mutmaßliche Täter der Universität verwiesen wird. Soviel zu dem veröffentlichten Ablauf des Falles. Eine öffentlich erreichbare Darstellung des mutmaßlichen Täters scheint leider zu fehlen (zumindest habe ich keine gefunden). Die Geschichte eines Mannes ist halt immer nur die halbe Geschichte.

Ich persönlich bin der Auffassung, daß sich (vergewaltigte) Frauen mit dieser Vorgehensweise weitaus mehr Schaden als nützen. Wenn sie denn vergewaltigt worden sind, sollten sie dies schnellst möglich bei der Staatsanwaltschaft bzw. Polizei zur Anzeige bringen, damit noch die Möglichkeit zur Beweissicherung besteht und nicht erst nach Monaten und dann auch noch bei einer Institution, die nicht für Vergewaltigungen zuständig ist. Was die Studentin jetzt mit ihrer Kunstperformance zu erreichen versucht, ist genau die Art von Ergebnis, die in einer nach rechtstaatlichen Prinzipien aufgebauten Gesellschaft nicht zu Stande kommen sollten. Bis zum Erlass eines Urteils durch ein ordentliches Gericht gilt die Unschuldsvermutung. Für ein Urteil bedarf es aber Beweise, keine bloßen Behauptungen. Sie will aber jetzt durch eine medienwirksame Kunstperformance die Öffentlichkerit (den Mob?) auf ihre Seite ziehen, um den Kommilitonen von der Universität entfernen zu lassen. Was durchaus erfolgversprechend sein könnte, denn die Uni will keine schlechte Presse. Es geht ihr also gar nicht um Wahrheitsfindung (sie hat ihre absolute Wahrheit sowieso bereits gefunden) und Strafverfolgung, sondern um soziale Ächtung, allein auf Grund einer Behauptung von ihr. Ein solches Rechtsverständnis ist im wahrsten Sinne des Wortes branntgefährlich, denn genau so funktionier(t)en Hexenverfolgungen. Unter diesem Aspekt kann man nur hoffen, daß sie ihre Matraze bis zum Sankt Nimmerleinstag herumtragen muss.

Außerdem tut sie anderen Frauen damit ebenfalls keinen Gefallen, denn wenn im Falle einer Vergewaltigung nichts weiter passiert, als daß der Täter der Uni, dem Unternehmen etc. verwiesen wird, hat sie zwar ihr persönliches Ziel erreicht, jedoch läuft letzten Endes ein Vergewaltiger, wenn es denn eine Vergewaltigung gegeben hat, weiter frei herum. Geradezu irrwitzig ist die Handlungsweise der Studentin, wenn man ihre Position einnimmt aus der heraus drei Frauen betroffen sein sollen. Dann wäre der Student eine tickende Zeitbombe, bei der weitere Fälle vorprogrammiert sind. Klassischer Fall von Sankt-Florian-Prinzip. Hier zeigt sich sehr deutlich wie asozial feministisches Denken geprägt ist. Das entspricht übrigens der Handlungsweise der Kirchenleitungen, die Priester nach einem öffentlich gewordenem Kindesmißbrauch einfach nur in eine andere Diözese versetzen, damit wieder Ruhe im Puff herrscht. Das kann und darf nicht das Ziel sein. Wenn es aber nur ein eskaliertes Eifersuchtsdrama gewesen sein sollte, wird ein Student für eine Tat, die so nicht stattgefunden hat, sozial geächtet und des Campus verwiesen. Das kann ebenfalls nicht das Ziel sein.

Was von strammen Feministinnen nie bedacht wird, ist, daß je öfter ein Vergewaltigungsvorwurf leichtfertig ausgesprochen wird — auch im Hinblick auf die weit ausufernde Neudefinition des Begriffes „Vergewaltigung“ im Feminismus, welche darauf hinaus läuft, das alles was der Frau nicht gefällt als Vergewaltigung bezeichnet wird —, desto mehr wird der Begriff „Vergewaltigung“ entschärft und damit dem eigentlichen Sinn entleert, was letztlich dazu führt, daß die wirklichen Vergewaltigungsopfer noch mehr leiden müssen, da die Schwere der Tat herabgestuft wird. Ein fremdgehender Mann und schlechter Sex sind unschön und oftmals ein Grund zum Ärgernis, aber eben keine Vergewaltigung! Mal abgesehen von der Tatsache, daß leichtfertige Vorwürfe das Geschlechterverhältnis insgesamt vergiften.

Ein Kommentar

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