Für die Rolle eines aufgeklärten, europäischen Islam kämpfen

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) möchte mit einer Aufklärungsoffensive auf die Propaganda des Islamischen Staates (IS) reagieren. Diese Idee scheint mir das Ergebnis einer fundamentalen Hilflosigkeit zu sein und dürfte wirkungslos verpuffen. Wie so oft stammt sie nicht mal von ihm, sondern ist von den Amerikanern abgekupfert, die genau dies seit einiger Zeit im Internet versuchen. Die Bundesregierung ist derart in ihrem Denkschema verhaftet, daß sie schon gar nicht mehr anders kann, als den USA hinterherzulaufen.

Die Verlautbarungen des IS sind im engeren Sinne keine reine Propaganda, sondern man steht tatsächlich hinter den dort dargestellten Zielen. Nebenbei sollen durch die öffentlichen Auftritte die Gefolgsleute auch an den IS gebunden werden. Den Kämpfern soll die einfache Rückkehr in ihre Heimatländer verunmöglicht werden, da sie dort nach ihren Auftritten endgültig als Terroristen und Mörder gebrandmarkt sind und mit hohen Gefängnisstrafen zu rechnen haben.

Die so gennante Aufklärungsoffensive von de Maizière ist jedoch nur eine Reaktion, weil man ansonsten nicht weiß was man machen soll, auf die zunehmende Verachtung die dem westlichen Modell aus diversen Kreisen entgegenschlägt. Der IS gibt somit indirekt die Inhalte der Gegenpropaganda vor. Souveränes Handeln einer Bundesregierung sähe anders aus. Somit ist das Ganze von Beginn an zum Scheitern verurteilt und rausgeworfenes Geld. Wie das mit öffentlichkeitswirsamen Aktionen so ist, kann die Sache auch schnell nach hinten losgehen, wie etliche Unternehmen mit ihren Werbekampagnen im Internet bereits schmerzhaft erfahren durften — zuletzt Emma mit dem Hashtag #EMMAistfürmich — und hinterher hat sich die Bundesregierung vollständig der Lächerlichkeit preisgegeben, was ich für ziemlich wahrscheinlich halte, da für sie das Internet buchstäblich #Neuland ist. Im Ergebnis dürfte die Aufklärungskampagne mehr wie eine flehende Bettelei doch bitte schön hierzubleiben rüberkommen.

Wir müssen für die Rolle eines aufgeklärten, europäischen Islam kämpfen.

Was für eines geistiges Armutszeugnis, geradezu eine Bankrotterklärung des Innenministers und der Bundesregierung. Wieso müssen wir — wer ist mit „wir“ hier eigentlich genau gemeint? — darum kämpfen? Warum sollten wir hier überhaupt für irgendeine Form des Islam oder eine andere Religion kämpfen? Haben wir wirklich keinerlei eigene Werte auf die wir uns berufen können, so das es ihm notwendig erscheint, für eine weitere Religion mit totalitärem Anspruch bis in die kleinsten Winkel des Privatlebens hinein, einzutreten? Die Forderung ist auch paradox, weil von ihm gerne mal die christlichen Werte, allerdings ohne zu sagen welche das sein sollen, bemüht werden und nun will er für die Konkurrenz kämpfen (lassen).

Allein das Gerede von aufgeklärten Religionen ist blanker Unsinn. Christentum, Islam und Judentum sind in ihrem Kern menschenverachtend und totalitär und solange die Gläubigen sich bei ihrem Handeln auf die Grundlage dieser alten Schriften berufen, stellen diese Religionen eine Gefahr für jede freie Gesellschaft dar, da sich ein europäischer Islam immer noch auf den Koran berufen würde. Wie sollte eine aufgeklärte Religion denn aussehen? Hierzu müsste sie ihr jeweiliges Märchenbuch komplett umschreiben. Nur, wäre das dann nicht eine neue Religion und könnte man da nicht gleich auf den vorliegdenden Humanismus zurückgreifen? Entweder Bibel, Koran oder Thora sind Gottes Wort oder sie sind es nicht. Hier gibt es nur ein Entweder-Oder. Es gibt keine aufgeklärten Religionen, sondern nur gezähmte Gläubige und Kleriker! Die so gennanten aufgeklärten Epochen, die es zweifellos gegeben hat, sind aus religiöser Sicht der „heiligen Schriften“ nichts anderes als Schwächeperioden, da die Menschen sich eben nicht wie dort vorgeschrieben verhielten, entweder weil sie die Texte nicht weiter interessierten oder weil sie mit einer Kombination aus Rosinenpicken und Uminterpretation versuchten, die Schadwirkungen der Religion einzudämmen. Doch in dem Moment, in dem angefangen wird an den religiösen Texten herumzudeuteln und sie anders auszulegen, zweifelt man bereits an ihnen und nimmt sie eben nicht mehr ernst. Das alles hat mit aufgeklärter Religion nicht viel zu tun, sondern mit Bildung sowie aktiver und passiver Kritikfähigkeit.

Unser Staatssytem beruht, auch wenn das von großen Teilen der Parteien und der Bundesregierung geleugnet wird, auf humanistisch-säkularen Werten. Dies sind die Werte, die es zu verteidigen gilt. De Maizière fordert „uns“ allen Ernstes dazu auf, für eine Sache zu kämpfen, die bei Weitem nicht unsere Sache ist, auch wenn es gerade en vogue ist, den Islam als zu Deutschland gehörig zu propagieren. Nebenbeibemerkt eine ziemlich leere Aussage, denn nicht alles was zu Deutschland gehört muss notwendigerweise auch gut sein. Wer hier seine Religion ausüben will, kann dies gerne zu Hause tun, solange er andere Menschen in Ruhe lässt. Darüberhinaus hat jeder seine Handlungen den Menschenrechten und dem Grundgesetz unterzuordnen. Sollte seine Religion diesen widersprechen hat er sie bzw. sich selbst anzupassen, dies ist allein seine Aufgabe, nicht die der Restgesellschaft. Wer dies nicht möchte, gerät in Konflikt mit der Justiz oder kommt hier gar nicht erst rein. Dies unmißverständlich klarzustellen ist allerdings die Aufgabe der Gesellschaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert