Ai Weiwei: Meinungsfreiheit ist, wenn Du tust was ich will

Für ein Kunstprojekt hat der chinesische Künstler Ai Weiwei (@aiww, Instagramm) eine Großpackung Legosteine bestellt, aber Lego hat die Lieferung mit der Begründung nicht zu politischen Aktionen liefern zu wollen, abgelehnt (aiww auf Instagram, FAZ, Spiegel).

In September Lego refused Ai Weiwei Studio’s request for a bulk order of Legos to create artwork to be shown at the National Gallery of Victoria as „they cannot approve the use of Legos for political works.“ On Oct 21, a British firm formally announced that it will open a new Legoland in Shanghai as one of the many deals of the U.K.-China „Golden Era.“

Wir verzichten weltweit darauf, die Nutzung von Legosteinen für politische Projekte aktiv zu befördern oder zu unterstützen. Das Prinzip ist nicht neu.

Umgehend kommt natürlich der unsinnige Vorwurf der Zensur (Zensur ist eine staatliche Maßnahme, das sollte Weiwei bestens wissen):

Irgendwie tun sich immer die Leute im Kampf um (angebliche) Meinungsfreiheit hervor, die sie offensichtlich selbst nicht verstanden haben und haben es dann auch besonders schwer andere Meinungen als Solche zu akzeptieren. Lego hat ihm überhaupt nichts vorgeschrieben, es beteiligt sich nur nicht an (seinen) politischen Aktionen. Dies ist sein Recht als Unternehmen, auch ein Unternehmen darf sich seine Kunden aussuchen. Meinungsfreiheit heißt eben nicht, daß alle spuren müssen wenn ich was will.

Ai Weiwei darf weiter meinen was er möchte, zumindest außerhalb seines Heimatlandes. Hinzu komt, daß Lego überhaupt nur drei Möglichkeiten des Handelns hat:

  1. Lego beliefert ausnahmslos jeden. Die sicherste Methode für einen Aufschrei nach dem Anderen. Man stelle sich nur vor, ein Lutz Bachmann (Pegida) oder Akif Pirinçci würden eine Kunstaktion mit Legosteinen planen. Der Justizminister höchstpersönlich wäre über Maasen erbost und erklärte Lego stante pede für mitschuldig, an was auch immer.
  2. Lego unterstützt grundsätzlich keine politischen Aktionen. Wie gesehen, kommt postwendend der Vorwurf der Zensur und der Einschränkung der Meinungsfreiheit.
  3. Lego wählt Projekte aus, die es unterstützen will. Klarer Fall, nun betreibt das Unternehmen Agitation um sich zu bereichern.

Egal wie Lego oder ein anderes, beliebiges Unternehmen agiert, es handelt immer falsch.

Noch dazu ist Herr Weiwei mit einer gehörigen Portion Doppelmoral gesegnet, denn während seiner dreijährigen Lehrtätigkeit auf der Einstein-Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin möchte er Menschenrechtsfragen nicht ansprechen.

Ich unterrichte Kunst. Natürlich sind diese Fragen in mir. Aber ich will meine Studenten damit nicht unter Druck setzen. Jeder hat das Recht, selbst über seine Grundsätze zu entscheiden.

Ach, jetzt auf einmal, wo es bei ihm liegt, hat jeder das Recht über seine Grundsätze selbst zu entscheiden, aber wenn sich ein Unternehmen auf dasselbe Recht beruft ist das Zensur und eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. So wie er Lego tieferliegende Interessen unterstellt (Vorteile an einem Legoland in Schanghai), könnte man ihm an dieser Stelle ebenso eigene Interessen oder dienstrechtliche Vorgaben unterstellen.

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