Gefälschte e-Mails rund um die SPD

Gleich zweimal hintereinander geriet die SPD wegen gefälschter e-Mails in die Schlagzeilen und beide Fälle zeigen mal wieder ihre Inkomptenz im Umgang damit.

Simone Lange

Die Oberbürgermeisterin von Flensburg Simone Lange (SPD) hatte angekündigt als Gegenkandidatin zu Andrea Nahles bei der Wahl um den SPD-Vorsitz antreten zu wollen. So weit so gut, dann berichtet Fr. Lange davon eine e-Mail von dem ihr persönlich nur namentlich bekannten Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder erhalten zu haben, in der er sie zu ihrer Selbsternennung als Gegenkandidatin kritisiert.

Jemand erhält eine e-Mail, mit einem Absender von einer dem Namen nach sehr bekannten Persönlichkeit, mit der er aber niemals in Kontakt stand, in dem das eigene Verhalten kritisiert wird und dann posaunt er die, zum eigenen Nachteil gereichende, Nachricht gleich in die Öffentlichkeit. Das allein ist schon rein taktisch kein besonders geschicktes Verhalten, aber nicht den auf die Idee zu kommen, mal auf einem anderen Kanal kurz Rücksprache mit dem Ex-Kanlzerbüro zu halten, ob die e-Mail tatsächlich vom vorgeblichen Absender stammt, insbesondere auch da Gerhard Schröder nun nicht gerade zu den Digitalfreaks gehört, die nur am Computer hängen, ist ziemlich dämlich. So ganz von den Hellen scheint Fr. Lange auch nicht zu sein, SPD eben.

Wie dem auch sei, an dieser Stelle zeigt sich mal wieder einer der gravierendsten Konstruktionsfehler des e-Mailsystems: In der Absenderadresse kann stehen was will, die Angabe ist grundsätzlich nicht vertrauenswürdig! Ein Umstand den die Mehrheit der e-Mailanwender nicht kennt oder trotz Kenntnis erfolgreich mental ausblendet. Dabei ist es bei der klassischen Briefpost auch nicht anders. Jeder kann in jedermanns Namen und Anschrift Briefe versenden. Viele e-Mailprovider unterbinden zwar inzwischen, daß ihre Kunden eine beliebige Absenderadresse angeben können, nur ist das System nicht lückenlos und wird es auch niemals sein. Je exponierter eine Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Fälschungen zu erhalten. Der Einsatz digitaler Signaturen mittels S/MIME oder PGP könnten das Problem auf ein Minimum reduzieren. Gerade PGP böte hier für jeden eine preiswerte, weil kostenlose Möglichkeit alle eigenen ausgehenden e-Mails digital zu signieren, ohne auf eine Kooperation der Empfänger angewiesen zu sein, wie es bei verschlüsseltenm e-Mails der Fall sein muss, da beide Kommunikationspartner das entsprechende System zwingend installiert haben müssen. Gerade Parteien mit ihren taktischen Überlegungen müssten ein Eigeninteresse haben, daß ihre Kommunikaiton abgesichert ist. Doch je weiter man in (politischen) Hierarchien nach oben kommt, desto geringer ist das Problembewusstsein oder gar ein Einsatz das Problem in den Griff zu bekommen. Das Verhalten was man dort an den Tag legt spottet allem Reden von Digitalisierung und Medienkompetenz Hohn. Theoretisch gibt es zwar noch die Möglichkeit, daß auf Signierung willentlich verztichtet wird, da es mit einer Solchen auch deutlich schwieriger ist, nachträglich abzustreiten, der Verfasser von unliebsamen e-Mails zu sein. Dennoch, die Vorteile von signierten e-Mails überwiegen bei Weitem.

Die Jusos und die Russen

Die Bildzeitung hat einen Artikel über die angebliche Zusammenarbeit von Kevin Kühnert mit einem Russen gegen die große Koalition in die Welt gesetzt.

Die Zeitung [Anm.: Bild] berichtete am Freitag über einen anonymen Informanten. Dieser habe sich in einer E-Mail und später per Telefon bei „Bild“ gemeldet und behauptet, „brisantes“ Material über den Vorsitzenden der Jusos, Kevin Kühnert, zu besitzen. Die Rede ist von einer angeblichen E-Mail-Korrespondenz Kühnerts mit einem Russen namens Juri aus Sankt Petersburg. Dieser habe Kühnert in den E-Mails, deren Echtheit sich laut „Bild“ nicht bestätigen ließen, Hilfe bei der Juso-Kampagne gegen eine Neuauflage der großen Koalition angeboten. Der angebliche Kühnert habe das Angebot nach einigem Zögern angenommen.

Anonymer Hinweis, behauptet Material zu haben, kann nicht bestätigt werden, kurz gesagt, Bild weiß weder noch hat etwas. Allein daraus eine Nachricht zu produzieren ist ein Unding, sich dann aber über Lügenpresse und sinkende Auflagen beklagen. Aber das ist hier nicht das Thema, sondern das Dementi der Jusos:

„Bei den angeblich Mails von Kevin Kühnert handelt es sich um Fälschungen – und zwar um ziemlich plumpe“, teilte Kühnerts Sprecher FAZ.NET auf Nachfrage mit. Den Jusos lägen die Mails nicht vor. Es sei technisch nicht möglich, E-Mails von den @jusos.de-Adressen zu senden, da es sich bei diesen um starre Weiterleitungen des Mailservers der SPD handle. „Empfangen ist also möglich, senden nicht“, sagte der Sprecher.

Offensichtlich hat der Sprecher nicht verstanden wie e-Mail funktioniert. Das Versenden von e-Mails hat nichts damit zu tun, ob es sich bei Adresse um eine Weiterleitung handelt oder nicht. Soviel zum Thema die Jungen wüssten und könnten alles besser. Das sind zwei von einander unabhängige Funktionen. Inzwischen verhindern zwar viele Provider ein Versenden von e-Mails durch ihre Kunden mit beliebigen Adressen und es kann durchaus möglich sein, daß der für die Adressen von @jusos.de zuständige Server das Versenden nicht zulässt (grundsätzlich lassen sic haber übe spd.de e-Mails versenden), dennoch können e-Mails mit Absendern von @jusos.de anderweitig verschickt werden. Hätte ich bei @jusos.de eine Mailadresse würde ich sie auch als Absenderadresse verwenden. Wie die e-Mail letztlich versand wurde, kann nur aus den vollständigen, üblicherweise nicht angezeigten Kopfzeilen entnehmen.

Übrigens sind Weiterleitungen eine überaus praktische Funktion, die ich permanent verwende. Ein echtes Postfach, welches regelmäßig abgefragt wird, in dem sich alle e-Mails aus einer Vielzahlk an Weiterleitungsadressen sammeln. Verschickt werden aber die e-Mails mit den Weiterleitungsadressen im Absender, ohne jeglichen Hinweis auf das Sammelkonto.

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