„Die (katholische) Kirche muss sich ändern“, so oder so ähnlich hört man diesen Satz immer wieder und nicht erst seit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Diese Meinung wird nicht nur von Mitgliedern, sondern auch von Nichtmitgliedern, selbst von Säkularen, vertreten. Insbesondere Letzteres überrascht mich eigentlich, denn was gehen Nichtmitglieder die Vereinsstatuten einer privatwirtschaftlichen Organisation an, mit der sie nichts tun haben, sofern die Statuten nicht den allgemeinen Gesetzen widersprechen? Warum macht sich jemand, der der katholischen Kirche fernsteht, darüber Gedanken, daß bspw. das Zölibat nicht mehr zeitgemäß ist? Hingegen verlangt niemand, daß sich Scientology ändern möge. Im Gegenteil, Scientology wird entweder komplett ignoriert oder die Forderung nach einem Verbot der Sekte wird laut. Offensichtlich wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Somit kann die regelmäßig wiederholte Forderung, daß sich etwas ändern müsse, doch nur der Besorgnis um den Weiterbestand der Kirche entspringen, was mich zu dem Schluss kommen lässt, daß selbst in den Köpfen von Säkularen der Kirche nicht nur einfach ein Bleiberecht zugestanden wird, sondern ihr eine gesellschaftliche Notwendigkeit beigemessen wird. Anscheinend können sich selbst viele Ungläubige eine Gesellschaft ohne Kirche nicht recht vorstellen. Hier haben die Propagandisten der Kirche wirklich gute Arbeit geleistet. Sicherlich ist vielen noch nicht bewusst, daß die sozialen Einrichtungen auf denen „Kirche“ steht, schon seit langem vom Steuerzahler und nicht von der Kirche finanziert werden und somit die Notwendigkeit der Kirche (unbewusst) mit der Angst vor dem Verlust sozialer Einrichtungen begründet wird. Aber das allein scheint es mit nicht zu sein. Für mich sieht es so aus, als ob von der Kirche, insbesondere der katholischen, eine mystische Anziehungskraft ausgeht. Worin diese aber auch für viele Säkulare bestehen soll, erschließt sich mir nicht. Anders gefragt, welchen Nutzen der Kirche, die die Gesellschaft immerhin Milliarden kostet, sehen sie für sich persönlich? Das in die Kirche „investierte“ Geld könnte weitaus nutzbringender eingesetzt werden.