Archiv für Gemeingefährlichkeit

Kytta: Eine Zaubersalbe von Merck?

Seit Kurzem läuft eine Werbekampagne für die Kytta-Salbe gegen Rücken- und Muskelschmerzen. Im Fernsehspot wird auf die angebliche chemiefreiheit abgezielt ([…] „Hier nimm die …“ „ne, ne Chemie, verträgst Du das?“ … „Kytta stark wie eine chemische Salbe“). Aha, die Salbe enthält also keine chemischen Wirkstoffe und soll dennoch wirken? Dann ist es eine Wundersalbe! Weiterlesen

Gesundheitsminister Gröhe: Ebola keine Gefahr für Deutschland

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU; @Groehe) verkündete großspurig, daß man in Deutschland auf Grund des guten Gesundheitssystems keine Angst vor Ebola haben müsse.

Unser Gesundheitssystem ist sehr gut aufgestellt. Deshalb muss sich niemand in Deutschland Sorgen machen.

Herr Gröhe ist Jurist und bisher nicht durch medizinisch-wissenschaftliche Expertise positiv in Erscheinung getreten, was zu der Überlegung führt, wie er zu dieser Aussage kommt. Wollte er einfach auch mal was zum Thema gesagt haben oder sind ihm diese Worte von seinen Einflüsterern im Miniserium in den Mund gelegt worden? Mir persönlich erscheint seine Einschätzung eher grob fahrlässig zu sein, weil sie von Unverständnis zum Umfang des Problems zeugt. Weiterlesen

Gefährliche homöopathische Fallbeschreibungen

Seit diesem Jahr gibt es ein neues, in der Aufmachung wissenschaftlichen Journalen nachempfundenes Open-Access Journal zur Homöopathie, das Journal of Case Studies in Homeopathy. Wie der Titel bereits vermuten läßt, sollen hier überwiegend Einzelfallbeschreibungen veröffentlicht werden. Zu erwarten wären daher prallgefüllte Ausgaben, handelt es sich bei der Homöopathie doch um einen ausgeprägten Anekdotenschamanismus. Aber die ersten beiden Ausgaben lassen ihrem Umfang nach nicht gerade vermuten, daß die Welt auf dieses Journal gewartet hätte, aber dafür läßt der Inhalt schon jetzt Schlimmes befürchten. Gleich der erste Satz des Editorials von Saurav Arora zur ersten Ausgabe läßt die Stirn Falten schlagen [1]: Weiterlesen

KVPM, das Scientology U-Boot auf dem Potsdamer Platz

KVPM Ausstellungszelt auf dem Potsdamer Platz in Berlin

KVPM Ausstellungszelt auf dem Potsdamer Platz in Berlin

An einem der Lieblingsplätze von Scientology in Berlin, dem Potsdamer Platz, hat jetzt die „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte“ (KVPM [http://www.KVPM.de, http://de.cchr.org]) für fünf Tage ihr Ausstellungszelt aufgeschlagen und versucht ihr Gedankengut unter die Leute zu bringen. Selbstverständlich leugnet man vor Ort auf Nachfrage einen scientologischen Hintergrund. Sabine Weber, ihres Zeichens OSA-Statthalterin in Berlin von Scientology, kam natürlich nur rein zufällig vorbei leistete bei der Eröffnung selbstlos tatkräftige Unterstützung.

Einer der  Transporter der KVPM it ungarischem Kfz-Kennzeichen.

Einer der Transporter der KVPM it ungarischem Kfz-Kennzeichen.

Die Brisanz gewinnt diese Ausstellung weniger durch ihren Inhalt, als durch den Zeitpunkt, dürfte doch ein erheblicher Teil der Bevölkerung durch die seit Monaten schwelenden, äußerst seltsamen Vorgänge im Falle Gustl Mollath für das Thema sensibilisiert sein, auch wenn der Name Mollath nicht auftaucht. Nun ist es weder von der Hand zu weisen, daß die Psychiatrie im Laufe ihrer Geschichte viel Unheil angerichtet hat, noch daß sie immer wieder zu politischen Zwecken mißbraucht wurde und wird, um unliebsame Zeitgenossen kaltzustellen. Doch Scientologen sind nun mit Sicherheit die Falschen um Mißstände in der Psychiatrie aufzuklären, manipulieren sie doch selbst mittels Gehirnwäsche Menschen. Das ist dasselbe, wie wenn der Dieb „haltet den Dieb ruft“, um von sich selber abzulenken. Die Veranstaltung dient wohl auch dem Zweck Unterstützer für die in einem Postfach wohnende „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Berlin i. Gr. zu finden.

Unter dem ausliegenden Informationsmaterial findet sich neben den scientologischen Info-Heftchen von http://www.sag-nein-zu-drogen.de/ auch die Werbung für das Shesawa Heilzentrum in Kleinmachnow bei Berlin. Die Wunderklitsche wird von Runen-Heilerin (ich wusste gar nicht, daß Runen krank werden können) Karin Waldeck und dem Geomanten und Geistheiler Leonhard Sack betrieben. Zu den Schwachsinnsangeboten dort zählen u.a. „DNA-Clearing nach geomantischer Biofeld-Energetisierung“, „persönliches Wachstum im 4.-9.-dimensionalen Denken und Handeln“, die „Anbindung an die geistige Urquelle“ und vieles mehr. Wenn man das alles durchhat, ist man wirklich endgültig reif für die Klapse, falls man es nicht schon vorher war, wenn man für solchen Quatsch Geld und Lebenszeit opfert.

P.S.:
Übrigens Danke für die kostenlosen Spießchen mit Schinkenröllchen auf Honigmelone, eine sehr gute Idee bei der Hitze, aber das nächste Mal bitte auf Eis servieren, das erfrischt deutlich besser. Wenn das Geld für die aufwändige Präsentation da ist, kann man das Bißchen für das Eis auch noch aus den Jüngern herauspressen. Soviel Druck muß sein, man gönnt ihnen ja sonst auch nichts.

Chef-Exorzist dankt Benedikt XVI.

Chef-Exorzist Gabriele Amorth, der Anfang 2010 von sich selbst behauptete 70.000 Austreibungen vorgenommen zu haben (zum Vergleich: Der Mann weilte zum Zeitpunkt des Artikels am 10.3.2010 gerade mal 30.994 Tage auf dieser Welt und war rd. 19.400 Tage Priester, das wären mind. 3,6 Austreibungen pro Tag), hat sich bei Benedikt XVI. bedankt:

„Benedikt XVI. hat viel für uns Exorzisten getan. Er hat uns erlaubt, nicht nur vom Teufel besessene Menschen, sondern auch Personen, die teuflische Störungen erdulden müssen, zu behandeln“

Nur zur Erinnerung, falls es jemand vergessen haben sollte, das sind die Irren, die in unserem Lande haufenweise öffentliche Krankenhäuser und Kindergärten, bezahlt von unser aller Steuergeld, betreiben und die von den politischen Akteuren als unverzichtbarer Bestandteil einer Gesellschaft erachtet werden. Einige dieser Krankenhäuser haben übrigens auch eine psychiatrische Station, allerdings nicht zur Eigenbehandlung der Sektenmitglieder.

Ich kann jetzt nicht behaupten, daß ich die Nachricht, von was für Durchgeknallten weite Teile unseres Gesundheitssystems gekapert wurden, als beruhigend empfinde …

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird;
aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.

Georg Christoph Lichtenberg

Nachtrag 19.02.2013:
Piotr Dobrowolski:

Fortbildung: Behandlung von AIDS in Afrika mit Homöopathie (Teil 2)

In Teil 1 wurde kurz dargestellt, daß der Homöopath Jeremy Sherr in Berlin ein von der Berliner Ärztekammer anerkanntes Fortbildungsseminar halten wird, in dem er über seine Behandlung von AIDS-Patienten in Tansania mit berichtet. Nach diesem Anstoß zog die Meldung ihre Kreise und jetzt berichten Telepolis und Spiegel-Online parallel, daß die Berliner Ärztekammer die Fortbildungspunkte für das Seminar mit Jeremy Sherr zurückzieht. Doch die Presseerklärung der Berliner Ärztekammer kann nur als Schutzbehauptung gewertet werden: Weiterlesen

Fortbildung: Behandlung von AIDS in Afrika mit Homöopathie

Am 16-18.11.2012 findet im Van-Delden-Tagungshaus vom Evangelischen Diakonieverein Zehlendorf (Busseallee 23-26, 14163 Berlin) eine Veranstaltung mit dem eher langweilig anmutenden Titel „Chronische und akute Verschreibungen im Dialog Fälle Materia medica“ statt. Doch der Inhalt dieser Veranstaltung ist äußerst bemerkenswert. Weiterlesen

Dengue-Fiebertherapie mittels Homöopathie

Dengue-Fieber ist eine, in tropischen und subtropischen Gegenden durch Mücken (meist Tigermücken) übertragene, sehr weit verbreitete virale Infektionskrankheit (Dengue-Virus), die sich nach einer Inkubationszeit von 3-14 Tagen in grippeähnlichen Symptomen bemerkbar macht, aber meist nach einer Woche, daher auch das Synonym Sieben-Tage-Fieber, vergeht. Bei 2-4% der Erkrankten kommt es jedoch zu lebensgefährlichen Komplikationen in Form von Hämorrhagien (unkontrollierte Blutungen) und Schockzuständen, mit Mortalitätsraten von 1-5%, bei einzelnen Epidemien deutlich mehr.

Die gegenwärtig einzig wirksame Bekämpfung des Dengue-Virus besteht in der Bekämpfung der Ausbreitung der Vektoren (Mücken) um die Infektionswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Die klinische Therapie ist rein symptomatisch ausgerichtet und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Gabe von Schmerzmitteln und von Flüssigkeit, sowie bei schweren Fällen auf intensivmedizinische Überwachung. Weiterlesen