Tag Archiv für Paramedizin

Liberia verbietet Homöopathieeinsatz an Ebolapatienten

Als ich die Spiegelüberschrift „Homöopathie: Liberia verhindert Tests an Ebola-Patienten“ gelesen habe, dachte ich spontan es kehrt Vernunft ein, denn der Honorarkonsul Michael Kölsch, rein zufällig verheiratet mit der Schatzmeisterin des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), Monika Kölsch, hat die Sache richtig erfasst:

„Ich denke, dass gerade die afrikanische Bevölkerung offen ist für alternative, sanfte Heilmethoden und insofern die Homöopathie nach Afrika eigentlich ganz gut passen könnte.“

Dies war auch meine erster Gedanke beim Lesen der Überschrift. Afrika ist geradezu durchseucht mit Aberglauben an Götter, Geister, Dämonen und Scharlatanen jeder beliebigen Art (was ja auch bereits die Bekämpfung der Ebolaepidemie erschwert hat). Es ist unfassbar an was Menschen alles glauben. Gibt es bei uns auch, aber die Quantität ist in Afrika eine Andere. Vom Prinzip her müsste daher die Homöopathie dort auf fruchtbaren Boden fallen, außer die rassistischen Motive gewinnen die Oberhand, weil die Methode von den Weißen kommt. Weiterlesen

Denn sie wissen nicht was sie nehmen

Don’t know what they take

Anekdote „Don’t know what the take“, gefunden im J. Spec. Homeopathy 1857, 2 (6): 3

Durch Zufall bin ich neulich auf eine kleine Anekdote in einer Homöopathiezeitschrift aus dem Jahre 1857 gestoßen [1]:
Im Verlaufe der Behandlung einer Dame durch einen Homöopathen, bekam die Patientin starken Durchfall, welcher vom Homöopathen dann auch entsprechend behandelt wurde. Allerdings blieb diese Behandlung erfolglos und die Dame griff zu Dr. Humphrey’s Specifics (Anm.: eine Unterart von Homöopathika) und ihr Durchfall verschwand umgehend. Beim nächsten Besuch bei ihrem Homöopathen gratulierte ihr dieser zur ihrer Genesung, aber sie informierte ihn darüber, daß seine Medikamente nicht geholfen hätten und erst der Griff zu Dr. Humphrey’s Specifics ihr Besserung verschafft hätte. Ihr Homöopath drückte sein Bedauern aus, wies aber drauf hin daß sie nie wisse, was sie da einnähme, woraufhin die Dame antwortete, dies wüßte sie bei seinen Mitteln auch nicht. Weiterlesen

Unsinn 1. und 2. Art

Vor gut zwei Monaten hatte ich auf die von der Berliner Ärztekammer mit acht Punkten vergütete Fortbildunsveranstaltung unter dem Titel „Einführung in die Sehgal-Methode“, auch gemütsorientierte Homöopathie genannt, hingewiesen. Jetzt erreicht mich die Nachricht, daß die Berliner Ärztekammer ihr Auswahlverfahren für diese Veranstaltungen zumindest etwas verändern will.

[…] Gleichwohl zeigte uns die kammerinterne Diskussion des Veranstaltungsangebotes, die wir im Gefolge Ihrer E-Mail geführt haben, dass wir uns hierbei zuweilen in Grenzbereichen der Homöopathie befinden, die beispielsweise eine Teil-Anerkennung ausgewählter Veranstaltungsabschnitte (also keine vollständige Anerkennung eines Gesamt-Veranstaltungsangebotes) oder auch eine Nicht-Anerkennung von Fortbildungspunkten rechtfertigen könnten. Insoweit beachten wir Ihren kritischen Hinweis gern im Hinblick auf die künftige Bearbeitung verwandter Anträge auf Fortbildungszertifizierung zur Sehgal-Methode, die wir mit der zusätzlichen Einholung eines externen Expertenvotums hinsichtlich der jeweiligen Anerkennungsfähigkeit von Fortbildungspunkten verbinden werden.

Momentan weiß ich noch so recht wie ich das bewerten soll. Zunächst kann man es als kleinen Teilerfolg ansehen, daß überhaupt eine Reaktion erfolgt ist, eine kammerinterne Diskussion des Problems angeregt wurde und man gewillt scheint, wenigstens ein externes Expertenvotum einzuholen, bevor ein entsprechender Fortbildungsvorschlag als Fortbildung anerkannt wird. Auch das Novum von der möglichen Teilanerkennung einer Fortbildunsveranstaltung ist erwähnenswert. Weiterlesen

Stellungnahme des Senats zum Homöopathie-Studiengang

Wie bereits hier angedeutet, ist mit dem Rückzug der Genehmigung durch die Steinbeis-Hochschule in Berlin (SHB) für den Homöopathie-Studiengang bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (SenBJW) der Fall Traunstein nicht erledigt. Zu dieser Zeit waren noch Anträge auf Akteneinsicht anhängig, denen inzwischen — allerdings erst nach Androhung von Dienstaufsichtsbeschwerden — stattgegeben wurde. Das Ergebnis der Akteneinsicht findet sich im Blog Beweisaufnahme Homöopathie. Parallel dazu gab es ein Schreiben mit einem Fragenkatalog u.a. an die wissenschaftspolitischen Sprecher der Parteien im Abgeordnetenhaus von Berlin. Weiterlesen

Unsinn mit p-Werten

Der Vortrag von Dr. Michael Frass zu den angeblichen Vorteilen einer begleitenden Therapie mit Homöopathie war hier bereits zweimal Thema (Teil 1, Teil 2). Heute nun geht es um eine Tabelle mit p-Werten aus dem Vergleich der Gruppen mit und ohne begleitende homöopathische Therapie.

Exkurs p-Wert

An der Stelle zunächst ein kurzer Exkurs zur Bedeutung des p-Wertes in der Statistik. Ganz allgemein formuliert ist die Idee hinter dem p-Wert der Versuch, eine Maßzahl zu erhalten, die angibt ob die erhaltenen Ergebnisse auch durch Zufall entstanden sein könnten. Da es sich bei ihm um eine Wahrscheinlichkeit — daher p, probability — handelt kann er nur Werte zwischen 0 und 1 annehmen.

Um zum p-Wert zu gelangen, wird das Gegenteil dessen angenommen, was es nachzuweisen gilt. Diese Annahme wird als Nullhypothese bezeichnet. Bei klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis einer Behandlungsmethode lautet daher die Nullhypothese, daß es zwischen den Gruppen keinen Unterschied gibt. Zeigt sich entgegen der Nullhypothese ein Unterschied zwischen den Gruppen, wird unter Annhame der Gültigkeit der Nullhyptohese die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der die Untersuchungsergebnisse auch durch Zuffall entstanden sein könnten. Diese Wahrscheinlichkeit wird in der Statistik als p-Wert bezeichnet. Je näher der p-Wert bei Null liegt, desto unwahrscheinlicher ist es, daß die Nullhypothese zutrifft. Bezogen auf die Nullhypothese besagt ein p-Wert von 0,05 (5%), daß bei Durchführung von 20 Experimenten eines durch Zufall zu dem erhaltenen Ergebnis führen könnte. Ein p-Wert von 0,05 (5%) gilt nach allgmeinem Konsens als signifikant, einer von 0,01 (1%) als stark signifikant. Weiterlesen

Lebenszeitverlängerung durch Homöopathie (Teil 2)

Ich habe inzwischen mal die zum Vortrag von Dr. Frass passende Veröffentlichung [1] quergelesen. Ausgangspunkt der retrospektiven Studie bilden die Krankenakten von 538 Tumorpatienten aus den Jahren 2004-2008 des Uniklinikums Wien, als Gruppe 1 bezeichnet. Von diesen wurden die ausgewählt, die in der Zeit neben der konventionellen Krebstherapie mindestens drei homöopathische Behandlungen hatten. Übrig blieben 287 Patienten, die als Gruppe 2 bezeichnet werden. Davon wurden alle Patienten mit fataler Diagnose, aber unter Ausschluss von Kindern und Patienten mit unvollständigen Daten, ausgewählt. Außerdem mussten zu jeder Tumorart mindestens Daten von fünf Patienten vorliegen. Die hiernach verbliebenen 54 Patienten bilden die Gruppe 3.

Welche Bedeutung kommt der Gruppeneinteilung zu? Keine! Es handelt sich dabei auch nicht um eigenständige Gruppen, sondern um voneinander abgeleitete Teilmengen. Es werden zwar ein paar statistische Daten, wie z.B. der Altersdurchschnitt, berechnet, jedoch haben diese keine Ausagekraft, da die Patienten im Verlauf der Studie nicht mehr auftauchen. Untersuchungsgegenstand sind nur die Daten der 54 Patienten aus Gruppe 3, verteilt auf 6 verschiedene maligne Erkrankungen. Wobei für die Auswertung das Lugenkarzinom in zwei Untergruppen, mit 7 und 3 Patienten (man hat keine Scheu Statistik mit drei Meßpunkten zu treiben!) aufgeteilt wird, die in der Präsentation aber wieder zusammengefasst werden. Weiterlesen

Der homöopathische Tischler

Am 7. und 8 März fand in der Urania in Berlin die Veranstaltung „Science meets Homoeopathy in Berlin“ von und mit Dr. med. Irene Schlingensiepen statt. Im Rahmen des Vortrages „Homöopathie für Skeptiker“ versuchte sie in der Abendveranstaltung ihr Verständnis der Wirkungsweise von Homöopathie an den Mann zu bringen (und natürlich ihr gleichnahmiges Buch). Der Saal mit 121 Sitzplätzen war mit rd. 110 Besuchern (die meisten im fortgeschrittenen Alter), davon 37 Männer inkl. mir und dem Urania-Tontechniker, gut gefüllt.

Um die Wirkungsweise der Homöopathie zu erklären, wählte sie ein Schaubild mit dem Titel „Information kann den Träger wechseln ohne ihre Bedeutung zu verlieren“, welches einen Mann zeigt der sich einen Tisch gedanklich vorstellt, daraufhin von diesem eine Skizze auf Papier anfertigt und über eine Satellitenleitung an einen Tischler faxt, der dann den Tisch anfertigt. Ein wunderbar einfaches und eingängiges Bild — und genauso falsch! Weiterlesen

Berliner Ärztekammer: Gemütszentrierte Homöopathie punktet

Die Berliner Ärztekammer holt mal wieder zur Speerspitze der Esoterik auf. Inzwischen erkennen zwar praktisch alle Ärztekammern Veranstaltungen zur Homöopathie als gültige Fortbildungsmaßnahmen an, da das monetäre Interesse der Mitglieder deutlich schwerer wiegt, als das Interesse an einem auf wissenschaftlichen Grundlagen basierenden Gesundheitssystem. In regelmäßigen Abständen wird aber selbst bei der Zulassung dieses Unsinns noch deutlich übertrieben. So fiel die Berliner Ärztekammer bereits Ende 2012 mit der Anerkennung einer Forbildungsveranstaltung mit Jeremy Sherr zur Therapie von AIDS mittels Homöopathie auf. Dieser Tage bietet man dort nun eine mit acht Punkten bewertete Fortbildung (oder sollte man besser Werbeveranstaltung sagen?) unter dem scheinbar harmlosen Titel „Einführung in die Sehgal-Methode“ an (#2761102013161890004). Weiterlesen

Auch in Australien ist Homöopathie Unsinn

Nachdem die australische Gesundheitsbehörde, das National Health and Medical Research Council (NHMRC), bereits im Oktober 2013 einen 300 Seiten starken Bericht veröffentlichte, der sich ausschließlich mit Homöopathie befasst und der zu dem kurzen, aber nicht überraschenden Schluss kommt, daß die verfügbaren Belege aus den wenigen Studien mit geeigneter Stichprobengröße nicht stichhaltig sind und es keine Anhaltspunkte gibt, die darauf hindeuten, daß die Homöopathie eine effektive Behandlungsmethode darstellt. Weiterlesen

Aus für Homöo-Akademie in Traunstein — War es das?

Vollkommen überraschend wurde vorgestern und gestern zunächst über eine eher private Mitteilung, die aber vom Pressesprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (SenBJW) bestätigt wurde, bekannt, nach der der von der Steinbeis-Hochschule in Berlin (SHB) für Herbst 2014 geplante Studiengang in Hömopathie zum B. Sc. in Traunstein nicht realisiert werden wird. Ein klares k.o. für Traunstein.

Sie hatten mit Schreiben vom 18.März 2014 einen Antrag auf Akteneinsicht gestellt. In diesem Antrag sowie Ihrer Email vom 05. März 2014 werfen Sie mehrere, grundsätzliche Fragen auf.

Hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, dass die Steinbeis-Hochschule uns am 28. März 2014 schriftlich mitteilte, dass die Planungen für den geplanten Studiengang Complementary Medicine and Management (B.Sc.) eingestellt wurden und somit im fraglichen Studiengang kein Studienbetrieb aufgenommen werden wird.

Ich gehe davon aus, dass Ihre Anfrage vom 18. März 2014 durch die Einstellung des Studiengangs und den Inhalt dieses Schreibens als geklärt zu betrachten ist.

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