Bargeldabschaffung

Der amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff hat sich für die Abschaffung von Bargeld ausgesprochen. Gerade aus den USA, mit ihrem unterentwickelten Sozialsystem, mit unzähligen Armen und Obdachlosen, muss dieser Vorschlag kommen. Hinzu kommen Heerscharen an illegalen Wanderarbeitern, an denen im Süden der USA ganze Wirtschaftszweige hängen. Begründet wird der Vorschlag mit der leichteren Durchsetzung von Negativzinsen für Banken. Was für Banken gedacht ist, würde dann natürlich auch bei jedermann funktionieren und das ohne Zeitverlust und ohne mögliche Gegenwehr des Bürgers. Wenn die Beträge nur klein genug sind, gäbe es keinen Widerstand. Am einfachsten wäre dann auch die Einführung einer Transaktionssteuer, bei der für jede Buchung auf dem Konto ein Minimalbetrag für den Staat anfällt (wurde in Brasilien vor Jahren mal eingeführt). Wenn alles über Konten läuft eine beliebig anpassbare und sofort wirkende Einnahmequelle für den Staat, ohne weiteren Verwaltungsaufwand.

Die Leute mit ihren Kleinstbeträgen müssen auch irgendwie zu ihrem Geld kommen. Da ich mal annehme, daß er außerdem auch keine anonymen Geldkarten einführen möchte, müsste sich theoretisch jeder registrieren lassen. In jedem Falle würde sich mit Sicherheit eine Parallelwirtschaft mit kreativen Alternativzahlungs- bzw. Tauschmitteln (Zigaretten waren auf Schwarzmärkten beliebt; in West-Berlin gab es zu Mauerzeiten eine Kaviarwährung, weil russ. Soldaten keie Devisen haben durften) entwickeln, in dessen Folge diejenien, die ohnehin nichts haben noch abhängiger und noch mehr der Willkür der Arbeitgeber ausgesetzt wären. Da Alternativzahlungsmittel dann wohl auch für illegal erklärt werden würden — es gab schon mal eine Zeit in den USA, bei der privater Goldbesitz verboten war —, könnten diese ohne große Umstände ersatzlos konfisziert werden, wohingegen bei Bargeld die illegale Herkunft erst bewiesen werden muss. So kann man Menschen nach Belieben kiminaliseren. Halleluja, The Land of Free.

Auch für alle Anderen erscheint mir dies kein erstrebenswerter Zustand zu sein, wenn jede noch so kleine Transaktion komplett und transparent erfasst und auf ewig gespeichert werden würde. Auch noch Jahre später ließen sich so Profile der Bürger von ungeahnter Genauigkeit anlegen. Die Abschaffung des Bargeldes würde eine neue Dimension an orwellscher Überwachung mit sich bringen. Langfristig läuft es in der Politik aber auf diese Komplettüberwachung der Finanzen durch den Staat hinaus. Bei uns in Deutschland das BaFin als zentrale Stelle an der alle Konten in Deutschland bekannt sind, Abschaffung des Bankgeheimnisses, was ich defintiv für keine positive Errungenschaft halte, bis hin zu der Überlegung die Kassen von Geschäften direkt online mit dem Finanzamt zu verbinden. Auch der gesamte Sozialstaat hat mit seiner Datensammelwut hat etwas zutiefst Totalitäres in sich.

Die Überwachung der gesamten Kommunikation, die NSA hat gerade erst einen Überwachungsfreifahrschein für das amerikanische Inland erhalten, daß in Verbindung mit allen auch noch so kleinsten Transaktionen (Taschengeld für Kinder, Toilettengebühren) kann eigentlich nur ein Projekt der Geheimdienste und ihnen nahestehender Personen sein. Stellt sich nur die Frage von wem Mr. Rogoff noch bezahlt wird.

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