Seit gut einem Jahr beschäftigen sich die Mitglieder des Deutschen Bundestags immer wieder mit dem Versuch eine Resolution zum Völkermord an den Armeniern vor rund 100 Jahren zu verabschieden. Vor ein paar Tagen haben sie es nun endlich geschafft. Schön für sie, den toten Armeniern hilft es nicht mehr, Täter, die man bestrafen könnte, sind ebenfalls keine mehr greifbar, aber dafür hat man jetzt ein Stück Papier in der Hand, welches man allen zeigen kann, um mal wieder so richtig demonstrieren zu können, daß man auf der Seite der Guten steht. Nun gut wer’s braucht.
Jetzt sind die Trolle vom Bosporus auf 180 und schimpfen wie die Rohrspatzen. Daß die Resolution in Ankara nicht mit Freudengeheul begrüsst werden würde war doch wohl allen von Anfang an klar, nehme ich jedenfalls mal zu ihren Gunsten an. Nun hat die Türkei ihren Botschafter abgezogen. Na und? Wen interessiert’s? Dann haben sie halt keinen Botschafter mehr in Deutschland. Es ist ja nicht so, als daß wir unbedingt Einen bräuchten. Anstatt nun aber die türkischen Parlamentarier und Erdoğan weiter in Ruhe schimpfen zu lassen und sie einfach zu ignorieren, macht man im Bundestag das Sandkastenspiel auch noch mit und gibt Widerworte. Über Erdoğans Forderung nach einem Bluttest bei türkischsstämmigen Abgeordneten konnte man ja sogar herzhaft lachen, allerdings sollte man das mal bei allen Abgeordneten machen und nicht auf Anwesenheit des Turk-Gens testen, sondern auf Drogen. Ich bin sicher, das Ergebnis würde viele Entscheidungen im Bundestag hinreichend erklären.
Sonst beklagt man sich immer, wie wenig Zeit man ob der vielen Arbeit habe, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen, was natürlich auch daran liegen mag, daß man einerseits von der jeweiligen Materie keine Ahnung hat und andererseits natürlich gar keine Sachentscheidungen getroffen werden sollen, sondern nur jeweils politisch Nützliche (Ränke schmieden kostet hat viel Zeit), aber für die vollkommen irrelevante Auseinandersetzung um die Resolution zum Völkermord an den Armeniern hat man plötzlich so viel Zeit, daß alle anderen Diskussionen hintenan gestellt werden. Wie im Kindergarten. Es fehlt jede Souveränität den verbalen Randalierern einfach die kalte Schulter zu zeigen, aber das mit der fehlenden Souveränität des deutschen Parlaments kennt man ja bereits zur genüge aus der NSA-Snowdenaffäre.
Wäre den Bundestaglern das Internet kein Neuland, wüssten sie ob der besten Strategie:
Don’t feed the troll!