Jacob Appelbaum, aus dem Umfeld von Assange bei Wikileaks und Partizipator am Tor-Projekt, ein Anonymisierungwerkzeug für das Internet, ist auf Grund von Missbrauchsvorwürfen auf der anonymen Webseite jacobappelbaum.net aus dem Tor-Projekt geflogen, wie Zeit-Online schreibt.
Hey there! We’re a collective of people who have been harassed, plagiarized, humiliated, and abused — sexually, emotionally, and physically — by Jacob Appelbaum. Jake enjoys manipulating people through his built-up social capital, influence, and power, in order to get what he wants.
Er wird auf a jacobappelbaum.net also nicht nur als Vergewaltiger hingestellt sondern auch als manipulierendes Arschloch. Ich bin übrigens mit Appelbaum weder verwandt, verschwägert noch irgendwie befreundet. Ich kenne ihn nur von einigen Veranstaltungen, und auch von einigen seiner Reden. Jemand mit Charisma und was er so von sich gab, war vernünftig und brauchbar. Zu seinem Arbeits- und Sexualverhalten ist mit nichts weiter bekannt, kann ich daher nicht Stellung beziehen.
Gehostet wird die Seite in den USA, unter 192.30.252.153 & 154, also im IP-Adressbereich der Entwicklerplattform GitHub. Das ist insofern nicht vollkommen nebensächlich, weil sich dort gerade Genderfeministinnen mächtig breitmachen und mit allerlei unsinnigen Vorschlägen ihre Sonderwünsche im Programmcode verankert sehen möchten.
So wie es aussieht kann auf der Webseite jeder seine Geschichte zu Appelbaum einreichen, entweder direkt oder per e-Mail (Jacob Appelbaum’s Victims Collective <jacobsvictims@gmail.com> 0x2784B696799AE1F2)
Von den derzeit acht verlinkten Stories, sind aber drei nur Platzhalter ohne jeglichen Inhalt — mehr Schein als Sein —, die restlichen fünf haben Inhalt. Liest man sie am Stück, fällt auf, daß sie sich in ihrem Duktus außerordentlich stark ähneln. Das sieht aus, als kämen sie alle aus einer Feder. Sie können natürlich auch im Kollektiv erstellt und abgesprochen worden sein. Die Ereignisse erstrecken sich über mehrere Jahre, sind also nicht aktuell. Anzeigen scheint es nicht gegeben zu haben, zumindest werden sie nirgends erwähnt.
Research
Jake is known to do whatever it takes to get others to do all the work, but have his name listed first on the paper „because the names should be alphabetically sorted.“ He’s also quite happy to do the same with code, projects, articles, whatever he can to increase his level of power and influence.
In der Forschung ist der Erstautor derjenige, der die Arbeit macht und der Letztautor, der der den Ruhm und das Geld bekommt weil er die Arbeitsgruppe leitet. Es muss also nicht unbedingt förderlich sein, immer als Erstautor zu erscheinen. Warum schreiben dann die anderen nicht selbst ein Paper ohne Appelbaum? Das ist nicht verboten. Ja, es gibt solche Egomanen, aber das in Zusammenhang mit den Mißbrauchsvorwürfen klingt für mich viel zu sehr nach dem Versuch ihn einfach nur in schlechtes Licht zu rücken.
Befeuert wird das weiter durch Tweets wie diesen:
.@mmeijeri Jake finally raped enough people that Tor as an organisation couldn't ignore it anymore.
— Meredith L Patterson (@maradydd) June 3, 2016
Soll das heißen alle wußten es, aber keiner hat was unternommen? Sollten die Vorwürfe nicht zuvorderst die Staatsanwaltschaft interessieren? Sollten dann nicht schnellstmöglich andere Frauen vor ihm geschützt werden? Nein, es betrifft nur das Tor-Projekt. Merwürdige Einstellung die manche Frauen so an den Tag legen, wenn es um Vergewaltigung geht. Feministinnen sind erstaunlich egoistisch und dem eigentlichen Anliegen des Feminismus nicht unbedingt förderlich, vielleicht sollten sie den doch den Männern überlassen.
Natürlich können die Vorwürfe stimmen, ich kann deren Wahrheitsgehalt nicht prüfen, aber das Schema wiederholt sich immer öfter. Politisch unbeliebsame Personen, zu denen gehört Jacob Appelbaum auf Grund seiner Tätigkeiten im Kryptowesen, Internetanonymität, Whistleblowing und seinen verbalen Angriffen auf die (US-)Geheimdienste zweifellos, sehen sich Mißbrauchsvorwürfen ausgesetzt. Es geht nicht darum, einem scheinbar chronischen Vergewaltiger auf dem Rechtsweg das Handwerk zu legen und weitere Vorfälle dieser Art zu unterbinden, sondern jemanden durch anonyme, nicht nachprüfbare Anschuldigungen schnellstmöglich aus Projekten zu bekommen, ihn auch öffentlich zu diskreditieren, damit er nicht mehr eingeladen wird. So bekommt man jemanden auf recht preiswerte Art mundtot und entzieht ihm Öffentlichkeit in Sachfragen. Eigentlich ein Heimspiel für Geheimdienste jedweder coleur. Was bisher auch bestens funktioniert, da sich kein Unternehmen den Ruf anhängen lassen will Vergewaltiger zu schützen. Ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht, ist inzwischen vollkommen belanglos geworden. Langfristig wird das zu Lasten „echt“ vergewaltigter Frauen nach hinten losgehen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich niemand mehr um solche Vorwürfe schert. Es ist wie mit dem Vorwurf „Nazi“, welcher in der letzten Zeit derart inflationär auf jeden der anderer Meinung ist angewandt wird, daß der Vorwurf vollkommen seines eigentlichen Inhalts entleert wurde und somit im Grunde die eigentlichen Opfer, die sich nicht mehr wehren können, verhöhnt werden. Wenn denn tatsächlich solche übergriffe stattfinden, sollten Frauen, bzw. die Betroffenen auch eine Anzeige bei Staatsanwaltschaft oder Polizei aufgeben, alles andere ist hochgradig kontraproduktiv. Es wird übrigens interessant sein zu sehen, durch wen Appelbaum demnächst beim Tor-Projekt ersetzt werden wird.
Nachtrag 06.06.2016:
Inzwischen hat sich Jacob Appelbaum zu den Vorwürfen geäußert (Tweet) und wie nicht anders zu erwarten diese zurückgewiesen sowie sich rechtliche Schritte vorbehalten.
Ernsthafte Anschuldigungen, keine Beweise, anonyme Webseitenstories, Jobverlust, Gegendarstellungen via Twitter und jeder darf sich jetzt aussuchen wem er Glauben schenken möchte, aber wie auch immer die Wahrheit aussehen mag, der Rufmord hat erst mal funktioniert.
Noch ein eher allgemeiner Gedankendank zum Thema. In dieser Gemengelage aus Hackern, Anonymität und Identätsdiebstahl sollte jeder, der sich aus welchen Gründen auch immer gezwungen sieht derartige Statements zu publizieren, diese mit seinem PGP-Schlüssel, der von anderen signiert worden ist unterzeichnen um wenigstens ein Minimum an Authentizität herzustellen.
Nachtrag 09.06.2016:
Neben den anonymen Anschuldigungen gibt es inzwischen auch zwei Berichte von weiteren Leuten die ihre Erlebnisse mit Jacob Appelbaum schildern, allerdings mit offenem Visir. Der eine stammt von Nick Farr. Der enthält sehr viel Drama und eingestreut drei neue Anschuldigungen, aber wieder alles ohne Beweise. So soll sich jemand umgebracht haben, nachdem (weil?) ihm Appelbaum Ergebnisse gestohlen haben soll. Diese Passage ist aber inzwischen wieder aus dem Text entfernt worden, was die Angelegenheit auch nicht gerade glaubwürdiger macht. Dann gab es wohl jemanden der einen Vortrag angemeldet hat, in dem Appelbaum als Geheimagent dargestellt werden sollte. Außerdem soll Appelbaum für Drohbriefe („Don’t make us use extreme measures. Hand it all over.“) auf dem Kopfkissen im Hotelzimmer von Nick Farr verantwortlich gewesen sein. Der andere Bericht stammt von Leigh Honeywell, die ihre Erlebnisse mit Appelbaum schildert.
Mir war sehr auffällig, für welche Projekte er sich öffentlich exponiert hat obwohl seine Rolle zweifelhaft war. Bei TOR-Projekt war er immer nur Evangelist, kein Entwickler. Shari Steele ist glaubwürdig. Das erste mal als ich ihn gesehen habe, behauptete er mit Culofthedeadcow verbunden zu sein und an der Grenze zum Irak, später war er dann irgendwie mit New Orleans Fluten verbunden, dann Tor, dann Wikileaks, es ist einfach lächerlich. Jake ist hoch manipulativ, schart Anhänger um sich und macht verunsicherte Menschen nieder. Man denke zum Beispiel an Asher Wolf, die schliesslich vollkommen ausgeflippt ist und die CCC Leute angemacht hat.
Auf der Re:Publica rief er in einem Beitrag aus dem Publikum dazu auf in die Fußstapfen von Weatherman und RAF-Terroristen zu gehen und Menschen aus Gefängnissen zu befreien.
Was nützt es ob Shari Steele glaubwürdig ist? Auch sie kennt mit Sicherheit nicht die Wahrheit, damit fällt sie als Zeugin aus und man kann sich nicht auf sie berufen.
Appelbaum ist sicherlich ein Selbstdarsteller, auch mag er manipulativ sein — das macht ihn noch lange nicht zum Vergewaltiger —, aber dieser Vorwurf ist eine zweischneidige Angelegenheit, denn dazu gehören immer zwei Seiten, nämlich auch diejenigen, die blind dem Evangelisten folgen ohne selbst nachzudenken. Wenn es dann schief geht waren sie nicht selbst naïv oder dumm, sondern der Andere manipulativ. Nur keine Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Gerade das was auch Appelbaum in seiner Gegendarstellung einfach nur als „community“ bezeichnet hat oftmals ein massives Problem andere Meinungen zu akzeptieren und folgt gerne mal irgendwelchen Wortführern. Gerade diese interne Dialogunfähigkeit spielt der Gegenseite in die Hände und erleichtert auch Geheimdiensten mitzumischen, denn Letztere brauchen den Nebel. Mittenmang noch die „social justice warriors (SJW) mit ihrer Unfähigkeit aber dafür umso lauterem Gendergekreische.
Auf der re:publica war ich nicht, kenne daher die Aussage nicht, aber sie ginge natürlich auch in die falsche Richtung, weist aber prinzipiell denselben Weg wie die Anschuldigungen gegen ihn, nämlich weg vom und vorbei am Rechtsstaat.
Das sollte hier kein Plädoyer für Appelbaum sein, ich kenne die Wahrheit einfach nicht. Nur die Art und Weise wie solche Dinge in der letzten Zeit ablaufen macht mich einerseits sehr skeptisch, andererseits entlarvt es aber aber an vielen Stellen das Gerede von Demokratie, Rechtsstaat etc. als leere Worthülsen. Wer anderer Meinung ist, wird gnadenlos kaputt gemacht.