Transparenzoffensive

Unter dem anspruchsvollen Titel „Der Islamforscher“ berichtet der Spiegel [1] über eine anlaufende Sendereihe mit Constantin Schreiber. In der ARD wird ab Anfang März im Kanal „Tagesschau24“ und im Internet die neue Reihe „Moschee-Report“ zu sehen sein, um den Deutschen den Islam in ihrem Land zu erklären.

Aus dieser Begegnung entstand die Idee für den „Moschee-Report“. Seither hat Schreiber unerkannt etliche Gemeinden besucht — und dabei auch Predigten gehört, die dür die Integrationvon Muslimen ehr nicht förderlich sind.

Wenn er nun jedoch mit seinem Kameramann durch die Moscheen zieht, geschieht dies mit Einverständnis der jeweiligen Gemeinde. Das hat rechtlich Gründe, heimliche Tonaufnahmen sind verboten, auch für Journalisten. Schwer zusagen, ob das was er vorfindet, Alltag ist.

Letzteres dürfte das Problem an dieser Sendung werden, für die Presse inszenierte Predigten. So wie Politiker auf von ihnen einberufenen Pressekonferenzen nur das von sich geben werden, was sie in der Presse sehen wollen, werden sich auch die Moscheegemeinden auf den angekündigten Besuch eingestellt haben. Von der Predigt bis zu den erhältlichen Broschüren wird alles fein säuberlich auf den Besuch abgestimmt sein. Dabei muss noch nicht einmal gelogen werden, die Wahl eines unverfänglichen Themas für die Predigt reicht für eine entsprechende Selbstdarstellung im Fernsehen vollkommen aus.

Schreibers Transferdeal hat den Vorzug, dass er die Moderation einer weiteren Sendung beinhaltet. Vom 22. März an soll Schreiber das NDR-Medienmagazin „Zapp“ präsentieren, der Sender will die Personalie kommende Woche verkünden. Er wird sich mit der bisherigen Moderatorin Anja Reschke abwechseln. Künftig soll die Sendung auch anders aussehen. Der Moderator steht dann nicht mehr im Studio, sondern im Regieraum, vielleicht huscht ein Mitarbeiter durchs Bild, oder jemand ruft etwas rein. Für „Zapp“-Redaktionsleiterin Annette Leiterer „ein Zeichen von Transparenz, das uns in diesen Zeiten guttut“. Schreibers „journalistische Glaubwürdikeit“ passe zu „Zapp“.

Merkwürdig was heute alles unter Transparenz verstanden wird, als ob der Präsentationsort in einem Studio nicht inszenierbar wäre und irgendetwas über das Vorgehen und die journalistische Arbeit aussagen würde. Die Präsentation mag auf preiswerte Art und Weise optisch attraktiver wirken, da der Hintergrund leicht belebt ist und weniger gestellt aussehen mag, als ein einzelner vor der Kamera referierender Moderator, aber das heißt noch lange nicht, daß auch nur ein einziger Vorgang für den Zuschauer dadurch transparenter wäre. Es ist schon recht armselig, wenn man meint solche Maßnahmen als Transparenz verkaufen zu müssen.

Literatur

  1. Der Islamforscher. DER SPIEGEL Nr. 9 / 25.02.2017, S. 80-81.

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