Bundestag will jetzt auch in die sozialen Medien, favorisiert aber wohl leider Facebook und Twitter

Der Bundestag arbeitet nun doch daran, selbst auf den sozialen Netzwerken vertreten zu sein, doch was wird diskutiert? Facebook und Twitter.

Nach WELT-Informationen hat die Innere Kommission des Ältestenrats ein Konzept zur Nutzung von Social Media durch das deutsche Parlament beauftragt. Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU), der gleichzeitig Vorsitzender des Gremiums ist, bestätigt diesen Vorgang auf Anfrage.

Im Gespräch sind die Datenkraken Facebook mit Instagram und Twitter! Es ist zum Mäuse melken, man schimpft über die Schlangengrube, springt jedoch ohne Not hinein. Ziel muss es jedoch sein ihnen nicht noch mehr Menschen als Datenbeute zuzuleiten und die Nutzer von Alternativen zu überzeugen. Dabei könnte hier der Deutsche Bundestag durchaus experimentell und progressiv vorangehend ein Zeichen setzen und freie, offene und dezentrale Netzwerke, das Fediversum, bevorzugen.

Dass der Widerstand gegen Twitter, Facebook, Instagram und Co. so groß war, verwundert. Das Gesetz verlangt vom Bundestag, dass er seine Bürger informiert. Wie er dies tut, ist ihm zwar freigestellt. Doch Experten halten soziale Medien als durchaus geeignet, weil sich eine Vielzahl von Debatten von der analogen Welt inzwischen ins Netz verlagert hat. Fraktionen, Parteien und auch viele Politiker nutzen soziale Medien – ob Twitter, Instagram oder Facebook – intensiv.

Die Möglichkeit bietet sich so schnell nicht wieder, denn bisher ist er noch nicht in den sozialen Medien vertreten und muss daher nicht auf vorhandene Strukturen, wie eine bereits bestehende Followergemeinde Rücksicht nehmen. Die IT des Bundestags könnte eine eigene Instanz des twitterähnlichen sozialen Netzwerks Mastodon, übrigens eine deutsche Entwicklung, aufsetzen. Quelloffene Software, keine Datensammelei, und keine versteckten Algorithmen, die die Timeline manipulieren. Der Vorteil sticht sofort ins Auge, denn einzig der Deutsche Bundestag wäre Herr über diesen Knoten im Netz mit seinen Postings, niemand könnte ihm da reingrätschen. Im Gegensatz dazu könnten Facebook und Twitter ihm jederzeit das Konto löschen, wenn ihnen die politischen Postings zuwider laufen. Mit einem eigenen Knoten würde das Parlament sein Recht auf Eigenständigkeit für alle sichtbar in Szene setzen (Bsp.): @Bundestag@mstdn.bundestag.de. Gleichzeitig könnte jede Fraktion, jeder Abgeordnete, analog zur e-Mailadresse auf dieser Instanz ein eigenes Konto nach dem Schema @$Fraktion@mstdn.bundestag.de @$Abgeordneter@mstdn.bundestag.de erhalten. Im Gegensatz zu Twitter mit seinen 280 Zeichen stehen bei Mastodon 500 Zeichen zur Verfügung.

Ein solches Vorgehen wäre ein Signal an die Giganten Facebook und Twitter, daß man auf sie nicht angewiesen ist, an die Nutzer, daß es praktikable Alternativen gibt, man muss sie nur nutzen und der Deutsche Bundestag würde bekunden, daß ihm die heimische Entwicklung einer eigenständigen und unabhängigen IT-Entwicklung am Herzen liegt. Stattdessen rennt man offenbar wieder den alten Kamellen aus den USA hinterher und regt sich dann aber weiter darüber auf, daß die Unternehmen nicht so einfach Forderungen nachkommen. Hingegen könnte der Deutsche Bundestag im Rahmen der FDGO auf seinem Knoten schalten und walten wie es ihm beliebt.

Es wäre sicherlich auch hilfreich, wenn möglichst viele Nutzer ihren jeweiligen Abgeordneten, auf diese Alternative aufmerksam machen würden, verbunden mit der Bitte dies dem zuständigen Gremium zuzuleiten. Eine entsprechende Vorlage stelle ich jedoch absichtlich nicht zur Verfügung, denn vorgefertigte Massenmails sind letztlich nur Spam und werden auf Empfängerseite als solcher behandelt.

Abschließend noch eine allgemeine Empfehlung gefolgt von einer Bitte an alle Twitternutzer. Einige Twitternutzer haben sich bereits ein Mastodon-Konto eingerichtet, befüllen es aber nur sporadisch, Andere haben sich kein Konto eingerichtet, weil auf Mastodon zu wenig los ist und die relevanten Informationsflüsse auf Twitter sowie Facebook laufen, welche aber zunehmend unter willkürlichen und einseitigen Zensurmaßnahmen leiden. Das Argument kann man momentan nur schwerlich entkräften. Dennoch lässt sich ohne viel Aufhebens und Mehrarbeit Besserung herbeiführen, in dem jeder Nutzer sein Twitterkonto über eine Brücke mit seinem ggf. noch anzulegenden Mastodonkonto verbindet. Dies lässt sich leicht über den Dienst moa.party bewerkstelligen. Ist die Kopplung einmal erfolgt, wird jedes Posting auf dem jeweils anderen Netzwerk mit kurzer Zeitverzögerung ebenfalls gepostet. Das gilt bisher nur für originale Tweets bzw. Tröts und Retweets. Antworten auf Postings bleiben (noch?) im jeweiligen Netz. Einmal eingerichtet bedarf es somit keiner Mehrarbeit beide Netzwerke gleichzeitig zu befüllen, aber die Attraktivität des alternativen Netzwerks Mastodon wird erhöht, selbst durch jene, die lieber (noch) bei Twitter bleiben wollen.

Gerade im Hinblick auf die derzeitige Übermacht großer Konzerne mit ihrem ungebremsten Datenhunger und den Bestrebungen der Politik Zensur, gegenwärtig durch Uploadfilter, hoffähig zu machen, sollte ein jeder freie, offene und dezentrale aktiv Netzwerke unterstützen.

Einzelnutzer
Wer noch kein Mastodonkonto hat, suche sich eine Instanz (Instanzen allgemein, kleine Auswahl deutschsprachiger Instanzen) und lege Eines an. Für Mastodon sind sowohl entsprechende Apps verfügbar bspw. Tusky (auch über F-Droid), Tootdon oder Fedilab für Android und Amaroq oder Tootdon für iOS um nur mal Einige zu nennen, als auch eine Schnittstelle zum WWW im Browser (Wer Tweetdeck kennt fühlt sich hier sofort zu Hause).
Organisationen & Gruppen
Es lohnt sich darüber nachzudenken, eine eigene Instanz unter der eigenen Domäne für die eigenen Mitglieder aufzusetzen (s. Bsp zum Bundestag oben). Das hilft Identitätsdiebstahl zur reduzieren, hätte auch eine gewisse Werbewirkung für die Organisation (Stichwort Corporate identity) und Interessenten wüssten recht sicher wo sie jemandes offizielles Konto zu suchen haben.

Jeder möge dann über den Dienst moa.party Twitter- und Mastodonkonto koppeln, ein einmaliger Vorgang. Fortan wird jedes Posting im anderen Netzwerk gespiegelt werden.

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