Die Kosten der Freiheit

Wie „Die Zeit“ berichtet, hat uns allein 2011 die Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch 1,28 Milliarden Euro gekostet. Es ist schon erstaunlich, wo in diesem Land die Präferenzen liegen. Nur aus rein ideologischen Gründen stehen für einen völlig blödsinnigen Krieg enorme Gelder zur Verfügung, aber bei den eigentlichen Probleme im eigenen Land wird an allen Ecken und Enden gespart.

Wäre nur eine kleiner Bruchteil der Gelder zur Bekämpfung von Extremismus in Deutschland ausgegeben worden, bräuchten wir heute nicht über ein ebenso unsinniges Verbot der NPD zu diskutieren.

Desgleichen hätte man für einen Teil des Geldes ein sicheres Betriebssystem programmieren lassen können. Heutige Betriebssysteme sind derart verbockt, daß wohl nur noch mit einer kompletten Neuprogrammierung in einer dafür geeigneten Programmiersprache das Sicherheitsniveau gehoben werden kann. Dies hätte Arbeitsplätze geschaffen, die Abhängigkeit reduziert, die Transparenz erhöht und Lizenzzahlungen aus öffentlichen Kassen für schlechte Software vermieden. Aber inzwischen fragt man sich, wozu es an Universitäten überhaupt Informatik-Fachbereiche gibt. Das größte Problem wäre hierbei gewesen, entsprechende Fachkräfte zu finden, denn die Informatik an deutschen Universitäten wäre dazu nicht in der Lage. Dort vergeudet man seine Zeit lieber damit, unfähige Politiker (hier: Ilse Aigner, CSU) mit der dämlichen Idee eines „Internetradiergummis“¹ hinters Licht zu führen. Dazu wird dann auch gleich noch eine Firma gegründet um noch mehr Geld aus öffentlichen Kassen in Unsinnsprojekten zu versenken. Oder man versenkt mal eben 100 Millionen für eine nicht funktionierende semantische Suchmaschine („Sie versteht mich nicht“). Selbst wenn nur ein brauchbares Gegengewicht zu Google daraus geworden wäre, hätten alle was davon gehabt. Nicht einmal eine Software zur zentralen Vergabe von Studienplätzen konnte — ebenfalls trotz Zuschüssen in Millionenhöhe — rechtzeitig und funktionsfähig fertiggestellt werden. So wie praktisch jedes Softwaregroßprojekt welches von der öffentlichen Hand in Angriff genommen wurde, zu einem ziemlichen Desaster wurde.

Beide Beispiele wären echte Investitionen in die Zukunft dieses Landes gewesen, die weitaus mehr Menschen geholfen hätten, als ein gewonnener Krieg in Afghanistan. Jetzt ist er aber noch dazu verloren, unsere Soldaten sind für nichts verheizt worden, unzählige unschuldige Zivilisten ermordet worden und das Geld steht uns nicht mehr zur Verfügung. Außer den genannten Beispielen hätte es noch viele andere sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen gegeben. Zu tun gibt es genug.

Der Rückzug ist ja nun in Vorbereitung und die dadurch freiwerdenden Gelder können wir umgehend in weitere Aufstockungen des Euro-Rettungsschirms (EFSF und ESM) investieren. Man gönnt sich ja sonst nichts.


1Professor Michael Backes, Lehrstuhl für IT-Sicherheit und Kryptographie an der Universität des Saarlandes

Ein Kommentar

  1. […] nur noch auf die Firmenwebseite von Michael Backes um) negativ auf. Das liegt nun auch schon wieder einige Jahre zurück und heute stehen wir keinen Deut besser da, im Gegenteil, wir wissen erst jetzt richtig wie […]

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