Vor ein paar Tagen gab es in der Zeit ein Artikel von Catherine Newmark mit einem eher mißlungenen Versuch einer Ehrenrettung, der ihrer Meinung nach zu Unrecht als unsinnige Ideologie und Polemik verunglimpften Gender Studies.
Niemand, der sich ernsthaft mit Geschlechterforschung oder Gleichstellungspolitik beschäftigt, geht davon aus, dass wir immaterielle Wesen sind, die sich gänzlich nach Gusto selbst konstruieren, oder dass es keine körperliche, biologische, materielle Grundlage für die Menschen, so wie sie sind, gibt.
Fr. Newmark scheint nicht auf der Höhe der Genderzeit zu sein, denn genau dies wird nicht nur behauptet, sondern auch „gelehrt“, denn wie sonst erklärt sie bspw. die in den Gender Studies inzwischen kolportierten 4.000 Geschlechter, denen man sich nach Gusto zugehörig fühlen kann?
Haben wir – Feministinnen, Emanzipationsinteressierte, Gender-Studies-Affine – es vielleicht irgendwie versäumt, unsere generell nicht weltzerstörerische Absicht deutlich genug kundzutun? Kommunizieren wir unsere umfassende Akzeptanz des männlichen Geschlechts unzureichend?
Akzeptanz des männlichen Geschlechts bei den Genderisten? Madame beliebt zu scherzen. Die Hasstiraden, die Männern aus dem Lager der Genderisten entgegenschlagen („Not all man must die“) kann man wohl kaum als „unzureichende Kommunikation ihrer umfassenden Akzeptanz“ bezeichnen. Auch kann es eigentlich nicht verwundern, daß die seit Jahrzehnten immer wiederkehrende Idee, den Anteil der Männer auf rd. 10% der Bevölkerung zu beschränken (wie man dies wohl erreichen möchte, frage ich jetzt besser nicht) und diese quasi als Deckhengste in Lagern zu konzentrieren nicht bei Jedermann auf Gegenliebe stößt.
Die Geschlechterordnung muss vielleicht nicht notwendigerweise zentral sein, aber in unseren Gesellschaften ist sie es. Und sie muss kritisiert werden, weil es neben vielen rundum mit dem Status quo Zufriedenen auch etliche Unzufriedene gibt.
Das ist nicht ganz falsch, jedoch verstärkt der Genderismus diesen Trend maßgeblich, anstatt ihn zu nivellieren, stellt er doch bei jeder Handlung explizit auf das biologische Geschlecht ab, welches von ihm bei anderer Gelegenheit als inexistent, nur als gesellschaftlich konstruiert, angeprangert wird. Dessen Vertreter sind es, die immer wieder die Frage nach männlich oder weiblich stellen, um dann weiblich von Natur aus überlegen, aber dennoch unterdrückt und männlich als minderwertig, und grundsätzlich gewalttätig zu klassifizieren, obwohl es männlich und weiblich nach eigener Theorie gar nicht wirklich gibt.
Aber viel besser als ich, kann eine Vertreterin der Genderisten selbst den Artikel von Fr. Newmark „dekonstruieren“, wenn auch unfreiwillig. Antje Schrupp (@antjeschrupp) straft mit ihrem Blogeintrag „Der zweifelhafte Nutzen der Statistik“ die Thesen von Fr. Newmarks Artikel Lügen und liefert eine gute Beschreibung wie Gender Studies arbeitet:
Die Kurzvorträge waren alle sehr statistisch basiert, und da ich mich mit Statistik nicht sonderlich auskenne, hab ich nicht so wirklich alles im Detail verstanden.
Statistik ist nicht ganz einfach, aber (leider) notwendig um empirische Daten in die Hand zu bekommen. Welchen Schluss zieht aber Fr. Schrupp aus ihrem Unverstand?
Ich habe mich allerdings gefragt, wozu solche Studien eigentlich gut sind. Denn in keinem Fall waren die Ergebnisse großartig überraschend.
Genau, wozu brauchen wir auch handfeste Daten, wir posaunen lieber einfach irgendwelche x-beliebigen Ideen in die Welt hinaus und setzen die dann einfach als gegeben und in die Tat um. Kategorien wie richtig und falsch, zielführend oder nicht sind schließlich nichts weiter als heteronormatives, diskriminierendes Unterdrückungsgehabe weißer heterosexueller Männer.
Whatever: Ich bleibe bei meiner Meinung, dass Studien und statistische Untersuchungen überbewertet werden. Und dass es durchaus ein Problem ist, dass solche „empirische“ Forschung mit viel mehr Geld gepampert wird als analytische, spekulative, ideenproduzierende Arbeiten.
Wieso sie analytisches Arbeiten als Kontrapunkt zur Empirie setzt, bleibt ihr Geheimnis, aber auf jeden Fall will sie mehr Geld für spekulatives Arbeiten. Verständlich, ohne Datengrundlage spekuliert es sich viel freier und unvoreingenommener, ohne durch Fakten irritiert zu werden. Genau so funktioniert „Gender Studies“ an den Universitäten und genau darum ist es keine Wissenschaft, sondern Ideologie pur! Dort werden grundsätzlich nur Behauptungen aufgestellt, perpetuiert und allein durch ihre Ausprache als wahr anerkannt. Wahrheit durch Verkündigung, das ist Religion, keine Wissenschaft. Die wissenschaftstypischen Elemente wie Hypothesenbildung, Datengewinnung und Falsifizierung, die schließlich in ein in sich widerspruchsfreies, durch empirische Daten belegtes Theoriengebäude führen, existieren in den Gender Studies schlicht nicht. Von der absoluten Kritikunfähigkeit der in den Gender Studies involvierten Personen und ihrer sektenartigen Abschottung, mit einer an Gehirnwäsche grenzenden Indoktrinierung will ich erst gar nicht anfangen.
Nachtrag 25.07.2015:
Ähnliches zur vorgeblichen Wissenschaftlichkeit von Gender Studies kann man einem kürzlich erschienenen Interview in der Badischen Zeitung mit Fr. Prof. Dr. Antje Hornscheidt alias Lann Hornscheidt von der Humbug-Universität Berlin entnehmen. Fr. Hornscheidt bestätigt darin, daß sie Ideologie und keine Wissenschaft betreibt.
BZ: Also ist auf das große I kein Verlass?
Hornscheidt: Sie wollen von mir klare Regeln hören, die es aber nicht gibt. Es hängt vom Kontext ab.
Eine angeblich wissenschaftlich arbeitende Person erfindet (nicht entdeckt!) ein System zur Veränderung der Sprache und argumentiert dann damit, daß es keine festen Regeln gäbe. Das ist Willkür, aber beim besten Willen keine Wissenschaft. Mit Hilfe der Wissenschaft versucht man ja gerade die Regeln nach denen ein System funktioniert zu erkennen, bzw. ein eindeutig definiertes, regelbasiertes System aufzubauen. Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist die Grundlage jeder wissenschaftlichen Arbeit.
BZ: Inwieweit spielt Ihre eigene Persönlichkeit eine Rolle für Ihre Forschung?
Hornscheidt: Ich betreibe positionierte Forschung. Ich glaube nicht, dass es eine neutrale Position in der Wissenschaft gibt.
Sie betreibt also „positionierte Forschung“. Ein anderes Wort dafür ist Religion, man positioniert sich bei einem gewünschten Ergebnis und versucht dann die Fakten an das gewollte Ergebnis anzupassen. Das die handelnden Wissenschafter im streng logischen Sinne nicht wirklich neutral sein können, liegt in der Natur des Menschen, dennoch kann das System Wissenschaft durch Empirie zu neutralen Ergebnissen gelangen. Genau aus diesem Grunde ist auch die Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse von herausragender Bedeutung, damit Dritte den Erkenntnisvorgang nachvollziehen und ggf. auf Fehler oer alternative Deutungsmöglichkeiten hinweisen können. Der wissenschaftliche Alltag ist ein mühseliges klein-klein, mit sehr vielen Rückschlägen. In den Gender Studies hingegen findet weder Forschung — das müsehlige Sammeln empirischer Daten wird abgelehnt, ja mehr noch, Gender Studies kennen nicht mal eine Methodologie, es existieren keine Werkzeuge — statt, noch werden aufgestellte Hypothesen auf ihre Gültigkeit geprüft — wie auch, ohne gesicherte Datenlage. Jedwede negative Kritik wird durch übelste Rabulistik und Verunglimpfung des Kritikers beantwortet, selbst wenn empirische Daten aus anderer Quelle die Hypothese klar widerlegen.