10 Jahre Haft, 2.000 Peitschenhiebe und 4.900 € Geldstrafe

Mal wieder so eine unschöne Meldung aus Saudi-Arabien:

Ein Gericht in Saudi-Arabien hat einen Mann wegen atheistischer Twitter-Nachrichten zu zehn Jahren Haft, 2000 Peitschenhieben und einer Geldstrafe von umgerechnet 4900 Euro verurteilt. Der Mann habe in mehr als 600 Tweets die Existenz Gottes geleugnet, Koranverse lächerlich gemacht, sämtliche Propheten als Lügner bezeichnet und erklärt, ihre Lehren säten Feindseligkeiten, berichtete die Internetzeitung „Al-Watan“.

Mal vorausgesetzt, daß stimmt so, was Al-Watan da gemeldet hat, frage ich mich immer was solche Leute antreibt. Das seine Aktionen im wahabitischen Saudi Arabien eine Form von Selbstmord sind, muss jedem der dort lebt bewusst sein und dies nicht erst seit den Fällen Hamza Kashgari und Raif Badawai. Auch darf man wohl annehmen, daß die Strafen mit jedem zunehmend Fall härter werden. Kein Saudi kann von sich behaupten nicht zu wissen, daß jedwede (öffentliche) negative Kritik an dem Koran und seinem Umfeld, dem Propheten Mohammed sowie dem saudischen Königshaus und das Einlassen mit einer anderen Religion als dem Islam tabu ist und drakonische Strafen nach sich zieht. Was also wollte er erreichen?

Interessant finde ich generell das Verhalten der Saudis. Wobei es den unzähligen Mitgliedern der Königsfamilie rein um Machterhalt geht. Im Lande und nach außen geben sie sich redlich, zum Saufen und Rumhuren wird in den dekadenten Westen gefahren. Selbst schwule Prinzen wandern nicht aus.

Bei dem Rest der Bevölkerung sieht es von außen so aus, als stünde ein erheblicher Teil aus Überzeugung hinter dem saudischen System, denn andernfalls würde man in heutiger Zeit eine größere Auswanderungsbewegung erwarten oder es herrscht ebenfalls eine tief ausgeprägte Doppelmoral vor, bei der die Wohltaten, die das Regime vergibt, einen Wert darstellen, der die massiven Einschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens mehr als nur ausgleicht. Wer was auf sich hält, schickt seine Söhne zur Ausbildung in die USA oder nach Großbritannien, von denen die überwiegende Zahl auch wieder nach Saudi-Arabien zurückkehrt. Dieses Verhalten ist insofern nachvollziehbar für mich, wenn man bedenkt, daß einige der saudischen Studenten im Ausland eine tiefe Verachtung für die Kultur ihres Gastlandes hegen, eine Verachtung die allerdings nicht so weit geht, daß sie sich von Frauen und Alkohol fernhalten würden.

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