Feuerwächter

Nachtrag beachten!

Nicht die Erstürmungen sind das Problem, sie sind zwar medial für beide Seiten hochwirksam — auf dem Maidan in der Ukraine waren sie Hoffnungsträger, man dreht es sich halt wie man es braucht — aber die Gefahr lauert woanders, da sind selbst die Mediensperrungen von Donald Trump nur ein warnender Vorbote.

Wie ich gestern schrieb hatten die beiden IT-Giganten Google und Apple die App der recht kleinen Twitteralternative Parler aus ihren App-Repositorien GooglePlayStore bzw. Apple-AppStore entfernt. Jetzt hat Amazon nachgezogen in dem es die Verträge zur Nutzung der AWS-Server („Amazon-Cloud“) mit Wirkung ab Sonntagmitternacht (Ortszeit) gekündigt hat (Buzzfeed). Damit sind wir an einem brandgefährlichen Punkt angekommen.

Eine App kann man (noch!) an den offiziellen Repositorien vorbei aufspielen oder den Zugang zum Dienst über den Browser benutzen, aber was Amazon hier gemacht hat ist der Entzug der Geschäftsgrundlage durch (vielleicht sogar vertragsgerechte) Stilllegung des Geschäftsbetriebs! Parler muss jetzt umziehen, das geht nicht von einem Tag auf den Anderen. Das Sozialmedium Gab.com war von einer analogen Maßnahme durch einen anderen Dienstleister bereits vor längerer Zeit betroffen und hatte deshalb seinen eigenen Provider gegründet.

Jeder der jetzt kommt und sich darauf beruft, daß sich da doch nur rechtsradikale Verschwörer rumtrieben (was übrigens zu beweisen wäre), hat das zu Grunde liegende Problem nicht erkannt: Die Abhängigkeit von den Quasimonopolen der GAFAM-Konzerne, die mit ihrer Marktmacht binnen Sekunden weite Teile von Wirtschaft und Kommunikation ganzer Länder und Regionen durch Abschaltung lahmlegen könnten und dann sieht das hier aus wie in Nordkorea. Ob vertragsgerecht oder nicht ist dabei dann schlechthin irrelevant, wenn der Betrieb still steht, geht nichts mehr. Die Folgen bekommt dann jeder Einzelne zu spüren, völlig unabhängig von seiner politischen Meinung. Außerdem kann sich die politische Windrichtung natürlich überaus rasch drehen.

Die Politik in Deutschland ist derart benebelt von den Vorgängen am Kapitol und freut sich Schläge an Trump austeilen zu können, daß sie blind für die eigentlichen Gefahren ist, denn jetzt wäre der richtige Zeitpunkt mal wirklich Diversität zu fordern, nämlich technische Diversität. Das ist hier das Problem, Deutschland hat in dieser Beziehung praktisch nichts eigenes (mehr) vorzuweisen, weder Software, noch Hardware. Milliarden werden für „Gender Studies“ veruntreut (Schlagwort: „Informatik muss enttechnisiert werden“) und überall Genderkader installiert zum Preis der Verwandlung Deutschlands in ein technologisches Entwicklungsland und die Industrie war in den letzten Jahren dsbzgl. auch nicht gerade innovativ, milde ausgedrückt.

Dennoch ist für JEDEN, egal ob Einzelperson oder Organisation, genau jetzt der richtige Zeitpunkt seine IT-Strategie grundlegend zu überdenken. Die Daten eines Unternehmens gehören nicht in die Cloud (= Computer anderer Leute) sondern ins eigene Haus.

Jeder einzelne sollte auch in Betracht ziehen endlich von zentralen Diensten wie bspw. WhatsApp, Facebbook oder Twitter seine Finger zu lassen und systematisch offene und dezentrale Dienste wie im Fediversum (XMPP/Jabber, Mastodon) zu nutzen bei denen man notfalls sogar einen eigenen kleinen Server selbst betreiben könnte. Der Umstieg von einem zentralen Dienst auf einen anderen zentral Organisierten (bspw. wie WhatsApp → Telegram; Twitter → Parler oder Gab.com) ist jedenfalls nicht die Lösung.

Der Zeitpunkt trifft auch noch aus einem andren Grund gut, denn WhatsApp verlangt bis 08.02.2021 eine eine Zustimmung zu seiner neuen Datenschutzbestimmung womit dann endgültig und offiziell WhatsApp die Daten weitergibt. Dank des schon immer verpflichtenden Zugriffs auf das Adressbuch aller Teilnehmer der App können theoretisch bei Bedarf auch ganze Netzwerke abgeschaltet werden. Einige Wenige wechseln jetzt zu Telegram, eine extrem bequeme Lösung, aber Telegram ist aber nur ein weiterer zentraler Dienst, wenn auch derzeit datenschutzfreundlicher, jedoch bleibt der Zwang zu einer Mobilfunknummer erhalten. Und zum Thema Werbung bei Telegram: „Telegram greift nach dem Geld: Werbung und Bezahl-Funktionen in Planung“.

Ich sage nicht, daß der Umstieg ohne jede Schwierigkeiten verlaufen wird, Anlaufschwierigkeiten wird es geben und den einen, perfekten eierlegenden Wollmilchschweinsdienst gibt, aber in der Summe bewahren bzw. stellen wir dadurch eine gewisse Unabhängigkeit her, wenn auch zunächst im Kleinen.

Nachtrag 10.01.2020:

Jetzt ist klar was bei Amazon gelaufen ist: Ein linker aggressiver Mob aus Amazonangestellten („Amazon Employees For Climate Justice“) hat dafür gesorgt, daß Parler von den AWS-Servern entfernt wird, allein weil ihen die Inhalte nicht passen:

Enough is enough. Amazon hosts Parler on @awscloud.

As Amazon workers, we demand Amazon deny Parler services until it removes posts inciting violence, including at the Presidential inauguration.

We cannot be complicit in more bloodshed and violent attacks on our democracy.

— Amazon Employees For Climate Justice (@AMZNforClimate) January 9, 2021

We won. Our statement: https://t.co/8SzvJwBYcx

— Amazon Employees For Climate Justice (@AMZNforClimate) January 10, 2021

Man kann nur jeder Einrichtung dringend dazu anraten umgehend seine Daten von AWS-Servern zu entfernen und die Geschäftsbeziehung mit Amazon beenden. Es ist unverantwortlich einem Unternehmen mit derartig unprofessionell arbeitenden Angestellten Daten anzuvertrauen, da man dort jederzeit aus Opfer einer Säuberung aus ideologischen Gründen werden kann. Man muss nicht nur mit Löschung seiner Daten rechnen, sondern auch mit einer Manipulation der Daten in eine gewünschte Richtung, was u. U. wesentlich gravierender sein kann, da dies längere Zeit unbemerkt bleibt.

Und solche Leute wundern sich dann über das Entstehen von Verschwörungstheorien und die prophylaktische Unterstellung von Wahlfälschungen und Schlimmerem.