Bei Bundeswehr fielen Kryptosysteme aus

Die nächste Panne bei der Bundeswehr im Einsatz: Am Wochenende fielen die Kryptosysteme aus und als Beschwichtigung wird einem mal wieder (mindestens) ein Bär aufgebunden.

▸ Im Bendlerblock, dem Gebäudekomplex des Ministeriums, fielen das gesamte Wochenende über immer wieder das geschützte Kommunikationssystem (HaFIS) und die Kryptotelefonie aus.

Heißt: Sicheres Schreiben oder Telefonieren mit anderen Stellen und Behörden war nicht gewährleistet – und das im absoluten Krisenmodus

[…]

Dies führte dazu, dass sogar der normalerweise geheim eingestufte Operationsbefehl so weit in den Details entschärft wurde, dass er offen per E-Mail verschickt werden konnte.

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Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gab gegenüber BILD zu: „Am Dienstsitz des Verteidigungsministeriums in Berlin gab es Störungen der IT-Anlage.“ Allerdings versucht man im BMVg zu beschwichtigen: „Die Verteidigungsministerin befand sich am Wochenende auf der Hardthöhe in Bonn. Arbeit, Befehlsgebung und Führungsfähigkeit waren unbeeinträchtigt. Die Bundeswehr verfügt über mehrere redundante Systeme.“

Wenn Befehlsgebung und Führungsfähigkeit (Wobei man es als Scherz auffassen kann bei Annegret Kramp-Karrenbauer von Führungsfähigkeit zu sprechen) unbeeinträchtigt gewesen seien, wozu braucht es dann überhaupt die teure, militärische Kryptotechnik?
Die Bundeswehr verfügt also über redundante Systeme! Und warum musste dann der Einsatzbefehl entschärft werden und per „nackter“ e-Mail verschickt werden? „Halbe Befehle“ fällt bei mir jedenfalls nicht unter „unbeeinträchtigt“. Offenbar hat man im Bendlerblock eine ziemlich verque(e)re Definition von Redundanz.

Seit mehreren Jahrzehnten gibt es für jeden frei verfügbar Verschlüsselung für e-Mails (PGP, Pretty Good Privacy oder S/MIME). Selbst wenn diese den Militärs nicht ausreicht, wäre die immer noch um ein Vielfaches besser, als gar keine Verschlüsselung. Wahrscheinlich hat man das nicht auf den Dienstrechnern, vermute ich mal so.

Selbst moderne Messenger wie XMPP vormals Jabber mit Conversations, Matrix mit Element, Signal, Threema bieten da heute deutlich mehr. Auch hat die Bundeswehr einen eigenen Messenger, BwMessenger, entwickelt:

BwMessenger:
Sichere Kommunikation für die Bundeswehr

Die Lösung basiert auf dem Open-Source-Protokoll Matrix und wurde für maximale Sicherheit konzipiert. Die Kommunikation ist durchgängig verschlüsselt und deine Daten werden ausschließlich auf gesicherten Servern der Bundeswehr gespeichert — persistent und mit deinem privaten Schlüssel codiert.

Aber die Bundeswehr schickt unverschlüsselte e-Mails. Soviel zum Stand der Digitalisierung in Deutschland.

Es ist und bleibt ein Trauerspiel von Afghanistan (Theodor Fontane, 1958) welches regelmäßig mit nur leichten Variationen aufgeführt wird.

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