Vorgestern hatte ich im Rahmen meiner Zweifel an der Echtheit der Morddrohungen per Twitter gegen Anita Sarkeesian u.a. auf die hohe Unwahrscheinlichkeit hingewiesen, daß Männer einer Frau damit drohen, ihr die blutige Vulva auszulecken (auch wenn in diesem Falle kein Menstruationsblut gemeint war), da Männer in der Regel beim Thema blutige Scheide sehr schnell auf Distanz gehen. Hinzu kommt das Menstruationsblut in vielen Kulturen als überaus unrein, gar als Tabu gilt. Eine solche Äußerung entspringt daher eher der Fantasie einer Frau. Menstruationsblut kann als geeignetes Mittel angesehen werden, einen Mann zu erniedrigen.
Genau diesen Umstand hat sich nun eine drastische fotografische Meinungsäußerung aus dem Femenumfeld mit Aliaa Magda Elmahdy (@aliaaelmahdy), jener ägyptischen Bloggerin, die Ende 2011 auf ihrem Blog Fotos von sich selbst nur mit Nylonstrümpfen und roten Schuhen sowie Blüte im Haar bekleidet veröffentlichte, zu nutze gemacht.
#isis Animals, our execution of your ideas looks like that! Watch it well! #femen & @aliaaelmahdy pic.twitter.com/V4BWhvqOxI
— inna shevchenko (@femeninna) 22. August 2014
Die Aussage „Wie scheißen auf Euch“ ist weltweit interkulturell verständlich. Aber das (angedeutete) beflecken der Flagge des „Islamischen Staat“ (IS, ISIS) mit Menstruationsblut ist die ultimative Beleidigung im Islam. Die Aussage die das Foto trifft bezieht sich aber nicht nur auf die Organisation IS, auch wenn die deren Flagge die Grundlage ist, denn das Blut ergießt sich über das Siegel Mohammeds. Das muss von jedem Moslem, insbesonderen den Männlichen, als ultimativer Affront empfunden werden, denn Menstruatiosnblut gilt im Islam als höchst unrein.
Bei dem Foto zeigt sich auch die Doppelmoral der Gesellschaften. Einige Medien (The Blaze, The Paradigma, Times of Israel) haben das Bild zwar übernommen, sich aber nicht getraut es ohne großzügige Balken und Verpixelung über Scham, Blut und Po wiederzugeben (Googlesuche zum Foto). Die Zensur zerstört somit die zentrale Aussage des Fotos. Gewaltdarstellungen sind weistestgehend an der Tagesordnung, aber der Anblick eines unverhüllten weiblichen Geschlechts, noch dazu eines mit Blut, stellt die ultimative Bedrohung der Welt dar.