Die FAZ versucht sich an einem medienkritischen Artikel und dem Versuch zu verstehen, warum die Kritik an Medien und der Presse in Blogs und Büchern immer exzessiver und agressiver werde. Unbestreitbar ist der Ton in vielen Fällen äußerst rauh, nicht immer sachlich und die Kritik nicht immer gerechtfertigt, andererseits ist oftmals die einseitige und voreingenommene Berichterstattung, wie bspw. in der Ukrainekrise oder beim Genderfeminismus, einfach nicht zu übersehen. Allerdings scheint dies bei der FAZ natürlich vollkommen anders zu sein, zumindest findet sich in dem Artikel nichts von der dringend notwendigen Selbstkritik, es sind nur die anderen Medien. Der ARD-Chefredakteur Christian Nitsche sieht keinen Vertrauensverlust und verweist auf die hohe Zuschauerquote.
Es gab für unsere Nachrichtensendungen während der gesamten Ukraine-Krise ein stabiles, ungebrochen hohes Publikumsinteresse.“ Er schließ daraus: Von einer Glaubwürdigkeitskrise könne keine Rede sein.
Das könnte ein Trugschluss sein. In der Sowjetunion war die Prawda und in der DDR das „Neue Deutschland“ allgegenwärtig, quasi Pflichtblätter, nur sagt das eben nocht nichts über die Glaubwürdigkeit aus.
Auch ist der Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlicher Meinung kaum zu übersehen.
Seit einiger Zeit dringen führende deutsche Medien und Politiker gleichermaßen und teilweise gemeinsam darauf, dass Deutschland eine aktivere Rolle auch in kriegerischen Auseinandersetzungen übernehmen soll. Von vielen Kritikern werden die Journalisten dabei als Verbündete der Politik wahrgenommen, nicht als kritische und distanzierte Kontrolleure, und der Eindruck ist nicht abwegig.
Richtig erkannt, und woran könnte das wohl liegen? Genau hier hätte die FAZ mal etwas mehr Tiefgang zeigen können. Die Marginalisierung von anderen Meinungen ist nicht die Ursache, sondern ein Symptom. Aber vielleicht will man es aus eigenem Interesse erst gar nicht so genau analysiert wissen, nämlich die aktiven Mitgliedschaften, d.h. mehr als nur die Teilnahme an Veranstaltungen als Pressevertreter, vieler Journalisten in den diversen transatlatischen Bündnissen (bspw. Atlantikbrücke). Dieser Gesichtspunkt wird vollkommen ausgeblendet. Recht gut analysiert hat diese Wechselbeziehungen zwischen Journalisten, Geldeliten und Politik Dr. Uwe Krüger von der Universität Leipzig aufgezeigt. Das Video zu einem knapp einstündigen Vortrag „Unabhängigkeit in Gefahr? Deutsche Top-Journalisten und transatlantische Netzwerke“ vom Juli dieses Jahres ist sehenswert, auch wenn Hr. Krüger kein begnadeter Redner ist. Das der eine oder andere Journalist seine transatlantischen Beziehungen nicht so gerne öffentlich gemacht haben will (Bittner (Die Zeit) & Joffe (Die Zeit) ./. ZDF, Video ab Minute 37), zeugt von dem Wissen der Journalisten von ihrem zweifelhaftem Verhalten.
Aber im Grunde möchte man bei den Medien doch lieber die Schuld bei den Konsumenten suchen, weil diese einfach nicht einsichtig und tolerant genug sind, Fehler zu übersehen.
Viele der seriösen Medien scheinen noch nicht zu ahnen, wie groß die Erosion des Vertrauens in ihre Arbeit ist und dass dieses Vertrauen die Grundlage für alles ist. Die Gefahr für uns alle ist, dass Menschen, die ihnen nicht mehr glauben, alles glauben.
Die Verkaufszahlen vieler Medien gehen rapide zurück und das dürfte durchaus an dem immer schlechter werdenden Journalismus liegen und nicht nur an der „Kostenloskultur“ des Internet. Um überall diesselben abgeschriebenen Agenturmeldungen zu lesen braucht es keine vielfältige Presselandschaft, sondern nur noch die Agenturen.
Ja, stimmt. Die Kritik an den Mainstreammedien ist allgegenwärtig. Allerdings wundere ich mich immer wieder, wieso der für Gerechtigkeit eintretende konstruktive-Kritik-Bürger annimmt, das würde sich von selbst verbessern, wenn man die Dinge ‚öffentlich‘ beim Namen nennt. Das Prinzip ‚Kritisieren und Hoffen‘ bringt eben noch keine Veränderung!
Ich drehe einmal den Spieß um und stelle die provokative These auf: ‚Das Recht auf Meinungsfreiheit schließt das Recht auf mindere Beitragsqualität und Medienmanipulation (die Manipulation durch die Medien) mit ein.‘ Die Forderung nach mehr ‚Objektivität‘ in der Berichterstattung ist leider ‚Unsinn‘. Einfach deshalb, weil es im Journalismus keine ‚Objektivitä’t geben kann: Wahrnehmung, Verarbeitung, Selektion und Publikation sind subjektive Prozesse einzelner Individuen oder von den Interessen bestimmter Gruppen (z.B. der Eigentümer der Medienanstalt) bestimmt. Auch aus technischen Gründen kann es keine ‚Objektivität‘ geben.
Gleichwohl können wir als Rezipienten mit unserem Konsumverhalten Einfluss auf die Qualität journalistischer Beiträge Einfluss nehmen. Sofern wir natürlich über den Zugang zu alternativen, hochwertigen Quellen verfügen. Hier liegt das Problem: Die Mainstreammedien schütten uns mit ihrer Einheitsmeinung zu. In den Suchmaschinen, wie z.B. Google News benötigt man viel Zeit, um zu den interessanten Publikationen zu gelangen. Auch dieser Blogbeitrag ist mir nicht gleich ins Auge gesprungen, obwohl ich nach Qualitätsjournalismus gesucht hatte.
Ein Lösungsansatz wäre es, Tools zu schaffen, die den Zugang zu alternativen hochwertigen Medienbeiträgen veinfachen helfen. So eine Art ‚Qualtätsfilter im Nachrichtenstrom‘, dessen Parameter (=die Qualitätsdimensionen) sich individuell vom Nutzer konfigurieren lassen, so dass man eine ausgewogene Perspektivenvielfalt zum täglichen gesellschaftspolitischen Geschehen abonnieren kann.
An einem solchen Tool, wir nennen es iKANTOS-News arbeiten wir gerade (http://ikantos.de). Dafür suchen wir engagierte Unterstützer und Mitstreiter: Journalisten, Programmierer, Mathematiker, Soziologen, Kommunikationswissenschaftler etc. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust und kennt jemanden, den diese Thematik ansprechen würde. Jedenfalls freue ich mich auf euer Feedback! Dieter.
[…] den medialen und politischen Verflechtungen — die weit über die Atlantikbücke, die ich hier und hier im Blog auch schon zum Thema hatte, hinausgehen —, in deren Mitte das Council on Foreign […]