Fehlende Souveränität nur ein Hirngespinst?

Vor Kurzem hatte ich etwas über die (angebliche?) e-Mail von Alice Weidel (AfD) geschrieben und mich über die merkwürdig einseitige Interpretation des Inhalts gewundert: „Das Engelsgesicht der AfD hat eine Vergangenheit als Verschwörerin“. Sicher, es ist Wahlkampf und es geht weniger um die Person Weidel, als um die potentiellen Wähler, die davon abgehalten werden sollen nächste Woche ihre Stimme der AfD zu geben. …

Besonders neben der Spur in der Aburteilung liegt Tomasz Konicz auf Telepolis:

Die konservative Tageszeitung Die Welt publizierte eine erschütternde Email der Spitzenkandidatin aus dem Jahr 2013, in der ein Abgrund an Rassismus, Verschwörungswahn und Demokratieverachtung offenbar wurde, der schlicht an die Weltanschauung der NSDAP erinnert.
[…]
sah die Bankerin Deutschland „überschwemmt“ von Arabern sowie Sinti und Roma, die sie als „kulturfremde Völker“ verunglimpfte. Sowohl Weidel wie auch viele Parteigrößen und Parteisprecher bestreiten die Echtheit dieses Schreibens.

Der Autor sieht die neutrale Zuschreibung „kulturfremd“ als Verunglimpfung an. Bei solchen Leuten fragt man sich, ob es nicht diejenigen sind, die zu Hause einen Globus von Deutschland stehen haben. Die Tatsache, Kulturfremdheit als Verunglimpfung zu betrachen, ist ihrerseits blanker Rassismus, bedeutet es doch demjenigen eine eigenständige Kultur komplett abzusprechen.

Laut Weidel sei die Bundesrepublik gar nicht souverän, die Regierung bestehe aus „Schweinen“, bei denen es sich um „Marionetten“ der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges handele. Diese sollen also immer noch, gewissermaßen hinter den Kulissen, die Bundesrepublik fernsteuern. Die brandgefährlichen historischen Parallelen sind hier offensichtlich. Die absurde Vorstellung, die europaweit machtpolitisch dominante Bundesrepublik sei nicht „souverän“, ähnelt selbstverständlich dem Wahnsystem des Nationalsozialismus mit seiner massenmörderischen Halluzination einer jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung, die überall den „Ariern“ auflauere.

Manche Menschen müssen fürchterlich unglücklich sein, wenn sie mal keinen Nazibezug herstellen können. Das einfach als bloße Nazi-Verschwörungstheorie vom Tisch zu wischen, als ob es nie die Abhöraffäre durch die NSA, in der sich die Deutsche Bundesregierung wie ein Vasall verhalten hat, gegeben hätte ist schon arg verblendet.

Inhaltlich passend dazu wurde diesen Monat vom Swiss Propaganda ResearchDie Propaganda-Matrix: Wie der CFR den geostrategischen Informationsfluss kontrolliert“ (PDF) veröffentlicht. Es lohnt sich die 22 Seiten zu den medialen und politischen Verflechtungen — die weit über die Atlantikbücke, die ich hier und hier im Blog auch schon zum Thema hatte, hinausgehen —, in deren Mitte das Council on Foreign Relations (CFR) wie die Spinne im Netz sitzt, zu lesen. Zumindest wird dann auch verständlich, warum in vielen Medien eine Panik herrscht, die nicht allein durch die beständig sinkenden Verkaufszahlen bedingt ist, sondern auch durch die nicht eingebundenen, unkontrollierten freien Blogs und Medien, auf denen Bürger ihre ganz eigene Sicht der Dinge vollkommen ungefiltert in die Welt posaunen können. Mittelfristig ist daher damit zu rechnen, daß freie Blogs mittel- und unmittelbar von staatlicher Seite Druck zu spüren bekommen werden. Zunächst sind vorrangig soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook das Ziel, da man ihnen die größte Reichweite zuspricht. Daher sollte man auch davon absehen, Facebook als „digitalen Hauptwohnsitz“ zu wählen, da hier durch das Vorhandensein einer zentralen Instanz ein Abschalten, wie bereits geschehen, am Leichtesten möglich ist.

Nur ein paar kurze Zitate aus der Studie zum Ankobern:

Der Durchbruch gelang dem Council während des Zweiten Weltkriegs, als CFR-Experten im Rahmen der War and Peace Studies die amerikanische Kriegsstrategie sowie die Grundsätze der Nachkriegsordnung formulierten – inklusive den Satzungen von UNO, Weltbank und Weltwährungsfonds. Dabei folgten sie der Vorgabe von CFR-Gründungs­direktor Isaiah Bowman, wonach die USA künftig die »globale Sicherheit garantieren« müssten, dabei jedoch »konventionelle Formen des Imperialismus« zu vermeiden hätten, weswegen der Ausübung amerikanischer Macht ein »internationaler Charakter« zu verleihen sei (Shoup & Minter, 1977:169ff).
[…]
Eingebettete Medien

Ob Zeitungen, Magazine, Rundfunk oder Internet: Der Council on Foreign Relations war stets darauf bedacht, Eigentümer, Chef­redakteure und Top-Journalisten der führenden Medien in seine Strukturen zu integrieren.
[…]
Die traditionellen Medien in (West-)Deutschland wurden nach dem Krieg in einem alliierten Lizenzverfahren gegründet und mit sorgfältig ausgewählten Verlegern und Chef­redakteuren besetzt – Strukturen, die sich über verwandtschaftliche und andere Beziehungen bis heute erhalten haben. Nebst der Bilderberg-Gruppe und der Trilateralen Kommission erfolgt die Einbindung und Sozialisierung der führenden deutschen Medienleute dabei insbesondere über die sogenannte Atlantik-Brücke, die 1952 von CFR- und Weltbank-Präsident sowie Hochkommissar für Deutschland, John J. McCloy, zusammen mit CFR-Mitglied und Bankier Eric Warburg – dem Enkel von CFR-Direktor und Federal Reserve Initiant Paul Warburg – gegründet wurde.
[…]
In Deutschland zählen zu den in CFR-Medien gefragten Denkfabriken insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) – die 1955 vom CFR mitgegründet und vom ehemaligen Atlantikbrücke-Chef Arendt Oetker präsidiert wird – sowie die von einem BND-Geheimdienstler auf Anraten von CFR-Direktor Kissinger gegründete Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Die SWP wird hauptsächlich von der deutschen Bundes­regierung finanziert und von Volker Perthes geleitet, der gleichzeitig Mitglied in der Atlantikbrücke, der Trilateralen Kommission, der Bilderberg-Gruppe und der DGAP ist und damit zu den führenden Transatlantikern Deutschlands zählt.

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