ISIS, eine islamische Reconquista

Flagge der ISIS

Flagge der ISIS

Der Name der salafistischen Terrorgruppe ISIS (Islamischer Staat Irak und Syrien) oder besser ISIL (Islamischer Staat Irak und Levante) verniedlicht das eigentliche Ziel der Gruppe enorm. Wirft man einen Blick in die Propagandavideos von ISIS offenbart sich das Ausmaß der Gefahr, die vom Machtanspruch dieser Leute ausgeht. Sie betreiben eine „islamische Reconquista“, denn ihr Traum ist, abgesehen von der in den islamischen Schriften gemachten Aussage „Frieden wird es erst geben, wenn überall der Islam herrscht“, ein großislamisches Vielvölkerreich welches im Nordwesten auf der iberischen Halbinsel mit Portugal und Spanien (Al Andalus) beginnt, sich über ganz Nordafrika, also den kompletten Maghreb inklusive Mali, Niger und dem Sudan einschließlich des Horns von Afrika mit Äthiopien, Eriträa, Somalia und Oman weit über die arabische Halbinsel mit Jemen, Saudi Arabien, der Levante (Mashrek) und dem Irak hinaus bis tief nach Ostasien mit Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien erstrecken soll. Selbstverständlich werden auch die Zentralasiatischen Länder wie Aserbeidschan, Usbeskistan, Tadschikistan, Turkmenistan, sowie Griechenland, Mazedonien, Bulgarien, der Balkan und die Türkei mit in das Großreich aufgenommen. Selbst wenn ihnen also die Eroberung und Befriedung von Syrien und dem Irak gelingen sollte, würde keinesfalls Ruhe einkehren.
ISIS-Traum von einem großislamischen Reiches.

ISIS-Traum von einem großislamischen Reiches (Videoschappschuss). Bemerkenswert ist, daß zur Beschriftung der Regionen teilweise uralte Länderbezeichnungen verwendet werden und nicht die Modernen. So wird der große schwarze Bereich im Osten mit dem jahrhundertealten Begriff Khorasan, gemeint ist wohl schlicht Osten, bezeichnet. Heute nur noch eine kleine Provinz, aber auch in antiker Zeit niemals von der Ausdehnung wie auf der Karte der ISIS.


Sollte dem saudischen Königshaus bei ihrer Unterstützung von ISIS nicht klar gewesen sein, daß dieser Machtanspruch auch sie selbst hinwegfegen wird? Dem gemeinen, gläubigen Saudi kann es egal sei, er lebt bereits jetzt in dem „paradiesischen“ Zustand eines islamischen Staates, aber dem Hause Saud droht bei Machergreifung der ISIS Entmachtung und Enteignung. Auch der die ISIS unterstützende türkische Premierminister Erdoğan, selbst ein Islamist, der vom osmanischen Reich träumt, kommt in den Plänen der ISIS nicht mehr vor. Unter diesem Apsekt ist auch erstaunlich, daß die ISIS ebenfalls vom Westen hofiert wurde um Assad zu stürzen. Unterschätzt man die Gefahr weil die Geheimdienste derart mit der Ausspähung der eigenen Bevölkerung beschäfigt sind oder meint man gar diese Gruppierung kontrollieren zu können? Insofern stellt der Salafismus, deren Vertreter hier mit ihren Koranverteilungen (Lies! & Lies!) von sich reden gemacht haben, unzweifelhaft eine erhebliche Gefahr dar, weil mit Menschen die sich im Begriff der absoluten Wahrheit und Gott an ihrer Seite wähnen, prinzipenbedingt nicht verhandelt werden kann.

5 Kommentare

  1. Bernd Kammermeier sagt:

    Was würde wohl geschehen, wenn ISIS ein Land angreifen würde, welches in der Nato ist? Glaubt irgendjemand, die militärische Kraft dieser Organisation reiche aus, um einem westlichen Land wie Griechenland, Spanien oder Portugal (mit der Nato im Rücken) mehr als eine Lächeln abzugewinnen? Im eigenen Land – siehe z.B. Afghanistan – mag man sich mit Guerillataktik einige Jahre „am Leben“ halten, ohne jedoch je einen durchgreifenden Erfolg damit zu erringen – außer der Zermürbung des Eindringlings. Doch wenn ISIS fremde Länder überfallen will, die eine funktionierende Infrastruktur besitzen, dann halte ich dieses Unterfangen für selbstmörderischen Unsinn.

    Dann bliebe die Selbstzerfleischung muslimischer Kräfte (mit christlichen, jüdischen oder sonstigen „Kollateralschäden“) innerhalb der islamischen Gottesstaaten. Wenn man allen, die sich dem Konflikt entziehen wollen, eine geordnete Flucht ermöglicht und die Flüchtlinge entsprechend aufnimmt, dann ist m.M.n. die fast einzige Chance, um diese Krisenherde zu beseitigen, dass man sie ausbrennen lässt. Nicht von außen mit Waffen gefüttert, sondern entweder, indem wirklich alle so verrückt sind, sich gegenseitig niederzumetzeln, oder indem moderate Kräfte einen Widerstand gegen die Aggressoren organisieren und die ISIS entwaffnen.

    Der Islam muss durch die harte Schule der Aufklärung und warum soll ausgerechnet dieser aggressiven Religion ein 30-jähriger Krieg erspart bleiben? Das ist eine menschliche Tragödie, vor allem für die vielen unschuldigen Opfer (vor allem die Kinder), aber wer sich in die Hände einer patriarchalischen Vorzeitreligion begibt, wer sich nicht rechtzeitig dagegen wehrt oder seine Distanz dazu erklärt, wird mit dem Risiko leben müssen, darin umzukommen. So, wie dies seit Jahrhunderten geschieht.

    Erst die Überwindung (aus dem Inneren heraus entstanden) aller religiösen Systeme wird wahren Frieden bringen. Erst dann werden sich die Menschen gegenseitig verdutzt anschauen und fragen: „Was haben wir eigentlich all die Jahrhunderte gemacht?“

    Ich finde das mit ISIS also schlimm, aber den Untergang der Zivilisation können sie nicht bewirken. Eher im Gegenteil: Mit ein bisschen Glück wäre dies die Initialzündung für ein letztes, diesmal erfolgreiches Aufbäumen säkularer, humanistischer Kräfte gegen den Ungeist der Vergangenheit. Die Zeit dafür ist reif.

  2. Hans Trutnau sagt:

    Guter Kommentar, Bernd. Die Zeit ist in der Tat reif; zumal wir kommunikationstechnisch inzwischen etwas weiter als 1618/48 sind. Zu befürchten ist einzig (was aber eine Menge ist), dass dies den Fundi-Despoten völlig egal ist.

  3. […] der geheimdienstlichen Informationen hat man ja gesehen, alle wurden von den Vorstößen der ISIS überrascht. Wie kann man nun annehmen, man könne auf einmal schwarz und weiß in der Region […]

  4. […] Nur eine Momentaufnahme, aber sie zeigt dennoch welche Themen offiziell nach außen als relevant eingeschätzt werden. Kleines Detail am Rande: Al-Watan kennt noch keine IS, sondern schreibt noch von ISIS, als ob es Kuweit nicht beträfe sondern nur Syrien und den Irak. Immerhin hat Kalif Ibrahim bereits angekündigt nach Kuweit einfallen zu wollen, um die Amerikaner dorthin zu locken, da sie nicht nach Amerika können. Außerdem gehört Kuweit zum Grundstock des neuen, alten Kalifats. […]

  5. […] die wortwörtliche Umsetzung des Korans durch den Islamischen Staat in der Levante, mit denselben Mitteln wie sie auch einst Mohammed zu schätzen wusste, hat nichts […]

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