Tag Archiv für Spionage

Sollte man seine e-Mails verschlüsseln? Ja, aber …

Seit langem wird aus aktuellem Anlass mal wieder darüber diskutiert, ob man seine e-Mails verschlüsseln sollte oder nicht. Ich persönlich würde sagen ja. Das gilt uneingeschränkt für Privatleute und Unternehmen. Wie die Projekte Prism und Tempora hoffentlich eindrucksvoll gezeigt haben, ist das Mitlesen der über TCP/IP-laufenden Kommunikation deutlich einfacher, als bei herkömmlichen Kommunikationsformen und -wegen, da dies vollautomatisch und vor allen Dingen spurlos erfolgt. Die Verschlüsselungssoftware (GnuPG, S/MIME) ist frei verfügbar und nach einmaliger Einrichtung auch problemlos nutzbar. Man sollte die Verschlüsselung als eine Art von Notwehr verstehen: Weiterlesen

Edward Snowden und das Böckenförde-Diktum

Von Klerikern und Anderen, die sich vehement der Säkularisierung widersetzen und die Trennung von Staat und Kirche hintertreiben, wird oftmals das Böckenförde-Diktum als Rechtfertigung für die Notwendigkeit der Religion im Staatswesen angeführt, genauer gesagt meist nur in der verkürzten Form des ersten Satzes des Diktums (Staat, Gesellschaft, Freiheit. 1976, S. 60): Weiterlesen

Lizenzentzug für Google, Facebook und Co.

Die Fraktion der Konservativen im Europäischen Parlament droht Google, Facebook und Co. mit Betriebsverboten. Zunächst ist es natürlich lachhaft, daß die Konservativen, die seit Jahren gegen Datenschutz agitieren, kaum zu bremsen waren, den Amerikanern die Daten europäischer Bürger (Swift, Fluggastdatenübermittlung) zu überlassen und sich für die Bespitzelung europäischer Bürger stark machen (Vorratsdatenspeicherung), auf einmal den Datenschutz für sich entdecken. Der Vorschlag der EVP erscheint mir nicht nur unausgegoren, sondern sogar noch gefährlicher zu sein, als die derzeitigen Abhörprojekte, denn technische Inkompetenz könnte mal wieder die Mutter des Gedankens sein. Weiterlesen

Naïvlinge, Lügner oder inkompetenter Geheimdienst?

Jetzt hat man nach der NSA schon wieder einen Geheimdienst dabei ertappt, daß er seine Arbeit tut, nämlich abhören. Diesmal ist es das Government Communications Headquarters (GCHQ) vom Vereinigten Königreich und wieder sind alle in der Politik überrascht, gar erzürnt. Sind alle Lügner oder „nur“ inkompetente Naïvlinge? Gut, in einem Land, das Flughäfen baut, die nicht benutzt werden können, wo Drohnen gekauft bzw. benutzt werden die nicht fliegen, ja in dem nicht einmal eine Philharmonie problemlos errichtet werden kann, mag es tatsächlich überraschen, daß jemand Anderes etwas auf die Reihe bekommt. Weiterlesen

Alle hören ab, nicht nur die NSA

Wenn die Angelegenheit nicht so ernst wäre, könnte man sich prächtig amüsieren, denn allmählich gerät die Abhöraffäre um Prism durch ihre offen dargestellte Scheinheiligkeit, Inkompetenz und Lügerei zu einer Farce.

Zunächst verwundert der Aufschrei über Prism doch etwas, zumindest für denjenigen für den das Internet kein Neuland (s.u.) ist. Bereits vor Jahren, noch weit vor den Anschlägen vom 11.9 in New York, war bekannt, daß die Geheimdienste mithören. Damals war es eine Zeitlang Mode unter e-Mails und Usenet-Beiträge eine bunte Liste von Wörtern anzuhängen, auf die die Filter der Spitzel anspringen sollten. Die wohl eher naive Idee dahinter war, die Dienste derart mit Daten einzudecken, daß sie in ihrer Auswertung nicht hinterherkamen. Mit der Aufdeckung von Prism wurde übrigens versucht die Idee für einen Tag wiederzubeleben: Troll the NSA. In Anbetracht der politischen Entwicklung — George Bush, die Anschläge in New York, Guantánamo, Afghanistankrieg etc. — war nie die Annahme gerechtfertigt, die Dienste könnten weniger lauschen. Sich also jetzt über Prism derart zu echauffieren zeugt dann doch Vergesslichkeit. Vielleicht hilft es aber wenigstens die Überwachung wieder in die Köpfe der Wähler zurückzubringen. Weiterlesen