Wie beispielsweise sollen Forscher auf einen hochrangigen Kirchenvertreter reagieren, der die Grundlagen der modernen Evolutionstheorie in Bausch und Bogen als «Ideologie» und «unwissenschaftlich» abqualifiziert, wie unlängst geschehen? Die meisten Wissenschaftler werden sich kurz fragen, welche fachliche Qualifikation ihn zu dieser Aussage berechtigt, und dann zur Tagesordnung übergehen. Und natürlich haben sie damit völlig recht. Sie übersehen aber, dass viele Menschen eben nicht einschätzen können, wie solche Aussagen zu bewerten sind. Aus diesem Grunde sollen die 101 wichtigsten Fragen: Evolution auch die öffentlich diskutierten Widerstände, Kritikpunkte und Missverständnisse schildern, mit denen sich die Evolutionsbiologie konfrontiert sieht. Gerade weil einige der in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Fragen irreführend formuliert sind, müssen sie angesprochen, klargestellt und beantwortet werden.
Wie der Titel des Buches andeutet, hat der Autor tatsächlich 101 wichtige Fragen zur Evolution gestellt und beantwortet diese jeweils auf rund 1,5 Seiten. Thematisch hat er sie in neun historisch-sachliche Blöcke gegliedert:
- Die größte Show im Universum
- Die Entdeckung der Evolution
- Das evolutionäre Bild der Welt
- Natürliche Auslese, Züchtung und Partnerwahl
- Was Darwin noch nicht wusste
- Die Evolution des Menschen
- Der Darwin-Code: Rätsel Mensch?
- Abschied vom Darwinismus
- Evolutionäre Utopien
Abgeschlossen wird das Buch von einem fast 10 Seiten langen Literaturverzeichnis, zu relevanten Quellen in deutscher und englischer Sprache. Darüberhinaus stellt der Autor auf seiner Homepage zum Buch weitere Literaturhinweise kostenfrei zur Verfügung.
Das Buch ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben und es ist – ausdrücklich im positiven Sinne – arm an Fachausdrücken. Die werden dann auch hinreichend erklärt. Zunächst klärt er über die Grundlagen der Evolution (Tatsache oder Theorie?, Beweise für die Evolution, Darwin und Darwinismus) auf und nimmt dann in der historischen Darstellung Bezug auf Antike und Philosophie. Auch werden Gegenpositionen wie Schöpfungsmythos und Kreationismus angesprochen und oft gestellte Fragen in diesem Zusammenhang, wie bspw. ob der Mensch vom Affen abstamme, die ungewöhnliche Beziehung des Menschen zum Feuer, bis hin zu den Fragen einer artgerechten Haltung des Menschen, seiner Sexualität und zu den Phänomenen Kunst und Religion, werden beantwortet. Unter den „Evolutionären Utopien“ finden sich Fragen zur Gentechnik, der zukünftigen Evolution des Menschen und zu der Möglichkeit der Existenz von außerirdischem Leben.
Sachlich ist das Buch auf der Höhe der Zeit und mit einer Ausnahme gibt es nichts Wesentliches zu bemängeln. Die Antwort auf Frage 78 „Kann man Selbstmordattentate biologisch erklären“ liefert nicht wirklich eine Antwort und der Verweis auf sich selbst tötende Ameisen geht etwas am Problem vorbei. Allerdings ist dieses Thema für eine Seite wohl auch deutlich zu schwierig.
Bedenkt man die Komplexität des Themas, ist es dem Autor ausgesprochen gut gelungen, auf wenigen Seiten eine für Laien und alle die einen Einstieg in das Thema suchen leicht verständliche Einführung in ein hochspannendes und vor allen Dingen zentrales Thema der modernen Naturwissenschaften zu schreiben. Mit den zahlreichen Hinweisen auf weiterführende Literatur im Buch und auf seiner Homepage, hat er auch das Notwendige unternommen, um das beim Lesen hoffentlich geweckte Interesse am Thema Evolution wach zu halten. Ein wirklich lesenswertes und preiswertes Buch, welches einen sinnvollen Beitrag zum allgemeinen Verständnis der Evolution leistet.
Abschließend noch ein Hinweis zum Namen des Autors:
Bitte dringend darauf achten Prof. Dr. Thomas Junker nicht mit Reinhard Juncker, dem Co-Autor von „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zu verwechseln, zumal sich auch beide Webseiten mit Pfauenfedern schmücken. Bei der Arbeit von Dr. Thomas Junker handelt es sich um Wissenschaft, wohingegen es sich bei der Studiengemeinschaft um Vertreter des Kreationismus handelt, also Pseudowissenschaft betrieben wird. Die dort angebotenen Materialien speisen sich alleine aus religiöser Motivation zur Verbreitung der christlichen Schöpfungslehre und stehen daher mit Wissenschaft in keinem Zusammenhang!