Tag Archiv für Homöopathie

TK: Wir garantieren seriösen Betrug

Nach einem dümmlichen Tweet der Technikerkasse hatte sich auf Twitter ein Schlagabtausch zum Thema Homöpathiekostenübernahme durch die Kasse entwickelt. Für den Tweet hat sie sich zwar mehrfach (hier und hier) entschuldigt, doch die daraufhin angekündigte und sogar erschienene Rechtfertigung zum Thema offenbart erst das eigentliche Verständnisproblem bei der Kasse, so das wieder einmal „si tacuisses, philosophus mansisses“ gilt. Weiterlesen

Homöopathie im Gesundheitswesen ist bandenmäßiger Betrug

Vor Kurzem gab bei der Deutschen Welle ein Interview mit Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-Koops (LMU, DfG), Inhaber der Schwerpunktprofessur Rheumatologie und Klinische Immunologie am Klinikum der Universität München Sprecher des Fachkollegiums Medizin in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DfG) zum Thema Homöopathie und ihrem vielfachen Einsatz trotz Wirkungslosigkeit. Inhaltlich kann man dem Gesagten zwar zustimmen, dennoch werden einige wesentliche Punkte des Problems nur sehr unzureichend angesprochen. Weiterlesen

Homöopathiegläubige in der Mausefalle

Einige ganz Schlaue haben bei Verkerskontrollen angegeben, vor Kurzem dringend benötigte Medikamente ausgehend von homöopathischen Muttertinkturen, welche gemeinhin auf mindestens 60%igem Alkohol beruhen, zu sich genommen zu haben, weshalb nun der Alkoholtest falsch-positiv ausgefallen sei. Mal davon abgesehen, daß man in jedem Falle seine Fahrerlaubnis verlieren kann, wenn man sich unter Alkohol- oder Medikamenteneinfluss auf den Bock schwingt und durch die Gegend kutschiert und außerdem sich ein an den Schnelltest anschließender Bluttest den Verdacht ausgeräumt hätte, stellt sich tatsächlich die Frage, ob Homöopathika zu falschen Testergebnissen führen können. Dieser Frage ist eine italienische Arbeitsgruppe mal nachgegangen. Weiterlesen

Globuli bei warmen Lichte betrachtet

Homöopathika werden in verschiedenen, oftmals absurd hohen (1:1060, 1:10100, ja selbst 1:101.000), Verdünnungen hergestellt und verkauft. Rein rechnerisch kann bei derart hohen Verdünnungen kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr in den Globuli vorhanden sein. Wenn denn aber unterschiedliche Globuli eine jeweils spezifische Wirkung entfalten sollen, müssten sie sich unterscheiden, doch worin liegen die Unterschiede? Weiterlesen

Mit Homöopathie gegen Senfgas

In den Kriegsjahren 1941-1942 gab es in Großbritannien eine Zusammenarbeit zwischen dem Heimatschutzministerium und der British Homoeopathic Society zur Klärung der Frage, ob Homöopathie gegen Senfgas, ein äußerst toxisches und karzinogenes Hautgift, tödlich bei Inhalation durch Zerstörung der Bronchien, welches zuerst im 1. Weltkrieg als chemischer Kampfstoff eingesetzt worden ist, wirksam ist. Ausgehend von den Erfahrungen des 1. Weltkrieges bekamen Forschungen zu Prophylaxe und Behandlung von Senfgasvergiftungen oberste Priorität. Im Rahmen dieser Untersuchungen fragte das Heimatschutzministerium beim Rat der britishen homöopathischen Gesellschaft an, ob sie wissenschaftliche Erkenntnisse zu Homöopathika habe, die als Gegenmittel bei Senfgasintoxikationen eingesetzt werden könnten. Der Rat verneinte dies, teilte aber mit, daß Therapeuten bereit wären entsprechende Homöopathika herzustellen. Gleichzeitig unterbreitete man dem Ministerium einen Vorschlag für ein entsprechendes Forschungsprogramm, sofern dieses vom Ministerium gefördert werden würde. Allerdings hat der Rat diese Entscheidung nicht einstimmig getragen. Der Präsident, John Paterson, war der Meinung Homöopathie würde entsprechende Tests erfolgreich bestehen, wohingegen andere Mitglieder der Meinung waren, negative Ergebnisse könnten die Stellung der Homöopathie im nationalen Gesundheitswesen (National Health Services, NHS) gefährden. Weiterlesen

Esoterik und Rhetorik

Im Spiegel kam ein interessantes Interview mit dem Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Göttert über Rhetorik und Redekultur (und sein neues Buch [1]).

Göttert: Die europäische Redekultur verändert sich zurzeit stark. Sie ist unter Druck geraten, nicht nur durch die Globalisierung. Auch das Fernsehen und die Emanzipation haben ihren Einfluss. Aus der Psychologie wissen wir, dass die sprachliche Kunst, die jahrhundertelang so gut gewirkt hat, weniger erfolgreich ist. Weiterlesen

Liberia verbietet Homöopathieeinsatz an Ebolapatienten

Als ich die Spiegelüberschrift „Homöopathie: Liberia verhindert Tests an Ebola-Patienten“ gelesen habe, dachte ich spontan es kehrt Vernunft ein, denn der Honorarkonsul Michael Kölsch, rein zufällig verheiratet mit der Schatzmeisterin des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), Monika Kölsch, hat die Sache richtig erfasst:

„Ich denke, dass gerade die afrikanische Bevölkerung offen ist für alternative, sanfte Heilmethoden und insofern die Homöopathie nach Afrika eigentlich ganz gut passen könnte.“

Dies war auch meine erster Gedanke beim Lesen der Überschrift. Afrika ist geradezu durchseucht mit Aberglauben an Götter, Geister, Dämonen und Scharlatanen jeder beliebigen Art (was ja auch bereits die Bekämpfung der Ebolaepidemie erschwert hat). Es ist unfassbar an was Menschen alles glauben. Gibt es bei uns auch, aber die Quantität ist in Afrika eine Andere. Vom Prinzip her müsste daher die Homöopathie dort auf fruchtbaren Boden fallen, außer die rassistischen Motive gewinnen die Oberhand, weil die Methode von den Weißen kommt. Weiterlesen

Denn sie wissen nicht was sie nehmen

Don’t know what they take

Anekdote „Don’t know what the take“, gefunden im J. Spec. Homeopathy 1857, 2 (6): 3

Durch Zufall bin ich neulich auf eine kleine Anekdote in einer Homöopathiezeitschrift aus dem Jahre 1857 gestoßen [1]:
Im Verlaufe der Behandlung einer Dame durch einen Homöopathen, bekam die Patientin starken Durchfall, welcher vom Homöopathen dann auch entsprechend behandelt wurde. Allerdings blieb diese Behandlung erfolglos und die Dame griff zu Dr. Humphrey’s Specifics (Anm.: eine Unterart von Homöopathika) und ihr Durchfall verschwand umgehend. Beim nächsten Besuch bei ihrem Homöopathen gratulierte ihr dieser zur ihrer Genesung, aber sie informierte ihn darüber, daß seine Medikamente nicht geholfen hätten und erst der Griff zu Dr. Humphrey’s Specifics ihr Besserung verschafft hätte. Ihr Homöopath drückte sein Bedauern aus, wies aber drauf hin daß sie nie wisse, was sie da einnähme, woraufhin die Dame antwortete, dies wüßte sie bei seinen Mitteln auch nicht. Weiterlesen

Unsinn 1. und 2. Art

Vor gut zwei Monaten hatte ich auf die von der Berliner Ärztekammer mit acht Punkten vergütete Fortbildunsveranstaltung unter dem Titel „Einführung in die Sehgal-Methode“, auch gemütsorientierte Homöopathie genannt, hingewiesen. Jetzt erreicht mich die Nachricht, daß die Berliner Ärztekammer ihr Auswahlverfahren für diese Veranstaltungen zumindest etwas verändern will.

[…] Gleichwohl zeigte uns die kammerinterne Diskussion des Veranstaltungsangebotes, die wir im Gefolge Ihrer E-Mail geführt haben, dass wir uns hierbei zuweilen in Grenzbereichen der Homöopathie befinden, die beispielsweise eine Teil-Anerkennung ausgewählter Veranstaltungsabschnitte (also keine vollständige Anerkennung eines Gesamt-Veranstaltungsangebotes) oder auch eine Nicht-Anerkennung von Fortbildungspunkten rechtfertigen könnten. Insoweit beachten wir Ihren kritischen Hinweis gern im Hinblick auf die künftige Bearbeitung verwandter Anträge auf Fortbildungszertifizierung zur Sehgal-Methode, die wir mit der zusätzlichen Einholung eines externen Expertenvotums hinsichtlich der jeweiligen Anerkennungsfähigkeit von Fortbildungspunkten verbinden werden.

Momentan weiß ich noch so recht wie ich das bewerten soll. Zunächst kann man es als kleinen Teilerfolg ansehen, daß überhaupt eine Reaktion erfolgt ist, eine kammerinterne Diskussion des Problems angeregt wurde und man gewillt scheint, wenigstens ein externes Expertenvotum einzuholen, bevor ein entsprechender Fortbildungsvorschlag als Fortbildung anerkannt wird. Auch das Novum von der möglichen Teilanerkennung einer Fortbildunsveranstaltung ist erwähnenswert. Weiterlesen

Ein Quäntchen Verstand bitte

Letztes Wochendene bin ich in die Wunderwelt des Umweltfestivals vor dem Brandenburger Tor in Berlin eingetaucht. Gefühlsmäßig erschien mir der diesjährige Schwerpunkt auf Dihydrogenmonoxid, gemeinhin auch als Wasser bezeichnet, zu liegen. Wenn man den diversen Anbietern von Filtersystemen glauben schenken darf, quellen aus bundesrepublikanischen Wasserhähnen alle Übel dieser Welt. Und an jedem filterfreien Tag drehen wir erneut den Hahn der Pandora auf.

Da werden Filtersysteme angeboten, die das Trinkwasser von Mineralien, Medikamentenrückständen, Hormonen, Chemikalien Pestidziden und weiß der Geier was noch alles befreien, aber lebenswichtige Mineralien im Wasser belassen. Bei der Homöopathie werden beim Potenzieren, vulgo verdünnen bis nichts mehr drin ist, dem Wasser angeblich nur die „Schwingungen“ aufgedrückt, die eine positive Wirkung auf den den menschlichen Organismus haben. Hier sind es nun die Wasserfilter, die hochselektiv nur die Stoffe durchlassen, die dem menschlichen Körper von Nutzen sind. Die Natur ist schon intelligent und kümmert sich geradezu herzzereißend um uns Menschen.

Mich überrascht immer wieder die kognitive Dissonanz ausgeprägter Grünlinge. Einerseits werden sie von einer fulminanten Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit, wenn nicht sogar -paranoia, beherrscht, auf der anderen Seite werden aber die angeblich schädlichen Folgen wiederum mit vorgeblich hochtechnischen Produkten versucht zu bekämpfen. Weiterlesen