Tag Archiv für Scharlatanerie

TK: Wir garantieren seriösen Betrug

Nach einem dümmlichen Tweet der Technikerkasse hatte sich auf Twitter ein Schlagabtausch zum Thema Homöpathiekostenübernahme durch die Kasse entwickelt. Für den Tweet hat sie sich zwar mehrfach (hier und hier) entschuldigt, doch die daraufhin angekündigte und sogar erschienene Rechtfertigung zum Thema offenbart erst das eigentliche Verständnisproblem bei der Kasse, so das wieder einmal „si tacuisses, philosophus mansisses“ gilt. Weiterlesen

Homöopathie im Gesundheitswesen ist bandenmäßiger Betrug

Vor Kurzem gab bei der Deutschen Welle ein Interview mit Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-Koops (LMU, DfG), Inhaber der Schwerpunktprofessur Rheumatologie und Klinische Immunologie am Klinikum der Universität München Sprecher des Fachkollegiums Medizin in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DfG) zum Thema Homöopathie und ihrem vielfachen Einsatz trotz Wirkungslosigkeit. Inhaltlich kann man dem Gesagten zwar zustimmen, dennoch werden einige wesentliche Punkte des Problems nur sehr unzureichend angesprochen. Weiterlesen

Wiedergeborener therapiert Selbstmordattentäter

Der 27-Jährige syrische Sprengstoffattentäter von Ansbach hatte bereits mehrere Suizidversuche hinter sich und war in therapeutischer Behandlung. Unklar ist die Ursache-Wirkungs-Beziehung, ob er sich dem Islamischen Staat (IS) auf Grund seiner psychischen Störung verbunden fühlte oder ob der IS gezielt nach psychisch labilen Personen Ausschau hält, um sie entsprechend zu manipulieren. Jedenfalls hat sich der Bayerische Rundfunk das mal näher angesehen und ist dabei auf den umstrittenen Exilio e.V. in Lindau mit seinem Flüchtlingsvollprogramm Unterbringung, stationäre Traumatherapie etc. alles aus der Hand der Familie von Maltitz gestoßen. Weiterlesen

Bauernfängerei vom und für das Zentrum für Traditionelle Chinesische und Integrative Medizin

An der Urania in Berlin gab es vergangenen Montag im Rahmen der „Berlin Health Week“ einen Vortrag mit dem hoffnungsvollen Titel Heil Dich selbst! — bei Allergien, Asthma und anderen Erkrankungen des Immunsystems. von Dr. med. Achim Kürten, dem Leiter des Zentrums für Traditionelle Chinesische und Integrative Medizin) am St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin, immerhin ein akademisches Lehrkrankenhaus der Charité. Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person (1964 geboren, studierter Mediziner, Frauenheilkunde) und der Ausführlicheren des TCM-Zentrums kam für den Rest des Vortrages knallharter Unsinn, von dem hier nur einiger exemplarisch wiedergegeben sein soll. Als Behandlungsmethode werden, wie nicht anders zu erwarten, sowohl die klassische Akupunktur als auch die Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) empfohlen, wobei bei Letzterer dem Zuhörer natürlich nicht gesagt wurde, daß es sich um eine erst wenige Jahrzehnte alte Methode aus Frankreich handelt, die mit Sicherheit nicht den Begriff „traditionelle chinesische Medizin“ für sich in Anspruch nehmen kann. Weiterlesen

Denn sie wissen nicht was sie nehmen

Don’t know what they take

Anekdote „Don’t know what the take“, gefunden im J. Spec. Homeopathy 1857, 2 (6): 3

Durch Zufall bin ich neulich auf eine kleine Anekdote in einer Homöopathiezeitschrift aus dem Jahre 1857 gestoßen [1]:
Im Verlaufe der Behandlung einer Dame durch einen Homöopathen, bekam die Patientin starken Durchfall, welcher vom Homöopathen dann auch entsprechend behandelt wurde. Allerdings blieb diese Behandlung erfolglos und die Dame griff zu Dr. Humphrey’s Specifics (Anm.: eine Unterart von Homöopathika) und ihr Durchfall verschwand umgehend. Beim nächsten Besuch bei ihrem Homöopathen gratulierte ihr dieser zur ihrer Genesung, aber sie informierte ihn darüber, daß seine Medikamente nicht geholfen hätten und erst der Griff zu Dr. Humphrey’s Specifics ihr Besserung verschafft hätte. Ihr Homöopath drückte sein Bedauern aus, wies aber drauf hin daß sie nie wisse, was sie da einnähme, woraufhin die Dame antwortete, dies wüßte sie bei seinen Mitteln auch nicht. Weiterlesen

Unsinn 1. und 2. Art

Vor gut zwei Monaten hatte ich auf die von der Berliner Ärztekammer mit acht Punkten vergütete Fortbildunsveranstaltung unter dem Titel „Einführung in die Sehgal-Methode“, auch gemütsorientierte Homöopathie genannt, hingewiesen. Jetzt erreicht mich die Nachricht, daß die Berliner Ärztekammer ihr Auswahlverfahren für diese Veranstaltungen zumindest etwas verändern will.

[…] Gleichwohl zeigte uns die kammerinterne Diskussion des Veranstaltungsangebotes, die wir im Gefolge Ihrer E-Mail geführt haben, dass wir uns hierbei zuweilen in Grenzbereichen der Homöopathie befinden, die beispielsweise eine Teil-Anerkennung ausgewählter Veranstaltungsabschnitte (also keine vollständige Anerkennung eines Gesamt-Veranstaltungsangebotes) oder auch eine Nicht-Anerkennung von Fortbildungspunkten rechtfertigen könnten. Insoweit beachten wir Ihren kritischen Hinweis gern im Hinblick auf die künftige Bearbeitung verwandter Anträge auf Fortbildungszertifizierung zur Sehgal-Methode, die wir mit der zusätzlichen Einholung eines externen Expertenvotums hinsichtlich der jeweiligen Anerkennungsfähigkeit von Fortbildungspunkten verbinden werden.

Momentan weiß ich noch so recht wie ich das bewerten soll. Zunächst kann man es als kleinen Teilerfolg ansehen, daß überhaupt eine Reaktion erfolgt ist, eine kammerinterne Diskussion des Problems angeregt wurde und man gewillt scheint, wenigstens ein externes Expertenvotum einzuholen, bevor ein entsprechender Fortbildungsvorschlag als Fortbildung anerkannt wird. Auch das Novum von der möglichen Teilanerkennung einer Fortbildunsveranstaltung ist erwähnenswert. Weiterlesen

Ein Quäntchen Verstand bitte

Letztes Wochendene bin ich in die Wunderwelt des Umweltfestivals vor dem Brandenburger Tor in Berlin eingetaucht. Gefühlsmäßig erschien mir der diesjährige Schwerpunkt auf Dihydrogenmonoxid, gemeinhin auch als Wasser bezeichnet, zu liegen. Wenn man den diversen Anbietern von Filtersystemen glauben schenken darf, quellen aus bundesrepublikanischen Wasserhähnen alle Übel dieser Welt. Und an jedem filterfreien Tag drehen wir erneut den Hahn der Pandora auf.

Da werden Filtersysteme angeboten, die das Trinkwasser von Mineralien, Medikamentenrückständen, Hormonen, Chemikalien Pestidziden und weiß der Geier was noch alles befreien, aber lebenswichtige Mineralien im Wasser belassen. Bei der Homöopathie werden beim Potenzieren, vulgo verdünnen bis nichts mehr drin ist, dem Wasser angeblich nur die „Schwingungen“ aufgedrückt, die eine positive Wirkung auf den den menschlichen Organismus haben. Hier sind es nun die Wasserfilter, die hochselektiv nur die Stoffe durchlassen, die dem menschlichen Körper von Nutzen sind. Die Natur ist schon intelligent und kümmert sich geradezu herzzereißend um uns Menschen.

Mich überrascht immer wieder die kognitive Dissonanz ausgeprägter Grünlinge. Einerseits werden sie von einer fulminanten Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit, wenn nicht sogar -paranoia, beherrscht, auf der anderen Seite werden aber die angeblich schädlichen Folgen wiederum mit vorgeblich hochtechnischen Produkten versucht zu bekämpfen. Weiterlesen

Unsinn mit p-Werten

Der Vortrag von Dr. Michael Frass zu den angeblichen Vorteilen einer begleitenden Therapie mit Homöopathie war hier bereits zweimal Thema (Teil 1, Teil 2). Heute nun geht es um eine Tabelle mit p-Werten aus dem Vergleich der Gruppen mit und ohne begleitende homöopathische Therapie.

Exkurs p-Wert

An der Stelle zunächst ein kurzer Exkurs zur Bedeutung des p-Wertes in der Statistik. Ganz allgemein formuliert ist die Idee hinter dem p-Wert der Versuch, eine Maßzahl zu erhalten, die angibt ob die erhaltenen Ergebnisse auch durch Zufall entstanden sein könnten. Da es sich bei ihm um eine Wahrscheinlichkeit — daher p, probability — handelt kann er nur Werte zwischen 0 und 1 annehmen.

Um zum p-Wert zu gelangen, wird das Gegenteil dessen angenommen, was es nachzuweisen gilt. Diese Annahme wird als Nullhypothese bezeichnet. Bei klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis einer Behandlungsmethode lautet daher die Nullhypothese, daß es zwischen den Gruppen keinen Unterschied gibt. Zeigt sich entgegen der Nullhypothese ein Unterschied zwischen den Gruppen, wird unter Annhame der Gültigkeit der Nullhyptohese die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der die Untersuchungsergebnisse auch durch Zuffall entstanden sein könnten. Diese Wahrscheinlichkeit wird in der Statistik als p-Wert bezeichnet. Je näher der p-Wert bei Null liegt, desto unwahrscheinlicher ist es, daß die Nullhypothese zutrifft. Bezogen auf die Nullhypothese besagt ein p-Wert von 0,05 (5%), daß bei Durchführung von 20 Experimenten eines durch Zufall zu dem erhaltenen Ergebnis führen könnte. Ein p-Wert von 0,05 (5%) gilt nach allgmeinem Konsens als signifikant, einer von 0,01 (1%) als stark signifikant. Weiterlesen

Lebenszeitverlängerung durch Homöopathie (Teil 2)

Ich habe inzwischen mal die zum Vortrag von Dr. Frass passende Veröffentlichung [1] quergelesen. Ausgangspunkt der retrospektiven Studie bilden die Krankenakten von 538 Tumorpatienten aus den Jahren 2004-2008 des Uniklinikums Wien, als Gruppe 1 bezeichnet. Von diesen wurden die ausgewählt, die in der Zeit neben der konventionellen Krebstherapie mindestens drei homöopathische Behandlungen hatten. Übrig blieben 287 Patienten, die als Gruppe 2 bezeichnet werden. Davon wurden alle Patienten mit fataler Diagnose, aber unter Ausschluss von Kindern und Patienten mit unvollständigen Daten, ausgewählt. Außerdem mussten zu jeder Tumorart mindestens Daten von fünf Patienten vorliegen. Die hiernach verbliebenen 54 Patienten bilden die Gruppe 3.

Welche Bedeutung kommt der Gruppeneinteilung zu? Keine! Es handelt sich dabei auch nicht um eigenständige Gruppen, sondern um voneinander abgeleitete Teilmengen. Es werden zwar ein paar statistische Daten, wie z.B. der Altersdurchschnitt, berechnet, jedoch haben diese keine Ausagekraft, da die Patienten im Verlauf der Studie nicht mehr auftauchen. Untersuchungsgegenstand sind nur die Daten der 54 Patienten aus Gruppe 3, verteilt auf 6 verschiedene maligne Erkrankungen. Wobei für die Auswertung das Lugenkarzinom in zwei Untergruppen, mit 7 und 3 Patienten (man hat keine Scheu Statistik mit drei Meßpunkten zu treiben!) aufgeteilt wird, die in der Präsentation aber wieder zusammengefasst werden. Weiterlesen

Lebenszeitverlängerung durch Homöopathie

Auffallend in den letzten Jahren ist die Hinwendung der Homöopathen zu ernsthaften Erkrankungen, bei denen eine Fehlbehandlung gravierende Folgen für den Patienten hat. So auch Prof. Dr. med. Michael Frass von der Universität Wien. Auf der Tagung „Science meets Homoeopathy in Berlin“ veranstaltet von Dr. med. Irene Schlingensiepen. Als Gastredner auf der Abendveranstaltung „Homöopathie für Skeptiker“ am 7. März (siehe auch „Der homöopathische Tischler“) stellte Dr. Frass seine „Studienergebnisse“ zum Befinden von Krebspatienten mit und ohne homöopathische Begleitbehandlung vor¹. Dort zeigte er dem Laienpublikum u.a. Grafiken zur Lebenserwartung von Bronchialkrazinom- und Glioblatompatienten, ohne diese jedoch intensiv zu erläutern. Seine Darstellungen kann man nur noch als perfide Manipulation bezeichnen. Weiterlesen