Als ich die Spiegelüberschrift „Homöopathie: Liberia verhindert Tests an Ebola-Patienten“ gelesen habe, dachte ich spontan es kehrt Vernunft ein, denn der Honorarkonsul Michael Kölsch, rein zufällig verheiratet mit der Schatzmeisterin des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), Monika Kölsch, hat die Sache richtig erfasst:
„Ich denke, dass gerade die afrikanische Bevölkerung offen ist für alternative, sanfte Heilmethoden und insofern die Homöopathie nach Afrika eigentlich ganz gut passen könnte.“
Dies war auch meine erster Gedanke beim Lesen der Überschrift. Afrika ist geradezu durchseucht mit Aberglauben an Götter, Geister, Dämonen und Scharlatanen jeder beliebigen Art (was ja auch bereits die Bekämpfung der Ebolaepidemie erschwert hat). Es ist unfassbar an was Menschen alles glauben. Gibt es bei uns auch, aber die Quantität ist in Afrika eine Andere. Vom Prinzip her müsste daher die Homöopathie dort auf fruchtbaren Boden fallen, außer die rassistischen Motive gewinnen die Oberhand, weil die Methode von den Weißen kommt.
Offenbar wurde den Homöopathen von Regierungsvertretern vor Ort richtigerweise die Behandlung von Ebolapatienten mit Homöopathie untersagt, weil es gegen die WHO-Richtlinien verstoße.
Auf Anfrage sagt Lindemann, sie sei nicht enttäuscht, dass man ihr den Zutritt zu Ebola-Patienten verwehrt habe, schließlich hätten sie zahlreiche andere Patienten erfolgreich behandeln können: „Wir alle waren begeistert, was wir dort tun konnten und wie wir dem Krankenhaus in einer Krisensituation zur Seite stehen konnten.“
Insgesamt also kein Grund zur Entwarnung, sie haben immer noch Gelegenheit ihr unheilvolles Wirken an anderen Kranken zu entfalten und den Afrikanern eine weitere Religion zu bringen:
In der E-Mail aus Monrovia schreibt sie [Ortrud Lindemann]: „Wir sind dazu bestimmt, dem Volk Liberias zu helfen im Kampf gegen Ebola mit homöopathischen Mitteln.“
… geheiligt sei Dein Name, Deine Potenz komme und gib’ uns unsre täglich Globuli. Amen.
Es gibt noch etwas Überrachendes:
„Wir sind gesegnet mit 110 Mitteln in drei bis vierfacher Potenz“
Was sind denn das für schwache Potenzen neuerdings? Da ist doch noch Wirkstoff drin! Kein Wunder, daß man ihnen den Zutritt verweigert hat, echte Homöopathen hätten mindestens zu C30 gegriffen, ach was, zu C200, aber läppische vierte Potenz? Ist denen das Wasser knapp geworden? Also für mich sind das die wahren Quacksalber unter den Scharlatanen, denn offenbar kennen sie sich nicht mal mehr in der Homöopathie aus.
Am Rande ist mir noch etwas aufgefallen, ohne daß ich da jetzt tiefer recherchiert habe. Diese Homöopathentruppe wollte zum Ganta United Methodist Hospital. Vor ein paar Tagen ging eine Meldung durch die Presse, daß eine Amerikanerin für den Rücktransport durch das US-Außenministerium ihres an Ebola erkrankten Ehemannes (Chirurg) aus Sierra Leone aufkommen soll, weshalb sie 200.000 USD sammelt. Augenscheinlich war er nicht in offiziellem Auftrag unterwegs, denn dann müsste sie nicht für Rückführung bezahlen. Die Verbindung besteht nun darin, daß dies ebenfalls über die Methodistenkirche läuft. Zufall oder haben sich da zwei Religionen gefunden?
Nachtrag 25.11.2014:
Ein ewtas ausführlicherer, bebilderter Artikel zu den Menschenversuchen der Homöopathen bei Daily Mail.
Widersprüche bleiben jedoch bestehen. Es bleibt unklar, ob es auf liberianischer Seite zwei Gruppen gibt, eine Pro-Homöopathie, die andere Contra oder ob die Homöopathen unter falsche Flagge
gesegelt sind,immerhin konnten sie wohl eine Kooperation mit einem lokalen Krankenhaus vorweisen. Ich persönlich neige ja zu Letzterem, denn in dieser Branche wird gerne verschleiert.
‚Back in Mumbai, Dr Durge claimed that the Liberian government had been ‚very helpful, kind and accepting of homeopathy. They appreciated us arriving there under the circumstances.‘
However, senior health officials involved in the fight against Ebola in Liberia told MailOnline they had not realised the doctors were homeopaths and that when they found out, they gave strict instructions that they were not to use their techniques on patients.
Der Schweizer Arzt Dr. Edouard Broussalian ließ es sich nicht nehmen auf die umfangreichen Forschungsaktivitäten zu Homöopathie und Gelbfieber hinzuweisen.
‚I’ve used homeopathy for 40 years and there’s a lot of research various epidemics including Yellow Fever, which is similar to Ebola in symptoms,‘ he said.
Eine schnelle Suche nach Forschungsarbeiten zu Homöopathie und Gelbfieber fördert an prominenter Stelle dann auch einen spanischen Artikel von 1991 mit dem Titel „La vacunación homeopática contra la fiebre amarilla en La Habana, 1855 (Homöopathische Immunisierung gegen Gelbfieder in Havanna, 1855)“ (Pedro M. Pruna Goodgall, Asclepio 1991, 43 (2): 59-68; PubMed #11638556) zu Tage. Wie man sieht, brandaktuelle Forschung zum Thema.
Nebenbeibemerkt kann es nach der Hahnemannschen Homöopathielehre prinzipienbedingt überhaupt keine homöpathischen Impfungen geben. Dies ist ein Widerspruch in sich. Nach den Grundlagen der Homöopathie kann nur Gleiches mit Gleichem („similus similibus currentur“) behandelt werden. Eine Impfung erfolgt jedoch zu einem Zeitpunkt bevor eine Infektion auftritt, die zu entsprechenden Symptomen führt, wohingegen eine homöopathische Diagnose und Behandlung immer auf das Vorhandensein von Symptomen angewiesen ist. Selbst wenn also Homöopathie funktionieren würde, ginge dennoch eine rein prophylaktische Gabe von Homöopathika ins Leere und ist immer ein (ärztlicher) Kunstfehler des behandelnden Homöopathen.
Ist doch irgendwie erstaunlich: Früher haben die Europäer die Medizinmänner der Eingeborenen wegen deren Beschwörungsmethoden und -riten belächelt.
Heute schicken Afrikaner Europäer wegen ähnlicher Gründe nach Hause.
Wenn das kein Fortschritt ist (für die Afrikaner, wohlgemerkt)!
Guter Artikel. Lasst uns alle dafür kämpfen, das dieser homöopathische Betrug endlich verboten wird. Das esoterische Imperium der DHU hat schon zuviele Menschenleben gefordert.
@Sandra Becker
Momentan geht es eher in die umgekehrte Richtung. Indien ist dsbzgl. leider gerade im Kommen und liegt im Trend.
Das wesentliche Problem liegt in den Standesorganisationen und in der Politik. Dor haben sich Personen mit einem hohem Maß an Wissenschaftsunverstand und -feindlichkeit breit gemacht. Dort hat zur Zeit eine ungute Strömung aus Esoterik & Gender das sagen.