Über das Twitterkonto @OECDStatistik wurde vor einiger Zeit folgende Statistik (via dümmlichen Kommentar von Sascha Lobo auf Spigel-Online) mit dem Tweet „Soziale Netzwerke und der Bildungsgrad ihrer Nutzer: Deutschland entgegen dem Trend“ verbreitet.
Man muss etwas aufpassen, über @OECDStatistik wurden zwei Tweets abgesetzt, im Ersten hatte die Abbildung noch den irreführenden Titel „Share of users by education levels (2014)“, was zum dem Paradoxon führte, daß bei der Addition der beiden Gruppen Werte von mehr als 100% erreicht wurden. Im zweiten Tweet wurde dies dann wie im Original (S. 147) zu „Share of users within groups with different education levels (2014)“, also dem Anteil der Nutzer innerhalb einer Bildungsgruppe der soziale Netzwerke verwendet, korrigiert.
Dennoch mißt diese Statistik meiner Meinung etwas anderes als man auf den ersten Blick wahrnimmt. Gemessen wurde Anteil der Nutzer sozialer Medien aus jeder Bildungsgruppe. Aus der gezeigeten Grafik geht nicht hervor wie hoch der Anteil der Bevölkerung ist, der überhaupt soziale Medien benutzt, da das Verhältnis der beiden Gruppen nicht erkennbar ist. Ohne genaues Verständnis wie der Bildungsgrad bei den vielen länderspezifischen Bildungssystemen normalisiert wird, lässt sich nicht viel Ablesen, denn das duale Ausbildungssystem Deutschlands führt bei statistischen Ländervergleichen schnell in die Irre.
Auffallend an dem Ländervergleich ist aber, daß der Abstand der jeweiligen Gruppen innerhalb eines Landes mit zunehmenden Grad der Sozialsystems abnimmt, d.h. in Ländern mit guter Infrastruktur, hohem Einkommen und ausgeprägtem Sozialsystem nähert sich der jeweilige Anteil derer, der soziale Medien nutzt an. Das deutet darauhin, daß die Nutzung sozialer Medien vom Bildungsgrad eher unabhängig ist und mehr von deren Verfügbarkeit, also einem bezahlbaren Internetzugang, abhängt. Kurz und überspitzt gesagt, wenn alle die Möglichkeit haben soziale Medien zu nutzen, werden sie auch gleichermaßen genutzt. Wie in der Anfangszeit des Telefons, nur wohlhabende Städter und Beamte konnten es haben. Die eher arme Landbevölkerung hat meist auch den niedrigeren Bildungsgrad und auf Grund fehlender Ressourcen wie Geld, Technik oder auch Zeit nur wenig Zugang zum Internet, wohingegen die gebildeteren Schichten über mehr Einkommen verfügen und auch in Städten, in denen die Infrastruktur vorhanden ist, wohnen.
So wie die Grafik da ohne weitere Kommentare in die Welt gesetzt wurde, sagt sie eigentlich nichts weiter aus.