Die Juniorprofessorin für Kunstdidaktik und Geschlechterforschung Dr. Nanna Lüth (UdK, Homepage) von der Universtität der Künste (UdK) in Berlin (Dissertaion: „Sexualität und Diagramm in Kunst und Wissenschaft seit Magnus Hirschfeld. Eine kritisch-ikonologische Studie“) wurde, wie bei Juniorprofessuren üblich, in der Amtshalbzeit nach drei Jahren auf Grundlage ihres Leistunsgberichts evaluiert und ist durchgefallen, weil ihre Forschungsleistungen zu schwach sind. Ups, dabei kann es sich nur um ein äußerst bedauerliches Versehen handeln. Eine Genderprofessorin mit zu schwacher Forschungsaktivität? So etwas kann es doch gar nicht geben. Da sind wohl ein paar Gutachter noch nicht auf Genderlinie gebracht worden.
Nach Darstellung des Dekans Karlheinz Lüdeking versteht sich das aber von selbst: „In Kommissionen mitarbeiten zu können, ist offenkundig keine zentrale Qualifikation für Lehrkräfte an Hochschulen, zudem kann auch die Lehre nicht das Hauptkriterium sein, weil gute Lehre gute Forschung voraussetzt, was umgekehrt nicht gilt.“
Das ist die Lieblingsbeschäftigung aller Genderisten, die Mitwirkung in Kommissionen, Gremien, Arbeitskreisen und sonstigen Palaververanstaltungen, denn nur so können sie die Entscheidungsebenen infiltrieren und die Prozesse in ihrem Sinne umgestalten. Gleichzeitig fällt es dann auch weniger auf, daß keine (wissenschaftliche) Leistung erbracht wird (außer man wird versehentlich von Uneingeweihten doch mal evaluiert).
Dennoch muss man auch dem Dekan heftig widersprechen, wenn er behauptet, daß gute Lehre gute Forschung zur Voraussetzung habe. Diese Auffassung ist schon im Ansatz falsch. In allen Studiengängen müss(t)en die Studenten zunächst zwei fundamentale Dinge erlernen. Zum Einen die rein fachlichen Grundlagen als Rüstzeug für das spätere, eigene wissenschafliche Arbeiten (auch wenn heute gerne immer behauptet wird, Wissen sei nicht wirklich wichtig, es käme nur auf Kompetenzen an, aber ohne Fachwissen kann es keine Kompetenz geben), zum Anderen die Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis. Für Beides ist keinerlei Forschungstätigkeit des Dozenten notwendig, sondern ausschließlich gute didaktische Fähigkeiten und Fachwissen. Dementsprechend wäre es auch mehr als sinnvoll, wenn es an den Universitäten Lehrprofessoren gäbe, welche auch im Hinblick auf ihre didaktischen Fähigkeiten ausgewählt werden würden, die sich ausschließlich auf die Lehre konzentrierten. Leider wehrt man sich an den Unversitäten aber standhaft dagegen.
Tatsächlich hat Lüth ja aber auch geforscht. In allen Bereichen, die in der Evaluationssatzung genannt werden, war sie aktiv. Fünf Mal warb Lüth Mittel für Veranstaltungen oder Publikationen ein. International vernetzt ist sie durch Projekte mit Kollegen in Österreich, der Schweiz und Schweden. Sie hielt Gastvorträge auf zehn Konferenzen im In- und Ausland. Sieben mal verfasste sie Empfehlungsschreiben für Studierende, etwa für Promotionsstipendien bei der Hans-Böckler-Stiftung und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Lüth hat eine Ringvorlesung und zwei internationale Arbeitstagungen an der UdK organisiert. Sie hat mehrere wissenschaftliche Publikationen herausgegeben. Etwa ein Dutzend Texte hat sie selbst verfasst. Manche sind nur wenige Seiten lang, andere haben aber Aufsatzlänge.
Wow, Empfehlungschreiben verfassen fällt jetzt schon unter Forschungstätigkeit. Wie peinlich, wie wenig muss man getan haben, daß man so etwas in einem Leistungsbericht überhaupt erwähnt, um den mit Inhalt füllen. Außerdem belegt nichts davon, was hier aufgezählt wird, irgendeine Forschungstätigkeit.
Laut Lüdeking haben die Gutachter bemängelt, die Anzahl der von Lüth in ihrem Leistungsbericht aufgelisteten Publikationen erwecke einen „unrealistischen Eindruck“: „Einige sind sehr kurz, was aber nicht sofort auffällt, weil exakte bibliographische Angaben fehlen.“
Das muss man sich mal vorstellen. Fr. Dr. Lüth schreibt einen Leistungsbericht für ihre Zwischenevaluation, von dem sie vorher weiß, daß vom Ausgang des Verfahrens ihre Stelle abhängt und macht keine exakten bibliographischen Angaben zu ihren eigenen Veröffentlichungen (von wegen gute wissenschaftliche Praxis). Ist sie so zerstreut? Wohl kaum, das sieht eher nach einem klaren Täuschungsversuch aus. In der Hoffnung, daß allein die Länge der Liste beeindruckend und rechtfertigend genug sei und da niemand mal genauer draufsieht, hat sie wahrscheinlich jedes Kongressabstrakt (Kongressbesuche, eine weitere Lieblingsbeschäftigung) so aufgelistet, daß es wie eine ordentliche Veröffentlichung aussieht.