Staffbase

In der FAZ erschien ein Artikel zu dem sächsischen Start-Up Staffbase, aber verständlich zu schildern was genau außer für eine App das Unternehmen eigentlich verkauft sah man sich nicht in der Lage, nur daß es eine kräftige Finanzspritze erhalten hat und wie üblich ist in der Presse die Erfindung von Hyperlinks zum Objekt noch nicht angekommen.

Die Investoren sind zuversichtlich. Dem sächsischen Start-Up spendierten sie in der Finanzierungsrunde vom Frühjahr 145 Millionen Dollar und ließen sich im Gegenzug an Staff­base beteiligen. Der Unternehmenswert, der sich aus diesem Deal errechnete, lag bei 900 Millionen Dollar. „Staffbase wächst seit Jahren exponentiell“, heißt es von Investoren.

Innovative IT-Unternehmen können wir in Deutschland gebrauchen.

2014 hatten die drei sächsischen Gründer Martin Böhringer, Lutz Gerlach und Frank Wolf eine so naheliegende Idee, dass man sich fragt, warum nicht irgendjemand schon vorher darauf gekommen ist. Sie entwickelten ein Produkt, das die interne Unternehmenskommunikation weg von den traditionellen Vorstands-Mails, von Betriebszeitungen, vom Schwarzen Brett oder simplen Ausdrucken rückt und sie fortan den Mitarbeitern direkt aufs Handy liefert – mit einer App.

Oh, eine App für’s Händi und dann auch auch noch für (Unternehmens)Kommunikation mal was ganz Neues. Was ist nun das Besondere an dieser App?

Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland sind sogenannte Non-Desk Worker, also Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die nicht am Schreibtisch arbeiten und von ihren Vorgesetzten deshalb auch nicht über Mail erreicht und informiert werden können. Genau hier setzt Staffbase mit seiner App an, die sich auch der Lagerarbeiter auf sein Handy laden kann. Viele Millionen Menschen arbeiten in der Produktion, im Speditionsgewerbe, im Gesundheitswesen, auf dem Bau und bekommen vieles in ihrem Unternehmen nicht mit. Mit der App ist plötzlich jeder erreichbar, der sie sich herunterlädt.

Was ist das für ein Unsinn? Diese beschriebenen Arbeitnehmer haben ein Händi, sogar ein Smartphone, da sie eine App herunterladen können, sind aber nicht per e-Mail erreichbar, aber nur mit dieser App? Es kann Gründe gaben, Kommunikation nicht über e-Mail laufen zu lassen und daß deshalb anders kommuniziert werden soll, aber das steht da eben nicht und ist wohl auch nicht gemeint. Was ist denn nun das Außergewöhnlich an dieser App, daß dem Hersteller dieser Wert zugeschrieben wird? Wir wissen es nicht. Ganz offensichtlich hat der Schreiberling Fr. Kloepfer jedenfalls nicht verstanden worüber sie schrieb.

Erst der Blick auf die Webseite von Staffbase bringt etwas Licht ins Dunkel. Ganz wichtig in dieser Zeit: Die Webseiten sind schon mal bunt-divers, durchgegendert und ansonsten ein Fundus an Marketingsprech. Somit muss das schon mal ein wirklich gutes Produkt sein. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Microsoft-Cloud basiertes Content Management System (CMS) mit einer App als Client, bei der die Mitarbeiter die Inhalte wie in instant Messangern/Sozialnetzwerken kommentieren und bewerten können und das Ganze, der aktuellen Softwaremode entsprechend, als Abo-Modell.

Überhaupt werden von Staffbase wahre Wunder der Informatik versprochen:

Staffbase garantiert eine nahtlose Cloud-Migration für Ihre Unternehmenskommunikation – ohne Sicherheitsrisiken.

Für das Fehlen von Sicherheitsrisiken ist das Microsoftumfeld und auch Mobiltelefone ja geradezu berüchtigt.

Mit Staffbase werden Sie nie wieder mit kostspieligen Anpassungen oder Feature-Anfragen konfrontiert.

Nie wieder? Hellseher sind die auch noch.

Ich gebe zu, ich kenne das Produkt nicht, aber auch wenn sie mit Namen wie bspw. Aldi, Audi, Deutsche Telekom, DHL, Heraeus, Lufthansa, Vissmann werben – was heißt das schon? –, aber bei Produkten, die mit einer derartigen Fülle an Werbesprüchen marktschreierisch und so wenig sachlichen Informationen angepriesen werden, schrillen bei mir die Alarmglocken.

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