Mal wieder ein wuderschönes Beispiel wie wenig Meinungsfreiheit von bestimmten Kreisen akzeptiert wird. Die 19-jährige Texanerin Kendall Jones postet, wie viele andere auch, Fotos zu ihrem Hobby auf ihrer Facebookseite. Allerdings geht sie einer weniger alltäglichen Freizeitbeschäftigung nach: Der Großwildjagd in Afrika (Welt, Focus). Sie betreibt ein hochumstrittenes, hochemotionales und ausgesprochen teures aber vollkommen legales Hobby. Daher hat sie auch das Recht darüber zu berichten. Dennoch bricht nicht nur ein Sturm der Entrüstung los, sondern über eine viertel Million Menschen hat bereits eine Petition an Mark Zuckerberg zur Löschung der Facebookseite unterzeichnet. Selbstverständlich kann man darüber diskutieren ob Jagd im Allgemeinen und Großwildjagd im Besonderen sein muss und sein darf, insbesondere nur um der Trophäen Willen, aber darum geht es im Grunde gar nicht. Es geht bei der Seitenlöschung um die Unterdrückung unliebsamer Meinungen und anderer Lebensentwürfe. Wenn man an der Großwildjagd etwas ändern will, muss man die Staaten angehen, die die Lizenzen zum Abschuss erteilen, aber das dauert und es ist viel einfacher mit ein paar Klicks Morddrohungen gegen den Jäger auszustoßen. Eine gelöschte Webseite, macht ein mögliches Problem unsichtbar, beseitigt es aber nicht.
Das Phänomen lässt sich häufig beobachten, alles was nicht der eigenen Meinung entspricht, nicht zu dem gerade gängigen Mainstream gehört oder politisch nicht korrekt genug ist, soll vom Bannstrahl der Zensur getroffen werden. Das problematische daran ist jedoch, daß es in der westlichen Welt nicht der Staat oder irgendwelche Politiker sind von dem diese Zensurbestrebungen oftmals ausgehen, sondern bestimmte Gruppen aus dem Volk (Ökologisten, Feministen, Anifa, Religioten, Tierschützer, etc.) die treibende Kraft hinter der Zensur sind. Für sich selbst nehmen aber die Angehörigen dieser Gruppen in Anspruch, ihre Meinung überall und zu jedem Zeitpunkt jedem, auch ungefragt, kundtun zu müssen. Sie selbst dulden keinen Widerspruch und parieren einen Solchen sofort mit dem Nazivorwurf, um das Gegenüber mundtot zu machen. Nazi definiert sich bei denen schlicht als ‚eine Person, die anderer Meinung ist‘. Da werden Twitter- & Facebookkonten, sowie Blogs gemeldet, was das Zeug hält. An eine Diskussion zum Thema ist nicht mehr zu denken und wohl auch nicht gewollt, denn die eigene Meinung bzw. die der Peergroup ist in Stein gemeißelt und es darf nicht sein, daß jemand auch nur den leisesten Zweifel an der Richtigkeit äußert. Die Deutungshoheit über richtig und falsch, über wahr und unwahr, beanspruchen diese Gruppen unter allen Umständen für sich, schließlich ist man unfehlbar. Solche Leute sind in ihrem Ideologiewahn zu einem argumentativ-abwägenden Diskurs längst nicht mehr fähig, und davon gibt es immer mehr, wie mir scheint. Leider ist diese Methode oft recht wirkungsvoll, wie man an der Piratenpartei sehen kann, allerdings zum Preis einer zerstörten Diskussionskultur, einer darniederliegenen Partei und unter Fortbestand ungelöster Probleme.
Das sind auch genau die Leute, die meinen, ein uneinschränkbares Recht zu haben, in Blogkommentaren Anderer jeden Mist abladen zu dürfen und dann sofort Zensur schreien, wenn der Bloginhaber von seinem Hausrecht gebraucht macht und den Kommentar löscht.
Nachtrag 12.07.2012:Ähnlich gelagerter Fall, ähnliche Reaktion.
Dass es mit dem Denken nicht so weit her ist, zeigt ein Scherzposting auf Facebook, welches den „Großwildjäger“ Steven Spielberg vor einem erlegten Triceratops zeigt und richtig ernst genommen wurde.