Es rauscht mal wieder gewaltig im Blätterwald (Rheinsiche Post, Spiegel, Süddeutsche, Welt), denn die Stanford University in Kalifornien fühlt sich von der amtierenden Kriegsministerin Ursula von der Leyen (U.v.d.L.) zu Unrecht im Lebenslauf erwähnt, da es an der Uni keinerlei Unterlagen über sie gäbe.
[…] war demnach laut einer Universitätssprecherin in keinem offiziellen Programm eingeschrieben, das mit einem Schein oder akademischen Abschluss abgeschlossen wird.
[…]
Wer sich jedoch ohne Zertifikat in seinem Lebenslauf auf die Universität beziehe, missbrauche den Namen Stanfords, zitiert der Bericht die Uni-Sprecherin. Demnach werden für Tätigkeiten, wie von der Leyen sie ausweise, auch keine Leistungsnachweise ausgestellt. Zu Ursula von der Leyen gebe es in Stanford keine offiziellen Dokumente.
Das entscheidende ist doch zunächst einmal, ob die Angaben in einem Lebenslauf der Wahrheit entsprechen, die Beurteilung der Relevanz der Fakten liegt hingegen im Auge dessen, der sich anhand des Lebenslaufs ein Urteil über die Person bilden will. In der Praxis werden dem „Delinquenten“ sowohl Lücken im Lebenslauf negativ angekreidet, als auch ein Zuviel an Wahrheit. Niemand würde wahrheitsgemäß „drei Jahre rumgegammelt“ reinschreiben können, wenn er Interesse an einer Stelle hat.
Der Lebenslauf
Der Lebenslauf von Fr. v.d.L. (falls es geändert wird: Webarchiv) macht zu den inkriminierten Zeiten die folgenden Angaben:
- 1990 Eintritt in die CDU
- 1991 Promotion zur Doktorin der Medizin
- 1992-1996 Aufenthalt in Stanford, Californien/USA
- 1993 Auditing guest an der Stanford University, Graduate School of Business
- 1995 Aufenthalt an der Stanford Health Services Hospital Adminsitration
- 1996-1997 Mitglied im Landesfachausschuss Sozialpolitik der CDU in Niedersachsen
Auch wenn Fr. v.d.L. zum massiven Lügen neigt, wenn es ihr ihren Interessen dienlich erscheint (Stichworte Internetsperren gegen Kinderpornos und Zensursula), kann man an dieser Stelle wohl annehmen, daß die Angaben rein faktisch richtig sind. Zumal auch den Zeitungen zufolge Dokumente vorlägen, welche ihre Angaben bestätigen. Das für Gasthörerschaft (sofern sie sich überhaupt als offizieller Gasthörer hat registrieren lassen und nicht einfach nur den Prof um Erlaubnis gebeten hat) und ehrenamtliche Tätigkeiten in der Verwaltung keine akademischen Abschlüsse ausgegeben werden ist glücklicherweise noch nicht eingerissen.
Nach dem Lebenslauf war Fr. v.d.L. mindestens drei Jahre und zwei Tage und höchstens fünf Jahre in Stanford, doch genaugenommen hat sie dort karrieremäßig nichts vorzuweisen (Hausfrau wollte sie nicht reinschreiben), denn sie war mit ihrem Mann Stanford. Um diese Jahre nicht komplett als Lücke im Lebenslauf erscheinen zu lassen hat sie noch ihren Gasthörerstatus an der Stanford Univesity und die ehrenamtliche Tätigkeit in der Verwaltung (mit der Praxis, wo man wirklich etwas wissen und leisten müsste, hat sie es ja nicht so) erwähnt, um den Leser mit der Erwähnung eines renommierten Namens von der Lücke abzulenken („name droping“). In Erinnerung bleibt: Stanford University! Daß sie vom Renommee des Namen profitieren will, geht aus einem anderen Umstand ihres Lebenslaufs hervor:
- 1997-2001 Magisterstudium Public Health (M.P.H.)
- 1998-2002 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitsforschung an der MHH
Zu ihrem Magisterstudium war ihr die explizite Erwähnung der Universität nicht wichtig und zu ihrer Tätigkeit als Hiwi kommt nur ein kurzes MHH, was sicherlich auch nicht allgemein so bekannt ist (Medizinische Hochschule Hannover), aber Stanford wo sie nun wirklich reinweg nichts relevantes gemacht hat, wird laut und breit erwähnt. Klarer Fall, Lebenslauf sprachlich aufgehübscht, ja, gelogen nein. Ich hätte es nicht gemacht, ich empfinde solche Methoden einfach nur irgendwo zwischen lächerlich und peinlich. Andererseits gibt ihr die Realität leider recht, sie hat das Ministergehalt und eine großzügige Altersversorgung und nicht ich. Das Problem sehe darin, daß man mit derartiger Blenderei und Geltungssucht überhaupt hochkommt.
Bliebe noch zu klären, was ein „akademischer Lebenslauf“ ist, wie es Stanford bezeichnet. Ich persönlich würde an dieser Stelle sagen, daß es kein akademischer Lebenslauf ist, sondern ein Lebenslauf im Sinne des Wortes.
Cui bono?
Viel interessanter, als die eher belanglose Schönfärberei im Lebenslauf, erscheint mir aber die Frage, wie und warum die Stanford University (gerade jetzt) darauf aufmerksam wurde. Ich bezweifele, daß die renommierten Einrichtungen wie Stanford, MIT, Harvard, Oxford etc. kontinuierlich das Internet nach ihrer Namensnennung durchforsten und bei einem Treffer einen Abgleich auf Richtigkeit mit ihren Verwaltungsunterlagen vornehmen. Es war ein Anstoß von außen notwendig, jemand der nachgehakt hat. Auch sind in den USA ehrenamtliche Tätigkeiten im Normalfall kein Malus, im Gegenteil es wird vielerorts erwartet. Deshalb zeigen sich Politker und andere, die etwas gelten wollen, dort so gerne auf Charity-Veranstaltungen. In diesem Fall fällt der Universität plötzlich ein Mißbrauch auf und es erscheint ihr auch wichtig genug, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Zufälle gibt’s.
Über die Hintergründe lässt sich nun trefflich spekulieren. Wollten die Plagiatsjäger U.v.d.L., die gegenwärtig ihre Dissertation auf dem Prüfstand haben, die allgemeine akademische Unredlichkeit von Fr. v.d.L. noch unterstreichen? Möglich, aber halte ich für weniger wahrscheinlich. Für die Beurteilung der Dissertation sollte der kreative Umgang bei der Erstellung dieses Teils des Lebenslaufs keine Rolle spielen.
Sehen hier Einige die Möglichkeit gekommen U.v.d.L. (endlich?) abzusägen? Immerhin war sie bereits mehrmals als Kanzlerkandidatin im Gespräch und eine Merkeldämmerung erscheint gegenwärtig nun auch nicht mehr so fern.
Politisch hat U.v.d.L. wo immer sie auftauchte Chaos hinterlassen, da sie zwar durchsetzungsstark und rhetorisch nicht ungeschickt, aber selbstherrlich und vollkommen ohne Sachverstand agiert. Ihr kürzlich bekannt gewordener Plan Unternehmensberater für 286 Millionen mit einer 214 Millionen teuren Option auf Verlängerung anzuheuern, ist da nur die Letzte der Merkwürdigkeiten in Flintenuschis Gebahren. Mit ihrer befehlenden Art dürfte sie sich auch nicht nur Freunde gemacht haben, aber als Kanzlerfreundin war sie bisher sakrosankt.
Oder gibt es sogar amerikanische Kreise, die sie politisch deaktivieren wollen?
Fazit
Es wäre nicht schlecht wenn gefährliche Blender wie U.v.d.L. von der Bildfläche verschwinden würden, das heißt aber nicht, daß die Kreise, die hinter dieser Kampagne stehen, um einen Deut besser sind. Sie sehen halt nur ihre Chanche gekommen. Vom demokratischen Standpunkt aus wäre es gesünder, würden solche Perosnen gar nicht erst aufsteigen und wenn aus Versehen doch, dann spätestens bei der nächsten Wahl durch das Volk beseitigt werden.
Seit der Angelegenheit mit den Internetsperren halte ich Fr. U.v.d.L. tatsächlich für gefährlich. Sie will um jeden Preis ihre Meinung durchgesetzt haben, duldet keinen Widerspruch und ist beratungsresistent, selbst wenn ihr ihre Behauptungen als nachweislich falsch dargelegt werden, beharrt sie auf ihrem falschen Standpunkt, wenn es ihrem Fortkommen dient. Solche Leute an den Schaltstellen der Macht, können kriegsauslösend sein.
Nachtrag 12.10.2015
Die Stanford University hat jetzt offiziell ihre Anschuldigungen zum angeblichen Namensmißbrauch der Universität zurückgezogen. Fr. v.d.L. darf also ihren richtigen, aber zweifelsohne geschönten Lebenslauf weiter verbreiten. Offen bleibt allerdings, wer mit welchem konkreten Ziel daintersteckte. Sicher ist auch, daß Fr. v.d.L., wie auch Fr. Merkel politisch schnellst möglich entsorgt gehören und zwar auf demokratische Art und Weise und nicht durch haltlose Beschuldigungen.