Was nicht alles zu Deutschland gehört: Nkosi Sikelel’iAfrika

Ich persönlich kann und konnte Nationalfeiertagen nie wirklich etwas abgewinnen, insbesondere den dabei unvermeidlich auftretenden Selbstbeweihräucherungen von Politikern, meist auch noch zu Ereignissen zu denen sie nicht das geringste beigetragen haben. Am angenehmsten finde ich es noch in den Ländern, wo das Volk einfach ein riesiges Volksfest daraus macht und sich des Lebens freut.

In Deutschland finde ich es äußerst zweifelhaft — auch wenn es bei dem Hang zum Klerikalen der politischen Kaderschicht nachvollziehbar ist —, wenn die zentrale Feier eines durch und durch säkularen Ereignissen und der „Tag der Deutschen Einheit“ ist ein Solches, eines an und für sich säkularen Staates mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeleitet wird.

Wenn sich nun auch noch der Bundespräsident Joachim Gauck quasiplagiatorisch bei seinem unsäglichen Vorgänger Christian Wullf bedient und Nkosi Sikelel’iAfrika als zu Deutschland gehörig bezeichnet, kommt bei mir einfach nur Befremden auf.

Nkosi Sikelel’iAfrika ist zwar ein hoch religiöses Lied, aber dennoch als politisches Widerstandslied zu verstehen. Von dem Lied gibt es auch eine Adaption der in Brasilien überaus erfolgreichen Gruppe „Olodum“. Außerdem sind die ersten zwei Strophen davon Bestandteil der südafrikanischen Nationalhymne.

Herr, segne Afrika.
Möge sein Geist (wörtl. ‚Horn‘) aufsteigen
Erhöre auch unsere Gebete.
Herr, segne uns, seine (Afrikas) Familie.

Herr, beschütze dein Volk,
Beende du Kriege und Zwistigkeiten.
Beschütze, beschütze dein Volk;
Volk von Südafrika – Südafrika.

Mich befremdet überhaupt nicht, daß es gesungen wurde, nur will mir nicht in Kopf, welchen Grund der Bundespräsident sieht, dieses Lied als zu Deutschland gehörig zu bezeichnen. Wenn wir noch afrikanische Kolonien hätten, aber die haben wir schon lange nicht mehr. Es besteht nicht der geringste Zusammenhang zu den historischen Ereignissen in Deutschland, schon gar nicht zu denen der Einheit, oder zu den Bürgern Deutschlands. Nebenbeibemerkt würden sich die Afrikaner wohl auch fragen, was diese Vereinahmung zu bedeuten hat.

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