Automatisierungsgrad und Redundanz bei Twitter

Daß der Wind bei Twitter für dessen Mitarbeiter eiskalt geworden ist, seit dem Kauf durch Elon Musk und der angefangen hat den Laden aufzuräumen ist inzwischen Allgemeinwissen und die woke Blase schäumt vor Wut und dennoch läuft Twitter weiter wie bisher. Diese Woche hat nun ein ehemaliger Mitarbeiter von Twitter versucht zu erklären, warum Twitter trotz der Massenentlassungen weiterhin recht stabil läuft. Golem hat dazu einen kurzen Artikel (Archivverweis) veröffentlicht, der auf den Blogeintrag (engl.) des ehemaligen Angestellten Matthew Tejo verweist (Archivverweis):

Die kurze Antwort: Twitter setzt auf Automatisierung, wo es geht. So repariert sich etwa der Seiten-Cache, der viele Anfragen und Assets mit möglichst wenig Latenz laden soll, von selbst. Sobald ein Server im zuständigen Cache-Cluster ausfällt, sucht sich der zuständige Dienst ein redundantes System aus der Reserve aus und integriert diesen automatisch wieder fürs Caching.

Wichtig ist laut Tejo die generell großzügig ausgelegte Redundanz in Twitters Rechenzentren. Die maximal verfügbare Kapazität aller Server beträgt 200 Prozent für Desaster-Szenarien, verteilt auf zwei Rechenzentren. Im Normalbetrieb wird sichergestellt, dass die Rechenzentren jeweils nur mit maximal 50 Prozent Kapazität belastet werden. Entsprechend viel Spiel ist verfügbar, sollten Server ausfallen und diese kurzfristig nicht ersetzt werden können. Und das könnte mit dem aktuellen Mitarbeitermangel im Unternehmen wahrscheinlicher vorkommen.

Das fasst den Blogeintrag auch schon zusammen, oder noch kürzer: Hoher Automatisierungsgrad in Kombination mit hochdimensionierter und redundanter Rechenleistung. Und doch erklärt das das Wesentliche nicht. An den Aussagen zur technischen Austattung von Twitter will und kann ich nicht zweifeln, es funktioniert recht gut und ich kann seine Aussagen auch nicht prüfen. Allein die Tatsache, daß es läuft spricht für sich.

Also mal angenommen sie haben tatsächlich einen sehr hohen Automatisierungsggrad bei oppulenter Hardwareausstattung, was zum Geier haben dann die tausenden Angestellten, die man entlassen konnte ohne das sie merkbar fehlen, den lieben langen Tag gemacht? Also außer Nägel lackiert und gegessen? Auch bei Twitter als kommerziellem Unternehmen glaube ich nicht, daß um die ⅔ der Angestellten als „Notfallreserve“ permanent vorrätig gehalten wurden. Interessant auch die Rundmail von Elon Musk an die Angestellten bei Twittern mit der, für ein Softwareunternehmen äußerst merkwürdigen Aufforderung sich zu melden wer denn aktuell überhaupt Software schreibe:

Anyone who actually writes software, please report to the 10th floor at 2 p.m. today,” he wrote in a two-paragraph message, which was viewed by The New York Times. “Thanks, Elon.”

Selbst unter der Annahme, daß dort etliche Aktivisten mit gut bezahlten „Bullshitjobs“ versorgt wurden, musste

  1. das scheinbar „überflüssige“ Kapital für die und
  2. das Know how zur Programmierung der Maschine Twitter vorhanden gewesen sein.

Da sie offensichtlich nicht für den technisch-operativen Betrieb von Twitter notwendig waren, muss irgendjemand bereit gewesen sein enorme Summen in sie zu investieren. Warum?

Was also ist bei Twitter tatsächlich gelaufen, bevor Elon Musk wie der Fuchs in den Hühnerstall eingefallen ist?

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