Der Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, hält die Fusion der Deutschen und der Lodoner Börse für „gottgewollt“. Aber wahrscheinlich wird später versucht werden, seine Aussage als witzig-selbstironisch darzustellen.
Auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch hat Kengeter vor ein paar Hundert Zuhörern deshalb alle Zweifler erinnert, dass er in göttlicher Mission unterwegs sei. „Die Fusion ist gottgewollt“, sagte der Börsenchef. Eher unwahrscheinlich, dass Frankfurts Pfarrer den Satz bald von der Kanzel predigen.
Da bekanntlich die Wege des Herrn unergründlich sind, sollte auch bedacht werden, daß gottgewollt nicht gleichbedeutend mit erfolgreich im Sinne des Sprechers ist. Vielleicht möchte sich der Allmächtige (oder gar die Allmächtig_*inne[n]) auch nur der beiden Börsen auf elegante Art und Weise entledigen.
Immer wenn jemand transzendente Begründungen für sein Handeln anführt, zeugt dies vom Fehlen überzeugender Sachargumente für eine Angelegenheit bzw. es soll die Diskussion über eine bereits getroffene Entscheidung verhindert werden. Bei dererlei Argumentationsmustern sollte man genauestens hinsehen, denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um den Versuch eine Sauerei zu verbergen. In der deutschen Politik hören wir ja auch permanent Dieses oder Jenes sei alternativlos®, quasi das säkulare Synonym für gottgewollt.