Bei einem Auftritt von Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei der gemeinsamen Tagung der Evangelischen und der Katholischen Akademie am 2. Februar in Berlin lieferte er einen Offenbarungseid der Politik. Er unterstrich die kühne Hypothese von der Unverzichtbarkeit der Kirchen.
Die Kirchen sind für das Gemeinwesen unverzichtbar. Sie haben einiges zu bieten, was die Politik aus sich heraus nicht leisten kann.
Für ihn sind die Kirchen
[…] ein sehr starker Akteur mit vielen Ressourcen.
Hier hätte es Frank-Walter Steinmeier nicht geschadet, einmal darüber nachzudenken, woher das Geld der Kirchen überhaupt kommt und ob auf allem auf dem „Kirche“ draufsteht überhaupt „Kirche“ drin ist. Der gute Ruf der Kirchen ist in dieser Beziehung vollkommen ungerechtfertigt und nichts weiter als eine Legende. Er ist eigentlich lange genug in der Politik um zu wissen wo die Ressourcen der Kirchen herkommen und durch wen sie finanziert werden. Falls nicht, hätte ihm mit Sicherheit die Zusammenstellung von Carsten Frerk im „Violettbuch Kirchenfinanzen: Wie der Staat die Kirchen finanziert“ die Augen geöffnet.
Durch ihre soziale Arbeit habe die Kirche ein breites Netzwerk aus Kontakten, kenne die Bedürfnisse der Menschen und sei glaubwürdig.
Fassungslos hört man diese Worte von jemandem der selbst einmal Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden wollte. Er gibt hier offen zu, daß die Politik die Bedürfnisse der Menschen nicht kennt. Dem Volk ist das schon lange bekannt. Für wen betreibt er eigentlich Politik, zum Selbstzweck? Bei der Glaubwürdigkeit der Kirchen scheint sich allerdings wieder der religiöse Nebelschleier zu verdichten. Als ob es die Missbrauchsskandale mit ihren systematischen Vertuschungsaktionen nie gegeben hätte. Aber es kommt noch besser.
Zudem könne die Kirche Brücken bilden zwischen Ausgegrenzten und den Besserverdienenden sowie Gutgebildeten und trage so zum Interessenausgleich bei.
Es ist gerade die ureigenste Aufgabe der Politik im Allgemeinen und der SPD im Besonderen genau diesen Interessenausgleich herzustellen. Wenn jetzt Frank-Walter Steinmeier die Behauptung aufstellt, Politik könne dies von sich heraus nicht leisten, stellt sich die Frage, wofür er und die SPD dann überhaupt noch stehen will? Wäre es dann nicht ehrlicher, bei der nächsten Wahl erst gar nicht anzutreten? Gut, Politik und Ehrlichkeit ist wohl der Widerspruch par excellence, aber verwundert es daher, daß Parteien und Kirchen vor ähnlichen Problemen stehen?
Nach Steinmeiers Worten kann man die Kirche nicht als einen Akteur wie jeden anderen – etwa Arbeiterwohlfahrt, Bürgerinitiativen oder Vereine – abhandeln. Was sie einzigartig mache, sei die christliche Botschaft als „eine Kraft der Veränderung“.
Das der christlichen Botschaft eine Kraft der Veränderung innewohnt ist ein erschreckender Euphemismus für das Leid, welches diese Ideologie den Menschen gebracht hat. Es bedurfte schließlich erst der Epoche der Aufklärung, um den Menschen halbwegs aus dem Dunkel des Christentums zu befreien. Die Schaffung von Wohlstand und Sozialsystemen ist eine Veränderung, die mit Sicherheit nicht durch die christliche Botschaft erreicht wurde. Das Christentum hat in zweitausend Jahren nicht annähernd das geschafft, was in zwei Jahrhunderten Aufklärung vollbracht wurde.
die Mitglieder sterben weg, und für viele, gerade junge Menschen sind wir irgendwie ‚out’, vielleicht sogar irrelevant geworden.
Die Kirchen, wie überhaupt Religion im Allgemeinen, vergiften mit ihren Märchenerzählungen den Verstand eines jeden aufgeklärten Menschen. Beten und Ignoranz der Realität hat noch zu keiner Zeit irgendein Problem gelöst. Nun also gibt Steinmeier selbst zu, daß seine Partei den Interessenausgleich in der Gesellschaft nicht lösen kann und will diese Aufgabe Institutionen mit archaischen, nachweisbar falschem Gedankengut überlassen. Warum sollten (junge) Menschen ihn oder seine Partei dann überhaupt wählen? Dazu liefert er keine Erklärung!
Wenn man die Äußerungen von Frank-Walter Steinmeier liest und sich die systematische Behinderung der Trennung von Staat Kirche durch den Vorstand der SPD vor Augen führt, wird einem gewahr, wie dringend ein Projekt „Aufklärung 2.0“ benötigt wird.
Es ist leider eine nicht zu übersehende Tatsache, daß die etablierten „Volksparteien“ ihr Heil in der Vergangenheit suchen, da sie keine tragfähigen Modelle für die Zukunft dieses Landes haben.
[…] aber auch die FDP und in den letzten Jahren besonders die SPD frömmeln massiv (Gabriel, Nahles, Steinmeier) und das bei einer immer weiter zunehmenden Säkularisierung der Bevölkerung. Auch die […]
[…] Auch Frank-Walter Steinmeier (SPD) hält die Kirchen für unverzichtbar. […]